Vom Mikro-Auto bis zum Truck: Diese Sammlung ist einzigartig
Unser Blick in die unglaubliche Welt des PS.Speicher beginnt im Lkw- und Bus-Depot am östlichen Stadtrand von Einbeck.
Dort befinden sich auf gut 7.000 Quadratmeter Fläche 220 Nutzfahrzeuge. Viele ehrenamtliche Helfer halten die nostalgischen Schätzchen am Laufen.
Zu den raren Stücken im Depot des PS.Speicher gehört der AB Westeras Maskinder aus Schweden. Dieses Kettenfahrzeug wurde zwischen 1957 und 1981 rund 2.000-mal gebaut. Besonderheit: Es basierte weitgehend auf VW-Teilen, inklusive eines 28-PS-Boxermotors.
Dieses Foto vermittelt einen Eindruck von der schieren Masse an Fahrzeugen im Depot. Im Vordergrund steht grau lackiert ein Ford-Lastwagen mit Holzvergaser aus dem Jahr 1941.
Auch kleinere Lieferwagen dürfen nicht fehlen. Links reihen sich einige alte Ford Transit auf. Besonders appetitlich ist der Pritschenwagen mit einer Kreidler Florett auf der Ladefläche.
Wie an der Perlenkette aufgereiht stehen die Lastwagen aus dem Hause Mercedes-Benz. Trotz gewisser Ähnlichkeit zu gewissen Produkten aus Stuttgart steht auf der linken Seite ein Fiat-Lkw.
In den 1950er-Jahren mischte auch Borgward im Lkw-Geschäft mit. Stolz reckt der B 4500 Diesel seine mächtige Nase im Einbecker Depot.
Inzwischen sind die Lieferwagen aus dem Borgward-Konzern sehr selten geworden. Links steht ein Goliath Express 1100 von 1958.
Was ist denn hier passiert? Wurde der VW T1 Pritschenwagen zu heiß gewaschen? Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um einen japanischen Autozam Scrum von 1990. Ihm konnte man bei Bedarf auch das Retro-Gesicht des VW verpassen.
Dieser Citroën Coccinelle III Le Bastard ist ein Unikat. Basierend auf dem Typ-H-Wellblechbus der französischen Marke entstand 1957 durch die Firma Carrosserie Le Bastard ein Umbau zum edlen Wohnmobil.
Acht Achsen, 13,8 Liter Hubraum und 260 PS Leistung: Dieser 18,6 Meter lange Fiat 691NB Viberti V18S mit Calabrese-Anhänger entstand vor der Iveco-Ära, nämlich 1974. Die vielen Achsen waren wegen der italienischen Gesetzgebung nötig, nur so konnte ein Gesamtgewicht von 44 Tonnen realisiert werden.
Bis 1965 baute das Tempo-Werk in Hamburg Kleintransporter mit drei und vier Rädern. Hier sehen wir den Wiking und dessen Bus-Pendant, den Rapid. Bekannt wurden die Tempo-Transporter auch durch die Werner-Filme.
Wir wechseln das Depot und begeben uns in die Kleinwagen-Sammlung des PS.Speicher. Auch sie wird an bestimmten Tagen der Öffentlichleit zugänglich gemacht.
Autodachzelte Gerhard Müller, 9103 Limbach-Oberfrohna 3: So steht es am Dachzelt auf dem Trabi, das zu DDR-Zeiten zum Extra schlechthin avancierte.
Nach dem Ende des Goggomobil im Jahr 1969 witterte Walter Schätzle eine Marktlücke. Damals gab es noch viele Besitzer des Einfach-Führerscheins der Klasse IV bis 250 Kubikzentimeter Hubraum. Für sie baute Schätzle zwischen 1970 und 1974 den primitiven AWS Shopper auf Basis des 250er-Goggos.
Platz ist in den Depots kostbar. Und so werden speziell die Kleinwagen in speziellen Regalen gestapelt. Im Vordergrund sehen wir zwei Modelle des zwergenhaften Kleinschnittger aus den 1950er-Jahren.
Klar, die BMW Isetta kennt jeder. Nicht aber den Velam: Neben BMW erwarb auch die Firma Velam aus Suresnes in Frankreich eine Lizenz des italienischen Herstellers ISO für die Isetta. Zwischen 1955 und 1957 entstanden immerhin 7.115 Fahrzeuge.
