Der Toledo ist in Deutschland nicht mehr erhältlich: Wir blicken zurück auf vier Generationen
Ein bekannter Name ist im Herbst 2018 vom deutschen Markt verschwunden: Der Seat Toledo wird nicht mehr angeboten. Lediglich in Spanien und Mexiko bleibt der einfache, aber geräumige Mittelklässler mit großer Heckklappe weiterhin im Angebot. Rückblende: 1991 war der Seat Toledo das erste wirklich neue Modell der Marke nach der Übernahme durch den Volkswagen-Konzern. In Deutschland fand er viele Fans, die das üppige Platzangebot in Verbindung mit einem günstigen Preis zu schätzen wussten. In unserer Bildergalerie blicken wir zurück auf die vier ganz unterschiedlichen Generationen des Seat Toledo.
Unsere Reise durch die Geschichte des Seat Toledo beginnt bei einem Überblick aller vier Generationen. Das Gruppenbild entstand anlässlich der Premiere des jüngsten Toledo im Jahr 2013. Der Blick auf die Heckansichten zeigt zwei Dinge: Eine durchgehende Designsprache erkennt man nicht, zudem gab es es den Toledo nie in mehr als einer Karosserievariante.
Im direkten Frontalvergleich des Seat Toledo I mit seinem Enkel, dem Toledo IV, fällt es nicht so sehr auf: Doch das jüngste Modell ist 16 Zentimeter länger als sein Urahn.
1991 startete die Toledo-Historie: Es war das erste Modell nach der Übernahme von Seat durch Volkswagen, das technisch auf VW-Komponenten basierte. Genauer gesagt: Golf II und III.
Die Besonderheit des ersten Seat Toledo war seine Karosserieform: Optisch sah er nach Stufenheck aus (beliebt in Südeuropa), es öffnete sich aber eine große Heckklappe.
Mit günstigen Preisen und viel Kofferraum machte der erste Seat Toledo dem VW Jetta und Vento das Leben schwer. Besonders in Ostdeutschland fand der Toledo seine Fans. Einstiegsmotor war ein 1,6-Liter-Benziner mit 71 PS, beliebt war der 1,8-Liter mit 88 PS.
Die Olympischen Sommerspiele 1992 fanden in der Seat-Heimat Barcelona statt. Für den Fackellauf stellte die Marke ein ganz spezielles Sondermodell zur Verfügung: einen elektrisch angetriebenen SEAT Toledo mit einem hinter dem Kühlergrill verborgenen Ladegerät. Das Modell verfügte außerdem über einen Satz Batterien, die 500 Kilogramm wogen und eine Reichweite von 65 Kilometer ermöglichten.
Hunderte von Athleten, Delegierten und Journalisten mussten 1992 in Barcelona jeden Tag zwischen den Wettkampfstätten und dem olympischen Dorf hin- und hergefahren werden. Dafür standen 400 Chauffeure und eine Flotte bestehend aus 2.000 Seat Ibiza, dem offiziellen Fahrzeug der Olympischen Spiele 1992, und dem Seat Toledo bereit.
Auch im Innenraum konnte der erste Seat Toledo seine VW-Golf-Gene nicht verleugnen. Für etwas mehr Pep sorgten optional ein Holzlenkrad und ein Holzschaltknauf.
Diese schicken Ledersitze gehören zum wohl seltensten Toledo der ersten Generation, dem "Toledo Podium": Von dieser Sonderversion wurden nur 25 Stück gefertigt. Jeder der 23 spanischen Medaillengewinner bei Olympia 1992 in Barcelona erhielt ein Fahrzeug, das sich durch seine marineblaue Farbe und exklusive Details auszeichnete, wie zum Beispiel ein tragbares Telefon in der Armstütze und Holzeinlagen im Lenkrad.
Auf 4,32 Meter streckte sich der erste Toledo. Dazu kam ein Radstand von 2,47 Meter. Dieses Maß entsprach exakt dem des VW Golf II und III.
Natürlich gab es beim Toledo nie eine Cupra-Version. Das Höchstmaß an sportlichen Gefühlen bot bei der ersten Generation ein 150 PS starker Benziner.
Im Herbst 1995 wurde der Seat Toledo I gründlich überarbeitet. Bis 1999 blieb er in Europa im Programm. Seinen Lebensabend verbrachte der erste Toledo in China. Dort lief er bis 2006 als Chery Fulwin vom Band.
