Griff in die Bremse? Social-Media-Hetzjagd nach kontroverser Szene

Freudenberg-Pilot Walid Khan wird vorgeworfen, beim IDM-Lauf in Spielberg einem Gegner in die Bremse gegriffen zu haben: Die IDM liefert eine Klarstellung

(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Wochenende gastierte die IDM auf dem Red-Bull-Ring in Österreich. Im Rennen der Supersport-300-Klasse waren erneut einige WM-Piloten am Start, unter anderem Petr Svoboda, der aktuell Gesamtdritter der Weltmeisterschaft ist.

Titel-Bild zur News: Walid Khan

Walid Khan erhielt nach dem IDM-Wochenende in Spielberg schwere Anschuldigungen Zoom

Svoboda äußerte nach dem zweiten Rennen schwere Vorwürfe gegen Freudenberg-Pilot Walid Khan und setzte damit eine regelrechte Hetzjagd in Gang.

"Als sie sich der Red-Bull-Brücke näherten, kam es zu einer Annäherung der beiden Fahrer. In der Perspektive der Live-Übertragung ist eine Handbewegung seitens Walid Khan in Richtung Petr Svoboda zu erkennen", beschreiben die Verantwortlichen der IDM die Szene.

Griff in die Bremse? Erinnerungen an Romano Fenati in Misano

Svoboda beschuldigte Khan, versucht zu haben, ihm in die Vorderradbremse zu greifen, wie es Romano Fenati in der Moto2-WM-Saison 2018 tat. