• 30.07.2024 10:46

  • von Roland Hildebrandt

Opel Olympia (1935/1967): Die Geschichte eines sportlichen Namens

Die Olympischen Spiele im Namen: 1935 brachte Opel den ersten Olympia, der später im Olympia Rekord aufging - 1967 folgte ein Olympia auf Kadett-Basis

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris sind derzeit in aller Munde. Grund genug für uns, ein Auto näher vorzustellen, dessen Name sich tatsächlich von dem Sportereignis herleitet: der Opel Olympia. Er bildet nach dem Zweiten Weltkrieg den Grundstein für den Wiederaufstieg der Marke. Zwischen 1967 und 1970 prangt der Name an einem edlen Opel Kadett.
Der erste Opel Olympia

Titel-Bild zur News: Opel Olympia A (1967)

Opel Olympia A (1967) Zoom

Der Opel Olympia ist 1935 das erste deutsche Großserienfahrzeug, das über eine selbsttragende Ganzstahlkarosserie verfügte und dank geringem Gewicht für verbesserte Fahrleistungen und einen geringen Kraftstoffverbrauch sorgt. Zugleich ebnet die Konstruktion der Sicherheitskarosserie moderner Prägung den Weg in die Großserie. Als Nachfolger des Opel 1,3 Liter, der noch bis Oktober 1935 im Opel-Programm bleibt, erhielt er seinen Namen in Anlehnung an die Olympischen Spiele 1936 in Berlin und Garmisch-Partenkirchen.

Der Olympia wird bereits im Februar 1935 auf der 25. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA, die Vorgängerin der IAA) in Berlin vorgestellt und ist noch im selben Jahr zu einem Preis von 2.500 Reichsmark erhältlich.

Wegen seiner selbsttragenden Ganzstahlkarosserie ist der Wagen 14 Prozent leichter als der herkömmlich mit separatem Fahrgestell gebaute Opel 1,3 Liter: 835 kg statt 970 kg. Die selbsttragende Bauweise ermöglicht eine neue und bis heute übliche Fertigungsmethode: Karosserie und Aggregate (Motor, Getriebe, Achsen) feiern am Band mit Hilfe hydraulischer Hebetische die so genannte "Hochzeit". 1936 betreibt die Marke mit dem Blitz in Rüsselsheim das größte Karosserie-Presswerk Europas.

Der Olympia ist als Cabriolimousine oder als zweitürige Limousine erhältlich. Es gibt ihn mit zwei verschiedenen wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotoren: bis 1937 mit dem Seitenventiler des Vorgängermodells Opel 1,3 Liter mit 24 PS (17,7 kW), später 29,5 PS (22 kW) bei 3600/min; ab Ende 1937 mit einem neu entwickelten 1,5-Liter-Motor mit OHV-Ventilsteuerung ("hängende Ventile"), vierfach gelagerter Kurbelwelle und 37 PS (27 kW) Leistung. Bis 1964 ist diese Konstruktion - mit Ausnahme des Kadett-A-Vierzylinders - Basis für alle Vier- und Sechszylindermotoren von Opel.

Bis im Oktober 1940 auf Anordnung der Reichsregierung die Herstellung ziviler Fahrzeuge bei Opel eingestellt werden muss, entstehen 168.875 Olympia-Pkw. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird die Produktion eines überarbeiteten Modells wieder aufgenommen.


Fotostrecke: Opel Olympia (1935/1967)

Im Spätherbst des Jahres 1947 rollt mit dem Opel Olympia der erste Serien-Pkw nach dem Wiederaufbau des Werks in Rüsselsheim vom Band. Der 47er Olympia unterscheidet sich von seinem Vorgänger insbesondere durch eine verbesserte Vorderachse mit Doppelquerlenkern und einen etwas kleineren Radstand.