1998 stellte Seat parallel zum VW Golf IV den zweiten Toledo vor. Eigentlich hätte er ein Skoda Octavia werden sollen, doch der Legende nach befand der damalige tschechische Präsident das Auto als "zu italienisch".
Zu italienisch? Kein Wunder, schließlich hatte Designer-Legende Giugiaro den Entwurf des späteren Toledo II gezeichnet. Als es plötzlich Seat statt Skoda hieß, modellierte man eine neue Frontpartie.
In seiner zweiten Generation mutierte der Seat Toledo zur klassischen Stufenheck-Limousine mit kleinem Deckel. So kam er dem Skoda Octavia nicht ins Gehege, der mit großer Heckklappe die Tradition des ersten Toledo fortführte.
Zumindest unter dem Namen Toledo gab es kein Fließheck, dieses kam 1999 als Seat Leon auf den Markt. Beide Modelle basierten technisch auf dem VW Golf IV und dem Audi A3.
Bei der Länge legte der Seat Toledo II gegenüber dem Vorgänger um 12 Zentimeter auf 4,44 Meter zu. Basisbenziner auf dem deutschen Markt war ein 1,6-Liter-Aggregat mit 100 PS. Für Dieselfreunde gab es eine TDI-Auswahl zwischen 90 und 150 PS.
Die 2000er-Jahre waren bei Seat die Zeit des eigenwilligen Designs. Auch die dritte Generation des Toledo bekam eine nicht unumstrittene Optik. Mit 4,47 Meter geriet sie kaum länger als das Vorgängermodell, dafür aber mit 1,57 Meter deutlich höher.
Besonders von vorne waren der Seat Toledo III und der Leon jener Tage nur schwer voneinander zu unterscheiden. Hinzu kam der als Kompaktvan gedachte Altea. Er lag aber in den Abmessungen sehr nah am Toledo.
Beim dritten Toledo kehrte Seat wieder zur Ursprungsidee zurück. Angedeutet war eine Stufe, doch die Heckklappe öffnete im Ganzen nach oben. 500 Liter schluckte der Kofferraum als Basiswert.
Zwischen Leon und Altea wurde der Seat Toledo III zerrieben, hinzu kam sein polarisierendes Design.
Nur fünf Jahre lang, zwischen 2004 und 2009 bot Seat den Toledo III an. Besonders das Heck wirkte auf Betrachter arg wuchtig.
Abhängig vom jeweiligen Markt begann das Motorenangebot des Seat Toledo III bei 86 PS aus 1,4 Liter Hubraum oder einem 1,6 Liter mit 102 PS. Von 105 bis 170 PS reichten die Diesel.
Den stärksten Seat Toledo III gab es nicht in Deutschland: Ihn befeuerte ein 2.0 TSI mit 200 PS. Nach dem Produktionsende 2009 herrschte erst einmal für drei Jahre Toledo-Pause.
2012 feierte der Seat Toledo sein Comeback, dieses Mal als Bruder des Skoda Rapid. Damit war die Zielrichtung nicht mehr die klassische Mittelklasse, sondern viel Raum mit eher schlichter Technik.
Innen gab sich der Seat Toledo IV durchaus ansehnlich. Einfache Kunststoffe wurden durch den günstigen Preis kompensiert.
Üppige 550 bis 1.490 Liter Gepäck passen in den Seat Toledo IV. Insbesondere spanische Taxifahrer lieben ihn dafür.
2017 bekam der Seat Toledo der vierten Generation eine Modellpflege spendiert. Sie brachte ihm optionale LED-Scheinwerfer und Änderungen bei den Motoren. Neu war ein 1.0 TSI mit 95 respektive 110 PS.
Trotz der Länge von nun 4,48 Meter war der Seat Toledo IV konzeptionell näher an der Urversion als seine Vorgänger. Eine große Heckklappe plus bewährte Technik: Diese Kombination fand nun aber fast nur noch in Südeuropa Käufer. Lediglich 614 Toledo wurden 2017 in Deutschland neu zugelassen.
Im Oktober 2018 kam nach gut fünf Jahren das Aus für den Seat Toledo auf dem deutschen Markt. In Spanien wird er aber weiterhin angeboten. Die Zukunft des Toledo ist ungewiß: Fraglich bleibt, ob Skoda den neuen Scala als technische Basis hergibt. Zudem setzt Seat wie so viele Marken verstärkt auf SUVs. Einstiegsvarianten des Leon und Leon Kombi dürften wie schon jetzt preisbewusste Kunden befriedigen.
Der Toledo ist in Deutschland nicht mehr erhältlich: Wir blicken zurück auf vier Generationen