"Nicht ganz einfacher Winter": BMW muss auf Concession-Rahmen verzichten

Eine Änderung des WSBK-Reglements setzt BMW unter Druck: In Kombination mit dem schlechten Wetter bei den Tests ergeben sich einige Herausforderungen

(Motorsport-Total.com) - BMW ist der Hersteller, der vermutlich am stärksten unter den schlechten Bedingungen bei den Wintertests der Superbike-WM in Jerez (Spanien) und Portimao (Portugal) leiden musste. Als einziger der bereits im Vorjahr aktiven Hersteller schickt BMW ein neues Homologationsmodell an den Start.

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglus BMW M1000RR

In der BMW M1000RR von Toprak Razgatlioglu ist der Serien-Rahmen verbaut Zoom

In Kombination mit dem neu eingeführten Fuel-Flow-Limit und der recht spontanen Regeländerung bezüglich der Legalität des im Vorjahr verwendeten Concession-Rahmens ergeben sich für den deutschen Hersteller einige Herausforderungen bei der Entwicklung der M1000RR.

Sowohl in Jerez als auch in Portimao fiel mehr als die Hälfte der Fahrzeit ins Wasser. Wirklich gute Bedingungen gab es weder in Andalusien noch in Portugal. Sehr starker Wind und teilweise feuchte Stellen an den besseren der vier Testtage verhinderten Fabelzeiten und begrenzten die Aussagekraft der Tests.

Regenflagge

Schlechtes Wetter verkürzte auch in Portimao die Testzeit Zoom

Im Fall von BMW kommt noch die Verletzung von Weltmeister Toprak Razgatlioglu hinzu. Den Test in Jerez verpasste der Titelverteidiger auf Grund des gebrochenen Zeigefingers. Beim finalen Europa-Test in Portimao fuhr er am ersten Tag immerhin 60 Runden, musste allerdings seine Bremstechnik anpassen (wie Razgatlioglu trotz der Fingerverletzung hart bremsen konnte).

Super-Concessions: Warum BMW zurückrüsten muss

Das hitzigste Thema war zweifellos die Anpassung des Reglements. BMW wird die weitere Verwendung der im Vorjahr noch erlaubten Zugeständnisse untersagt. Doch der Reihe nach. Auf Grund der ausbleibenden Erfolge in der Saison 2023 erhielt BMW in der WSBK 2024 die Möglichkeit, ein Bauteil mit Hilfe der Super-Concessions zu modifizieren.

BMW M1000RR

Der Rahmen der BMW M1000RR entspricht ab 2025 der Serie Zoom

BMW entschied sich, die Steifigkeit des Rahmens anzupassen. Dieser wurde laut Aussagen von Technikdirektor Chris Gonschor im einstelligen Prozentbereich modifiziert, um das Fahrverhalten zu optimieren. Dieses Zugeständnis hätte BMW eigentlich auf das neue 2025er-Modell anwenden können, da sich dieses Bauteil nicht signifikant vom Rahmen der 2024er-Version unterscheidet.

Die Serienverantwortlichen passten das Reglement aber im Bereich der Concessions an und fügten hinzu, dass ein Hersteller nur dann weiterhin das modifizierte Concession-Bauteil verwenden darf, wenn er weiterhin Anspruch auf Zugeständnisse hat.


Fotos: WSBK 2025: BMW präsentiert Toprak Razgatlioglus neue M1000RR


Und mit Blick auf die Erfolge von Toprak Razgatlioglu in der WSBK 2024 stellt sich die Frage nach Zugeständnissen nicht länger. Auf seinem Weg zum ersten WM-Titel für BMW in der seriennahen Meisterschaft gewann Razgatlioglu 18 Rennen und war der dominante Fahrer der Saison. Ohne die schwere Verletzung, die sich Razgatlioglu in Magny-Cours zuzog, hätte er die WM voraussichtlich bereits beim neunten oder zehnten der zwölf Events für sich entschieden.

BMW ist laut Sven Blusch "bereit für Phillip Island"

Im Lager von BMW ärgert man sich natürlich über die späte Entscheidung, den Concession-Rahmen nicht länger verwenden zu dürfen. Umso wichtiger waren die Tests in Jerez und Portimao, um ein Gefühl dafür zu erhalten, wie sich das Motorrad mit dem Serienrahmen verhält.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu fuhr beim WSBK-Test in Portimao die Bestzeit Zoom

Die Test-Bestzeit von Razgatlioglu in Portimao lässt andeuten, dass BMW auch in der WSBK-Saison 2025 zu den großen Favoriten zählt. BMW-Rennleiter Sven Blusch ist optimistisch: "Kurz zusammengefasst kann man sagen: Wir sind bereit für Phillip Island. Es war mit Sicherheit ein nicht ganz einfacher Winter, speziell auch mit den Regentagen und den wenigen Trockentagen auf der Strecke."

