• 11.04.2008 18:34

Motorsportmuseum mit neuen Ausstellungsstücken

Das Motorsportmuseum am Hockenheimring wurde durch zahlreiche neue Ausstellungsstücke im Zweiradbereich enorm aufgewertet

(Motorsport-Total.com) - Im international bekannten Museum zwischen der Autobahn A6 und der Südtribüne des Motodroms in Hockenheim hat sich über den Winter viel getan. Es sind fast 100 Motorräder neu hinzugekommen. Die Auswahl der Rennmaschinen wird nicht nur die Fachwelt in großes Erstaunen versetzen.

Titel-Bild zur News: Museum am Hockenheimring

Motorradfans kommen im Museum am Hockenheimring voll auf ihre Kosten

Vor 76 Jahren erschien der Name der badischen Kleinstadt Hockenheim erstmals im Motorsport-Terminkalender. Am 29. Mai 1932 wurde das erste Motorradrennen auf der eigens dafür gebauten Strecke ausgefahren. Der Sieger der 500er-Klasse hieß Tom Bullus, ein bekannter englischer Rennfahrer in Diensten der knapp 60 Kilometer entfernten NSU-Werke in Neckarsulm. Bei den 250ern gewann Arthur Geiss. Der gebürtige Hockenheimer war für DKW in Zschopau am Start und gewann insgesamt fünfmal die Deutsche Meisterschaft.#w1#

1957 erster WM-Lauf in Hockenheim

Meisterschaftsläufe, ab 1957 nicht nur um die Deutsche Meisterschaft, sondern auch zur Motorrad-WM, verhalfen dem Hockenheimring zu internationalem Ansehen. Alle Rennställe und ihre berühmtesten Fahrer kamen ins Badische. Mit der Fertigstellung des Motodroms im Jahr 1966 mit seiner damals einzigartigen Tribünenanlage hielt auch der Automobilsport in internationalem Format Einzug auf dem Hockenheimring. 1970 wurde der Grand Prix von Deutschland in der Formel 1 erstmals in Hockenheim ausgetragen. Ab 1977 stand das Rennen fest im Kalender. Am 20. Juli 2008 ist es wieder soweit.

Das Motorsportmuseum am Hockenheimring wurde vor 22 Jahren als zusätzliche Attraktion nicht nur für die Besucher der Rennveranstaltungen, sondern auch als Ausflugsziel für Motorsportfans eröffnet. Die Hockenheim-Ring GmbH hatte die Motorradsammlung von Walter Brandstetter aus dem österreichischen St. Pölten ankaufen können. Sie war eine der ersten Kollektionen dieser Art und seit den 1960er-Jahren weltweit bekannt.

Zusätzlich schien die alte Neckarsulmer Rennabteilung nach Hockenheim umgezogen zu sein. Die Bullus-NSU aus den 1930er-Jahren, die NSU Rennmäxe und NSU Rennföxe, mit denen 1953 und 1954 die Weltmeistertitel der Klassen 125 und 250 ccm gewonnen wurden, sowie die Rekordmaschinen waren zu sehen. Die Motorräder hatte Wilhelm Herz, Inhaber des absoluten Geschwindigkeitsweltrekords 1951 und 1956, danach legendärer Rennleiter auf dem Hockenheimring, aus seiner Sammlung zur Verfügung gestellt.

Die bedeutendsten Rennmaschinen aus der bisherigen Ausstellung sind nach wie vor im Museum zu sehen. Aus weiteren privaten Sammlungen wurde jedoch nun in einem Ausmaß erweitert, dass die ausgestellten Rennwagen vom Kart über die einzelnen Formelklassen bis zu den Formel-1-Boliden und DTM-Autos nahezu in den Schatten gestellt werden.

Unter den über 160 Motorrädern sind gut 100 Rennmaschinen zu finden, die damit 80 Jahre Rennsportgeschichte verkörpern. Deutsche Marken sind am Besten vertreten, dazu Modelle aus England, Italien, Frankreich, Schweiz, Japan, Tschechien und Russland. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass ein Großteil der Rennmaschinen gut dokumentiert ist und ihren früheren Fahrern und Erfolgen zugeordnet werden kann.

Viele Motorräder in der Restaurierung

Die Ausstellung wird künftig mehr denn je in Bewegung bleiben, denn es befindet sich noch eine ganze Reihe an Rennmotorrädern in Restaurierung. Während der Saison können an einzelnen Wochenenden kleine Lücken im Museum entstehen. Die bereits restaurierten Maschinen sind voll funktionsfähig und werden zu bestimmten Anlässen auf Rennstrecken in ganz Europa präsentiert. Manchmal sitzen dabei sogar die früheren Rennfahrer selbst noch einmal im Sattel.

