• 12.02.2020 11:26

  • von Roland Hildebrandt

Fiat Panda: Ein kleiner Großer wird 40 Jahre alt

Der Fiat Panda erschien 1980 als einfaches Minimalistenauto, sein Name lebt bis heute weiter: Wir blicken zurück auf die Geschichte des Kult-Kleinwagens

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Quadratisch, praktisch, gut: 1980 überraschte der Fiat Panda die Fachwelt. Dank einer witzigen Werbekampagne wurde der einfach, aber clever konzipierte Kleinwagen als "tolle Kiste" auch hierzulande zum Kultobjekt. Die Präsentation des Fiat Panda vor vierzig Jahren im Quirinalspalast vor dem damaligen italienischen Staatspräsidenten Sandro Pertini lässt bereits seine fast institutionelle Rolle gegenüber den Italienern erahnen.

Titel-Bild zur News:

FIAT Panda Zoom

Der Panda war stets ein vielseitiger Begleiter für Reise oder Beruf. Und außerdem klassenlos: Vom einfachen Arbeiter bis zum Fiat-Boss Agnelli, jeder wurde im Panda gesehen. Mit Allradantrieb verwandelte sich der Panda sogar in ein erstzunehmendes Geländefahrzeug. Nachdem er jahrelang als Emblem der Mittelmäßigkeit und Armut gebrandmarkt wurde, bewegt sich der Panda inzwischen auf einem Level mit Italo-Ikonen wie Ferrari und Lamborghini.

Eine Revolution von unten

Nach den Erfahrungen mit dem 127er und den Lösungen von Dante Giacosa sah Fiat Ende der 1970er Jahre die Notwendigkeit, den 126er zu ersetzen, der noch auf der etwas archaischen Idee des luftgekühlten Motors und des Heckantriebs aus den Zeiten von 500 und 600 basierte.

Giorgetto Giugiaro kümmerte sich darum, dem Fiat Panda eine Form zu geben, eine kleine Kiste, die sich durch eine kluge Verteilung des Innenraums auszeichnet, auch dank des "Alles nach Vorne"-Konzepts. Frontantrieb plus Frontmotor.

Giugiaro beschrieb seine Idee hinter dem Panda-Konzept im Februar 1980 der italienischen Tageszeitung "La Stampa" wie folgt: "Der Panda ist wie eine Jeans: ein einfaches, praktisches Kleidungsstück ohne Zierde. Ich habe ihn wie ein Stück Militärausrüstung entworfen - insbesondere wie einen Hubschrauber: etwas leichtes, rationales und für einen bestimmten Zweck optimiertes."

Die erste Serie

1980 debütierte der erste Fiat Panda, dessen Preise bei weniger als 4 Millionen Lire begannen. Zur besseren Einordnung: Noch 1986 war der Panda 30 mit 9.790 DM eines der günstigsten Autos auf dem deutschen Markt und rund 3.000 DM billiger als der einfachste VW Polo. Mit dem alten luftgekühlten Zweizylinder aus dem Fiat 126 (652 ccm und 30 PS) und dem Vierzylinder vom 127 (903 ccm und 45 PS) wurde er schnell zum Bestseller.

Fiat Panda

Fiat Panda Zoom

Den Motorraum hatte man so konzipiert, dass er entweder eine Quer- oder eine Längsmotorisierung zuließ: In der Praxis wurde der asymmetrische Kühlergrill in Wagenfarbe so angeordnet, dass der Einlass beim luftgekühlten Panda 30 auf der rechten Seite und beim wassergekühlten Panda 45 auf der linken Seite liegt.

Der Panda wurde bald Teil der einheimischen Stadt-Fauna der Stadt. Aber auch Bergbewohner lernten ihn schätzen: Von Juni 1983 an wurde ein geländegängiger Panda 4×4 mit zuschaltbarem Allradantrieb angeboten, der 1984 als "Pandakar" sogar an der Rallye Paris-Dakar teilnahm. Der Allradantrieb war eine Entwicklung von Steyr-Puch in Graz, dort wurde das Auto auch montiert.

Der Motor des rund 850 Kilogramm schweren Wagens hatte 948 Kubikzentimeter Hubraum und 48 PS Leistung. Durch eine spezielle Kunststoffabdeckung, die anstelle der Heckklappe montiert wird, veränderte sich der Panda insbesondere in Italien auch zu einem Minivan, der von der Telefongesellschaft SIP viel genutzt wurde. Giugiaro selbst hatte noch viele Ideen zum Panda, darunter etwa einen komplett offenen Strandwagen.

Das große Facelift

1986 erhielt der Panda einige Retuschen, hauptsächlich an der Front und der Heckklappe, wobei Form und Substanz unverändert blieben. Neu waren das stufenlose Automatikgetriebe, der 1.3 Diesel (bis 1992) und vor allem der Fire-Benziner mit 1,0 Liter Hubraum. Letzerer entwickelte sich über die Jahre dann zum 1.1 und erreichte eine Leistung von 54 PS. Die erste Generation des Panda wurde bis 2003 produziert. Bereits Ende 1996 verschwand der Ur-Panda aber von den meisten europäischen Märkten, darunter Deutschland.