Viele werden das kleinste Auto der Welt, den Peel P50, kennen: Kultmoderator Jeremy Clarkson kurvte mit ihm einst durch das Gebäude der BBC. Weniger berühmt ist hingegen der Nachfolger des P50. Den nur 1,90 Meter langen Trident brachte Peel im Jahr 1964 auf den Markt.
Gut gestapelt ist halb gewonnen: In diesem Regal tummeln sich mehrheitlich englische Winzlinge.
Wir verlassen die Depots und wenden uns dem PS.Speicher zu. Woher er seinen Namen hat, wird beim Anblick dieses Fotos klar: Ursprünglich handelte es sich um einen Kornspeicher. Seit 2014 finden hier auf sechs Etagen über 400 Exponate ihren Platz. Zum Gelände gehört auch ein Hotel und die PS.Halle für bis zu 1.000 Personen.
Was verbarg sich in Vorkriegszeiten unter der schicken Hülle? Dieser DKW mit Holzaufbau zeigt anschaulich den Karosseriebau jener Zeit.
Die Dauerausstellung im PS.Speicher beginnt nicht etwa 1886 mit dem Benz-Dreirad (eins wird trotzdem gezeigt), sondern mit dem Laufrad des Karl von Drais aus dem Jahr 1817. Es markiert für die Einbecker Ausstellungsmacher den Beginn der modernen Mobilität auf Rädern.
Die Hildebrand & Wolfmüller von 1894 war das erste serienmäßig produzierte Motorrad der Welt. Lediglich acht Exemplare sind heute noch erhalten.
Interaktivität wird im PS.Speicher groß geschrieben: Am Steuer eines Hanomag Kommissbrot kann man sich in den Verkehr der 1920er-Jahre wagen.
Falls sich Ihre Begleiter nicht so sehr für Autos und Motorräder interessieren: Kein Problem. Im PS.Speicher finden sich auch liebevoll dekorierte Schaufenster. Sie präsentieren die Warenwelt der 1950er-Jahre.
Überhaupt die 1950er-Jahre: In der Milchbar können die Halbstarken von damals in Erinnerungen schwelgen.
Heutzutage fährt man mit dicken Wohnmobilen in den Urlaub. Früher war das noch anders: Stellvertretend für die beiden Teile Deutschlands stehen die Simson Schwalbe (DDR) und der Zündapp Janus (Bundesrepublik).
Ende der 1960er-/Anfang der 1970er-Jahre mischen japanische Marken den Motorradmarkt auf. Stellvertretend dafür stehen diese beiden Maschinen von Yamaha und Honda.
Eine Sonderausstellung im PS.Speicher widmet sich Klein- und Kleinstwagen. Im Vordergrund sehen wir den Bond Bug, einen britischen Dreirad-Keil aus den 1970er-Jahren.
Die meisten werden das Goggomobil kennen. Ganz anders sieht es mit dem nur 2,91 Meter langen Goggo-Transporter aus. Nicht einmal 4.000 Stück wurden gebaut, fast alle wurden im gewerblichen Einsatz verschlissen.
Der kultige Messerschmitt Kabinenroller wurde bis 1964 gebaut. Mittlerweile sind die skurrilen Gefährte gesucht und teuer, besonders das Topmodell Tg 500 mit vier Rädern. Preise von 100.000 Euro sind keine Seltenheit.
Kann man diese beide Fahrzeuge noch Autos nennen? Die Brütsch Mopetta (links) von 1956 bringt es auf eine Länge von 1,70 Meter und 2,3 PS Leistung. Der Peel P50 (rechts) ist sogar nur 1,32 Meter kurz und bietet vier PS.
Viel Platz für wenig Geld: Der Renault 4 war nicht nur bei Studenten beliebt. Dieses Fahrzeug zeigt, was alles in den Franzosen passt.
Eine weitere Sonderausstellung im PS.Speicher beleuchtet die über 100-jährige Geschichte der Elektromobilität. Das Sebring-Vanguard Citicar von 1975 kam 64 Kilometer weit. Mit insgesamt 4.444 gebauten Exemplaren war es bis 2012 das meistverkaufte Elektroauto in den USA.
Superselten ist der kleine VLV, den Peugeot 1943 mitten im Krieg entwickelte. 350 Kilogramm und 80 Kilometer Reichweite lauten die Eckdaten. Lust auf die Schätze im PS.Speicher bekommen? Der Eintritt beträgt 12,50 Euro, ermäßigt sind es 7,50 Euro. Geöffnet ist das Museum Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, donnerstags sogar bis 21 Uhr
Vom Mikro-Auto bis zum Truck: Diese Sammlung ist einzigartig