Die Achse und Lenkung des Zweitürers stammen nun vom Opel Kapitän. Ein Konzept, das die Pkw-Produktion in Rüsselsheim beschleunigt. Schon ein knappes Jahr später geht der größere, viertürige Opel Kapitän in Serie. Und bereits am 8. Juni 1949 melden die Opel-Verantwortlichen die Fertigstellung des 100.000-sten 1,5-Liter-Olympia. Bereits 1950 ist der Opel Olympia neben der Limousine auch als Schnelllieferwagen ab Werk lieferbar.

Olympia Rekord ab 1953

Der erste komplett neu konstruierte Opel nach dem Krieg heißt Olympia Rekord. Mit Pontonkarosserie und verchromtem Haifischmaul läutet der Newcomer 1953 eine neue Zeit ein. Das Design zitiert den Stil der großen US-Limousinen - genau das Richtige für das einsetzende Wirtschaftswunder. Wer erfolgreich ist, möchte dies auch wieder zeigen.

Erstmals fährt neben der geschlossenen Lieferwagen- auch eine Kombiversion mit dem Namen Caravan ab Werk vor. "Ein ideales Fahrzeug, das Schönheit und Zweckmäßigkeit harmonisch vereint - werktags bei der Kundenbelieferung, am Wochenende zu vergnüglicher Erholung", wie es in der damaligen Opel-Werbung heißt. Auf diese Weise verbindet ein deutscher Hersteller zum ersten Mal die Vorteile aus komfortabler Limousine und praktischen Lieferwagen-Kapazitäten in einem für die Großserienproduktion bestimmten Fahrzeug.

Olympia als Edel-Kadett

Bis 1962 nutzt Opel den Namen Olympia als Zusatz beim Rekord. Danach herrscht erst einmal eine Pause. Bis man nach einigen Jahren feststellt, dass die Lücke zwischen dem Kadett und dem Rekord immer größer wird. Kurzerhand macht man den in der Entwicklung befindlichen Kadett C zum Ascona. Doch ehe dieser 1970 auf dem Markt kommt, soll ein aufgebrezelter Kadett B die Zeit überbrücken.

Innerhalb der Opel-Palette kommt der Olympia A im August 1967 als luxuriöse Ergänzung der unteren Mittelklasse auf den Markt. Der Wagen bekommt einen um die Ecken geführten verchromten Kühlergrill mit weiterem Zierrat sowie eine aufwendigere Inneneinrichtung ohne das nackte Blech der einfachen Kadett-Modelle.

Den 4,18 Meter langen Olympia A gibt es in drei neuen Karosserie-Varianten: Die zwei- und viertürigen Limousinen besitzen ein Schrägheck, das allerdings keinen praktischen Nutzen hat, da der Kofferraumdeckel klein bleibt. Verglichen mit den bisherigen Kadett-Limousinen verschlechtern sich sogar die Sichtverhältnisse und der Kofferraum verkleinert sich von 337 auf 315 Liter.

Opel Olympia Rekord Caravan (1953)

Opel Olympia Rekord Caravan (1953) Zoom

Opel-Klassiker im Fahrbericht:
Opel Rekord D (1972-1977) im Fahrbericht: Die goldene Mitte
Zeitreise: Unterwegs im Opel Diplomat Coupé von 1966

Weiterhin gibt es ein neu gestaltetes Coupé (intern: "Coupé F"). Diese Karosserien erhalten fortan auch der Kadett B LS und der Rallye-Kadett. Ab 1971 wird das "Coupé F" für alle übrigen Kadett-Modelle verwendet. Seltsamerweise bekommt der Olympia A im Gegensatz zum Kadett B niemals ein Stufenheck.

Auch der technische Fortschritt, der mit dem Olympia A einherging (Sicherheitslenksäule, schraubengefederte Hinterachse), wird direkt für den Kadett B übernommen. Im Juli 1970 endet die Produktion des Olympia A. Das Modell ist mit 80.697 gebauten Exemplaren kein besonderer Verkaufserfolg, da es sich zu wenig vom günstigeren Opel Kadett B unterscheidet, aber teilweise über 700 Mark mehr kostet.

Neueste Kommentare