Der Panda, der eigentlich keiner sein sollte

Die neue Generation von 2003, die in Polen produziert wurde, hatte Fiat zunächst Gingo getauft. Doch die Kritik ließ nicht lange auf sich warten: Renault warf Fiat vor, einen zu ähnlichen Namen wie Twingo geprägt zu haben, während Panda-Fans monierten, dass man ein anderes Auto aus dem Nichts, ohne Verbindung zur Vergangenheit, hergestellt habe. So holte man in Turin schnell der alte Name Panda wieder hervor und schuf damit jene Tradition, die Fiat vor allem in diesen Jahren zunehmend fehlte.

Ein ganz anderer Panda

Die zweite Generation machte, um dem harten Wettbewerb besser standhalten zu können, einen qualitativen Sprung gegenüber der vorherigen minimalistischen Serie. Stets ausgestattet mit fünf Türen erhielt der Panda II den neuen Multijet-Benzin- und Dieselmotor mit bis zu 100 PS, gepfefferten 185 km/h Spitze und der einzigen Sportvariante in vierzig Jahren Panda-Geschichte. Für die Sparsameren standen LPG- und Erdgasvarianten zur Verfügung. Dank eines Einstiegspreises von rund 8.000 Euro verkaufte sich der Panda weiterhin wie warme Semmeln. Im Jahr 2004 gewann er sogar den Titel "Auto des Jahres".

Rückkehr zum "Made in Italy"

In der Marchionne-Ära kehrte der "Pandino", wie ihn die Italiener liebevoll nennen, nach langen Verhandlungen mit den Gewerkschaften nach Italien zurück, und zwar nach Pomigliano d'Arco, der ehemaligen Heimat des Alfa Romeo Alfasud. Die dritte Generation des Panda, die noch immer auf dem Markt ist, punktete mit dem neue TwinAir-Zweizylinder, ganz frisch ist seit Ende 2019 der Mildhybrid.

Ein kleines Bergmädchen

Wenn man über den Fiat Panda spricht, ist es unmöglich, nicht an den Panda 4x4 zu denken, der in gewissen Regionen bis heute beliebter ist als der normale Panda. Der Legende nach forderte Fiat-Boss Giovanni Agnelli ein kleines Allradauto, um seine Skihütte in St. Moritz zu erreichen.

Nach dem Facelift brachte Fiat verschiedene Sonderserien des Panda 4x4, darunter den Sisley und Country Club, die etwas an einen Range Rover für Arme erinnern. Mit der zweiten Serie kam der rustikal beplankte Panda Cross, der sich bei der dritten Serie fortsetzt.

Der spanische Zwilling

Der erste Panda wurde auch von Seat produziert, damals noch ein Fiat-Tochterunternehmen auf iberischem Boden. Einzigartig war hier die später "Terra" getaufte Transporterversion Seat Transd auf verlängerter Panda-Basis. Nach der Trennung von Fiat erhielt der Seat Panda ein schweres Facelift und mutierte zum Seat Marbella. Bis 1998 lief dieser vom Band.

Fiat Panda

Fiat Panda Zoom

Seat zeichnet auch für ein ganz besonderes Panda-Unikat verantwortlich. 1982 wollte Papst Johannes Paul II. das Stadion "Camp Nou" in Barcelona aufsuchen, um dort eine Messe zu feiern. Das Problem: Der berühmte Mercedes G mit gläserner Kabine passte nicht durchs Stadiontor. Flugs wurde innerhalb von 15 Tagen ein Seat Panda zum Papamobil umgebaut und legte nur ein paar Stadionrunden zurück.

Klassiker im Fahrbericht:

Zeitreise: Unterwegs im alten Fiat 500
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Die anderen Panda

Zur ersten Generation gehören auch der Fiat Panda Elettra, eine teure Version mit Bleibatterien und geringer Reichweite, und der Italia '90 zur Fußball-WM in Italien, den es auch als eine Art Cabriolet gab. Die zweite Serie testete Brennstoffzellen mit dem Panda Hydrogen, als Teil eines Projekts der Europäischen Gemeinschaft.

Eine Youngtimer-Ikone

Die erste Serie des Fiat Panda ist jetzt ein ideales Sprungbrett für Oldtimer-Neulinge, dank der immer noch niedrigen Preise und der Fülle vieler, wenn auch nicht aller Ersatzteile, die im Umlauf sind. Die Preise starten von einem niedrigen Niveau für fiese Rostlauben und erreichen schon fast fünfstellige Summen für sehr gepflegte (und rostarme) Fahrzeuge der frühen Baujahre oder 4x4.

Mehr als 7.600.000 Exemplare des Panda wurden bislang gebaut, davon mehr als 4.000.000 der ersten und mehr als 2.000.000 der zweiten Generation. Doch besonders die klassische "tolle Kiste" ist selten geworden. Zu oft wurde sie aufgebraucht, bis die Korrosion geradewegs in die Schrottpresse führte.

Nach jüngsten Nachrichten haben sich einige Leute wegen der strengen Emissionsvorschriften Sorgen um den Fortbestand des aktuellen Panda gemacht. Die Präsentation des Centoventi-Konzepts auf dem letzten Genfer Autosalon gibt uns Hoffnung auf eine Reinkarnation des legendären Fiat-Stadtautos. Und wer genauer hinsieht, wird im Centoventi viele Elemente des Ur-Panda entdecken. Auf ein Neues, Fiat!

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