Bei den englischen Norton, Rudge, Velocette und Sunbeam aus den 1920er- und 1930er-Jahren wird das nicht mehr möglich sein, ebenso bei den Kompressormaschinen von BMW, DKW und NSU, wie sie bis 1950 spektakulär in Erscheinung traten. Diese Motorräder konnten mit erstaunlichen Leistungsdaten aufwarten, Fahrer wie Schorsch Meier, Heiner Fleischmann, Hermann-Paul Müller oder Wilhelm Herz zogen hunderttausende Zuschauer an Rennstrecken wie den Hockenheimring, Nürburgring und Solitude.

Mit Eigenbau-Rennmotorrädern wie Schnell-Parilla und Schnell-Horex wurden in den 1950er-Jahren Deutsche Meisterschaften gewonnen. In Österreich stammten einige Meistermaschinen aus der damaligen Tschechoslowakei: CZ 250 und Jawa 350. In den WM-Läufen gaben italienische Motorräder den Ton an, was neben den bellenden Einzylindern von Moto Guzzi vor allem auf die infernalisch aufheulenden Vierzylinder von Gilera und MV Agusta zutraf.

Zunächst mit aufwändiger Technik für die Werksmotorräder, dann aber auch mit Production-Racern, also in Kleinserie hergestellten Rennmaschinen, die von Privatfahrern erworben werden konnten, übernahmen die japanischen Marken ab den 1960er-Jahren die Führung. Die ersten vier Modelle der käuflichen Yamaha sind nun auch schon über 40 Jahre alt. Im Werkseinsatz für Kawasaki war der fünfmalige Weltmeister Toni Mang mit den charakteristischen grünen Zweitaktmaschinen erfolgreich. Viermal war der Amerikaner Eddie Lawson Weltmeister in der 500er-Klasse, drei Titel gewann er für Yamaha, einen für Honda. Seine Honda aus der Saison 1989 ist in Hockenheim ausgestellt.

Seitenwagengespanne mit von der Partie

Museum am Hockenheimring

Zu sehen gibt es nicht nur moderne, sondern auch ältere Motorräder Zoom

Natürlich dürfen auch die gerade in Deutschland stets so beliebten Seitenwagengespanne nicht fehlen. Mit dem flach liegenden Zweizylinder BMW Boxer wurden die WM-Rennen 1954 bis 1974 dominiert. Zweimal unterbrach dabei jedoch eine Vierzylinder die Reihenfolge: Helmut Fath aus Ursenbach im Odenwald hatte ihn gebaut und zusammen mit Beifahrer Wolfgang Kalauch 1968 den WM-Titel gewonnen. Horst Owesle und Peter Rutterford liesen 1970 einen zweiten Titel mit dem URS-Gespann folgen. Ab 1976 übernahmen Zweitaktmotoren von König aus Berlin und Yamaha das Regiment.

Um besondere Motorenbauarten geht es auch bei den ausgestellten Straßenmotorrädern. Vier Zylinder im Quadrat bieten die Ariel Square Four ebenso wie die Matchless Silver Hawk aus England. Vier Zylinder in Reihe, aber aus einem Automobil übernommen - dem NSU Prinz - führten zu den mächtigen Motorrädern aus der Werkstatt des unermüdlichen Mechanikers aus Hessen: Friedl Münch. Ebenfalls aus einem Auto - von Citroën - stammt der Wankelmotor der seltenen Van Veen.

In der Aufzählung der Highlights im Museum sollen an dieser Stelle natürlich auch die Rennfahrzeuge mit vier Rädern nicht unerwähnt bleiben, zumal es auch hier einige geschichtsträchtige Exemplare zu bestaunen gibt. Zwei bedeutende Rennwagen aus der beispiellosen Kariere des Michael Schumacher stellen der Formel 3 von 1990 aus dem Rennteam Willi Weber und Klaus Trella dar und jener Jordan-Ford 191, mit dem er am 25. August 1991 im belgischen Spa-Francorchamps zu seinem ersten Formel-1-Einsatz kam.

Der Zakspeed aus Niederzissen, gefahren von Bernd Schneider, ist ebenso zu sehen, wie der ATS aus Fußgönheim mit dem Vierzylinder-Turbomotor von BMW. Am Lenkrad dieses Wagens saß Manfred Winkelhock 1984, drei Jahre zuvor im Formel-2-Maurer powered by BMW. Den Bezug zur aktuellen Formel 1 stellt der Formel-3-Dallara-Opel von Nico Rosberg her; die Kariere des Wiesbadeners führte 2007 zu Williams und beim Saisonauftakt 2008 erstmals aufs Siegerpodium.