• 07.05.2021 11:13

  • von Jason Vogel, Übersetzung: Roland Hildebrandt

Scheunenfund: Über 60 Chevrolet Chevette in Brasilien entdeckt

Ein Rechtsstreit hat dazu geführt, dass diese alten Taxis aus Brasilien über Jahrzehnte herumstanden Jetzt werden sie günstig verkauft

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Bestimmt haben Sie auch schon einmal ein Video gesehen, in dem automobile Scheunenfunde nach Jahrzehnten entdeckt werden. Ein Tor geht auf und man denkt sich: Was zum Teufel? Genau so ein Erlebnis gab es jetzt in Brasilien.

Titel-Bild zur News:

Antigos VW Gol usados com táxi abandonados no RJ Zoom

Auf einem Bauernhof im brasilianischen Xerém, das im Bundesstaat Rio de Janeiro liegt, fand man rund 60 Autos Stoßstange an Stoßstange und Tür an Tür. Es sind vor allem Chevrolet Chevette L 1.6/S und Chevette Junior 1.0 aus den Jahren 1992 und 1993, dazu ein paar Exemplare des Volkswagen Gol und ein Chevy Corsa. Die Maschinen stehen unter einem Schuppen, der auch den Schweinestall einer kleinen Familie von Ferkeln beherbergt.

Unsere Kollegen von Motor1.com Brasilien haben diese bizarre Sammlung gefunden und mussten die Szenerie natürlich filmen, fotografieren und darüber schreiben.

Die eckigen Formen der Chevrolet Chevette verstärken den Eindruck, dass wir uns in einem Tetris-Spiel in Originalgröße befinden, aber wenn man genau hinsieht, bemerkt man, dass es auch einige "eckige" VW Gol gibt. Bis vor einigen Wochen war der optische Schock noch größer: Unter demselben Dach waren 96 Autos untergebracht.

Vielleicht werden Sie jetzt sagen: Chevette? Noch nie gehört. Aber optisch ähneln die Dinger stark dem Opel Kadett C. Das stimmt: Zwischen 1980 und 1982 gab es auf dem deutschen Markt eine Opel Chevette, die bei Vauxhall vom Band lief und ein Kadett C mit anderer Frontpartie war.

Großes Chevrolet-Chevette-Asyl in Rio de Janeiro entdeckt

Großes Chevrolet-Chevette-Asyl in Rio de Janeiro entdeckt Zoom

Die brasilianische Chevrolet Chevette erschien 1973 parallel zum Kadett C, blieb aber 20 Jahre lang bis 1993 in Produkion. Nachfolger war der Chevrolet Corsa auf Basis des Opel Corsa B. Auch von diesem Modell fand man einige Exemplare auf dem Bauernhof.

Alle Autos sind pensionierte Taxis - oder Ex-Kombattanten, wie man in Rio de Janeiro-Sprache sagt. Sie gehörten zum großen Fuhrpark von Pascoal da Ressurreição Afonso Rego, der in Rio einst als "Taxi-König" bekannt war.

Trotz der dicken Staubschicht kann man erkennen, dass die Autos alle javagelb sind - eine Farbe, die Volkswagen 1977 auf den Markt brachte und die zwei Jahre später zum Standardfarbton für Taxis in der Stadt Rio de Janeiro wurde. Allerdings haben diese Fahrzeuge ihre baltikblauen Seitenstreifen und das Licht auf dem Dach verloren. Auch die Taxameter und Taxi-spezifischen Nummernschilder wurden entfernt.

Großes Chevrolet-Chevette-Asyl in Rio de Janeiro entdeckt

Großes Chevrolet-Chevette-Asyl in Rio de Janeiro entdeckt Zoom

Die gelben Chevette und Gol gehörten bis Ende der 1990er Jahre zum Stadtbild, als die größeren und vor allem viertürigen VW Santana begannen, die Taxi-Szene zu dominieren.

Die Autos, die heute in Xerém stehen, sind meist aus den Jahren 1992 und 1993. Sie waren aufgrund alter Vorschriften des städtischen Transportsekretariats von Rio nur drei Jahre lang auf der Straße. In dieser Zeit hatten sie eine hohe Kilometerleistung, denn die Fahrer legten täglich 170 bis 200 Kilometer im Stadtverkehr zurück.

Als sie ausgemustert wurden, brachte man die Autos in ein Lagerhaus im Stadtteil Rocha (in Rios nördlicher Zone), dem Hauptsitz von Pascoals Taxi-Imperium. Ein alter Rechtsstreit mit der Landesregierung verhinderte damals jedoch den Verkauf - und so verstaubten die Autos dort über 20 Jahre lang.

Vor acht Jahren starb Pascoal im Alter von 92 Jahren, und das Unternehmen ging in die Hände von 14 Erben über. Die alten Taxis blieben sozusagen vergessen im Rocha-Schuppen, bis im letzten Jahr ein Angebot für die Vermietung dieses Raumes kam.

Großes Chevrolet-Chevette-Asyl in Rio de Janeiro entdeckt

Großes Chevrolet-Chevette-Asyl in Rio de Janeiro entdeckt Zoom

"Das Angebot war nicht nachvollziehbar: Wir befanden uns bereits in der Pandemie, mit schwacher Bewegung und Konkurrenz durch Apps. Mit dem Einzug des Mieters mussten wir die Autos auf dem Familienhof in Xerém lagern", sagt Carlos, einer der Söhne von Pascoal.

In der Zwischenzeit hat die Justiz den Verkauf der Ex-Kombattanten freigegeben. "Ein Junge namens Patrick kam hierher und kaufte zehn Autos. Er hat ein Video gemacht und an die Gruppen der Chevette-Besitzer weitergegeben. Seitdem explodieren die Umsätze. Sogar die Polizei war schon da, weil sie dachten, es sei ein gestohlenes Auto", sagt Carlos.

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Obwohl die alten Taxis komplett sind, werden sie als Schrott zu Preisen zwischen 1.300 und 2.000 Real (umgerechnet rund 400 bis 600 Euro) verkauft. Der Verkäufer sagt, dass es die Mühe nicht wert war, sie alle verkehrstauglich zu machen und die Mühen der Zulassung auf sich zu nehmen.

Carlos möchte auch vermeiden, dass Käufer die Eigentumsübertragung nicht durchführen und mit einem Fahrzeug fahren, das noch auf den Namen der Firma läuft. "Ich habe keine Werbung gemacht. Es war alles durch Mundpropaganda. Trotzdem sind alle Autos bereits reserviert". Nächsten Dienstag soll der Schuppen schon leer sein - erwartet der Erbe.

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