Sven Blusch; Chris Gonschor

BMW-Rennleiter Sven Blusch mit Technikdirektor Chris Gonschor Zoom

"Trotzdem haben wir am ersten Tag in Portimao gut zeigen können, wo wir stehen. Wir sind auch sehr happy, dass die Verletzung von Toprak am Abheilen ist. Er ist zwar noch nicht bei 100 Prozent, hat aber auf der Strecke schon wieder bewiesen, was für ein Potenzial er in diesem Jahr in Kombination mit der BMW hat", erklärt der BMW-Verantwortliche.

BMW-Testteam sammelt wichtige Daten mit dem neuen Rahmen

Das hauseigene Testteam war für BMW eine große Hilfe, um die Entwicklung der 2025er-Maschine zu beschleunigen, vor allem mit Blick auf die Verletzung von Razgatlioglu und die Tatsache, dass BMW nur noch zwei Stammpiloten hat. Die Testpiloten Markus Reiterberger und Sylvain Guintoli drehten viele Runden und lieferten mit ihrer Arbeit zusätzliche Informationen.

Markus Reiterberger

Toprak Razgatlioglu überließ Testpilot Markus Reiterberger sein Motorrad Zoom

"Das Testteam hat in allen Wetterbedingungen getestet, ordentlich Grundlagen erarbeitet und letzte Teile für den Renneinsatz 2025 abgesichert und bestätigt", erklärt BMW-Technikdirektor Christian Gonschor. "Markus und Sylvain haben fleißig Runden gedreht und alle Testaufträge abgearbeitet, und das, obwohl Sylvain in Portimao gesundheitlich leicht angeschlagen war."


WSBK 2025: Vorsaisontest in Portimao

Markus Reiterberger wurde zudem beauftragt, die Motorräder von Toprak Razgatlioglu zu testen, bevor der Türke die Arbeit aufnahm. "Wir haben sämtliche Sachen durchprobiert, womit die Ingenieure sehr zufrieden waren", erklärt Reiterberger.

"Das ist für mich als Testfahrer auch wichtig: Dass ich Erkenntnisse beisteuern kann, mit denen die Ingenieure und das Team dann ordentlich arbeiten können und dass es dem Projekt auch etwas bringt", so der Deutsche.

Markus Reiterberger

Markus Reiterberger pilotierte in Jerez und Portimao das Motorrad von Toprak Razgatlioglu Zoom

"Daher ist mein Ziel nicht unbedingt, eine schnelle Runde zu fahren", bemerkt der Deutsche, der sowohl in Jerez als auch in Portimao fleißig Runden abspulte. "Es waren alles in allem coole Tests, wir haben viel Zeit miteinander verbracht und viele Daten gesammelt. Ich denke, wir haben eine gute Vorarbeit geleistet, sodass das Werksteam für Phillip Island jetzt eine gute Basis hat. Ich bin sehr froh und dankbar, Teil davon zu sein", so der ehemalige IDM-Champion.

Markus Reiterberger

Markus Reiterberger arbeitete ein umfangreiches Testprogramm ab Zoom

Sylvain Guintoli ist überzeugt, dass BMW gut gerüstet ist für die WSBK 2025. "Wir konnten viele Kilometer abdecken, sowohl bei nassen als auch bei trockenen Bedingungen", berichtet der Franzose. "Alles in allem haben wir alles erledigt, und ich bin wirklich zufrieden damit. Es fühlt sich gut an, dass jetzt alles bereit ist für die erste Runde auf Phillip Island. Es war großartige Arbeit des Testteams und auch des Werksteams. Die Zusammenarbeit hat sehr viel Spaß gemacht."

Nur noch Feinschliff nötig: BMW ist laut eigenen Aussagen gut vorbereitet

Auch Technikdirektor Gonschor ist überzeugt, dass BMW für die WSBK 2025 gut vorbereitet ist. "Toprak hat im Trockenen die Wettbewerbsfähigkeit des Bikes für 2025 auf Rennreifen bestätigt und sein Testprogramm trotz seiner Handverletzung vorbildlich durchgezogen und in Summe 60 wertvolle Runden absolviert", fasst der BMW-Technikdirektor zusammen.

BMW M1000RR

BMW schickt in der WSBK 2025 nur noch die beiden Werkspiloten an den Start Zoom

"Bei den beiden Testevents in Jerez und Portimao konnten wir somit die Performance der M1000RR im Trockenen bestätigen, Komponenten aussortieren und das Bike an die neuen Regularien für 2025 anpassen", so Gonschor.

"Bike, Fahrer und Technikcrew sind bereit und hoch motiviert, mit der neuen M1000 RR ihre Reise nach Australien anzutreten, wo vor dem ersten Rennen der Saison noch zwei wertvolle Testtage anstehen, um die finalen Erkenntnisse aus den Vorsaison-Tests einfließen zu lassen und den Feinschliff abzuschließen", erklärt der BMW-Technikdirektor.

Neueste Kommentare