SS23: Grönholm holt siebten Finnland-Sieg
Zum siebten Mal hat Marcus Grönholm die Rallye Finnland gewonnen und damit Geschichte geschrieben - Jetzt spricht er auch vom Titelgewinn
(Motorsport-Total.com) - An diesem Wochenende hat sich Ford-Werkspilot Marcus Grönholm endültig zum "König von Finnland" gekrönt. Zum siebten Mal hat der Finne seinen Heimlauf gewonnen - so oft wie das in der Geschichte der modernen Rallye-Weltmeisterschaft noch kein anderer Pilot geschafft hat. Von den insgesamt 23 Wertungsprüfungen hat "Bosse" 17 für sich entschieden. Allerdings konnte er der Konkurrenz damit nicht so enteilen, wie das den Anschein machen könnte.

© Ford
Marcus Grönholm: Da geht's lang zum Rekordsieg in Finnland
In seinem Teamkollegen Mikko Hirvonen hatte Grönholm über weite Strecken einen hartnäckigen Verfolger. Am Freitag konnte Hirvonen seinem routinierten Kollegen sogar kurz die Führung wegnehmen, dann konnterte Grönholm, doch die beiden trennten lange Zeit nur Zehntelsekunden. Erst am gestrigen Samstag konnte Grönholm etwas davon ziehen und seinen Vorsprung von 4,4 auf 20 Sekunden ausbauen, im Ziel waren es 24,2 Sekunden. Am heutigen Sonntag fuhr er seinen Rekordsieg dann sicher nach Hause.#w1#
Grönholm nun 13 Punkte vor Loeb
Da Rivale Sébastien Loeb mit über einer Minute Rückstand nur Dritter wurde, konnte Grönholm in der Weltmeisterschaft jetzt weiter enteilen: Mit 75 Punkten hat er jetzt 13 Zähler mehr als der Citroën-Pilot. Ein wichtiges Polster, denn es stehen noch vier Asphaltrallyes an, bei denen Loeb als Favorit gilt. In der Herstellerwertung konnte Ford mit dem Doppelsieg die maximale Punktzahl holen und hat mit jetzt 132 Punkten 40 Zähler Vorsprung auf Citroën.
"Es sieht jetzt sehr gut aus für mich", sprudelte es aus dem sonst nicht so redefreudigen Grönholm richtiggehend heraus. "Fast wären es ja acht Siege hier in Finnland gewesen, aber 2000 hat es ja nicht geklappt. Als ich in den 1990er Jahren hier gefahren bin, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich hier siebenmal gewinnen kann!" Natürlich nahm "Bosse" auch gern die zehn Punkte für den Sieg mit. "Ja, es ist schön, noch einmal zehn Punkte mehr zu haben", sagte er. "Jetzt geht es nach Deutschland, da ist so ein Polster ganz wichtig - aber jetzt freue ich mich schon drauf, in diesem Jahr den Titel zu holen!"
Hirvonen: "War eine fantastische Rallye!"
Hirvonen hatte sich zwar sehnlichst gewünscht, seinen Heimlauf zu gewinnen, freut sich aber auch über seinen zweiten Platz. Denn ihm ist am wichtigsten, dass er in den finnischen Wäldern mit dem übermächtigen Grönholm mithalten konnte. Das sei noch mehr Bestätigung als die Tatsache, dass er mit Loeb einen dreimaligen Weltmeister hinter sich gelassen habe. "Es war eine fantastische Rallye für mich", bilanzierte der Finne. "Solange ich mit Marcus' Speed mithalten kann, bin ich sehr happy!"
Loeb konnte nichts ausrichten
Loeb konnte das ganze Wochenende über nichts gegen die beiden Ford-Piloten ausrichten. Eine Bestzeit konnte er holen, doch ansonsten musste er - wenn auch meistens als Drittschnellster - hinter Grönholm und Hirvonen einordnen. "Ich war immer am Limit und habe Alles gegeben, aber es ging einfach nicht schneller", bilanzierte Loeb. "Ich weiß nicht, wie man da noch schneller fahren kann - aber offensichtlich geht das ja."
Jetzt allerdings geht es auf den deutschen Asphalt rund um Trier, dort will Loeb zurückschlagen. "Ich hoffe, dass es dort besser läuft für mich - es muss dort besser laufen", sagte der Franzose im Ziel. "Hier sind wir in Finnland, da muss man akzeptieren, dass ein Finne schneller ist. Aber wenn ich an die Weltmeisterschaft denke, dann muss ich jetzt viele Siege holen."
Auf Platz vier beendete Subaru-Pilot Chris Atkinson die Rallye. "Am Ende mussten wir ziemlich kämpfen", berichtete der Australier. "Aber die ersten eineinhalb Tage liefen wirklich gut. Jetzt müssen wir weiter unser Auto verbessern." Weniger Glück hatte sein Teamkollege Petter Solberg: Er gab gestern entnervt auf, nachdem sein Impreza trotz aller Änderungen schlichtweg "unfahrbar" blieb.
Henning Solberg nun Vierter der Fahrerwertung
Stobart-Pilot Henning Solberg hatte mit seiner Taktik wieder Erfolg: Umsichtig und konstant fahren und im Idealfall vom Ausfall anderer profitieren. Nachdem vor ihm Bruder Petter Solberg und Citroën-Pilot Daniel Sordo ausfielen, rutschte der Stobart-Pilot auf Platz fünf und erreichte damit sein Ziel. Solberg hatte sich ein Top-5-Finish vorgenommen. In der Fahrerwertung konnte er damit seinen Bruder überholen und liegt nun punktgleich mit Sordo auf Platz vier (28 Punkte). Im Ziel blickte der Norweger schon voraus: "Ich muss jetzt viel auf Asphalt trainieren", sagte er im Hinblick auf die kommenden Rallyes. "Dazu werde ich unter anderem viel GoKart fahren. Und dann werden wir sehen, wo ich am Ende lande. Aber bisher bin ich mit meiner Saison wirklich sehr zufrieden."
Dahinter feierte Xevi Pons ein erfolgreiches Debüt im Subaru Impreza - der junge Spanier wurde Sechster. "Ich bin sehr glücklich damit", freute sich der Spanier. "Das Feeling im Impreza ist sehr gut und das macht mich zuversichtlich für die Zukunft."
Spannung auf den letzten Punkterängen
Da mit Jari-Matti Latvala, Solberg, Sordo und Manfred Stohl im Laufe der Rallye gleich vier WRC-Piloten die Segel streichen mussten, hatten Privatiers die Chance auf Punkteränge. Der Este Urmo Aava im Mitsubishi holte sich Platz sieben, obwohl er mit technischen Problemen am Auto in der letzten Prüfung gerade noch ins Ziel kam. "Das ist sehr, sehr gut", bilanzierte der Este. "Ich hätte nie gedacht, dass wir hier Siebter werden können." Bei der Rallye Deutschland wird Aava wieder in der J-WRC antreten.
Der letzte Punkterang ging an Mads Östberg in einem privat eingesetzten Subaru. Allerdings war es in der Abschlussprüfung noch einmal spannend, weil auch Östberg technische Probleme bekam. Aber auch er konnte sich ins Ziel retten und hatte am Ende einen Vorsprung von 7,5 Sekunden auf den Briten Guy Wilks im Ford. Damit konnte sich Östberg seinen ersten WM-Punkt holen. "Das war wirklich hart, ich hatte nur noch Vorderrad-Antrieb, das war wirklich unglaublich", schilderte er im Ziel. "Wir hatten das ganze Wochenende über Probleme, diese Rallye war echt heftig."

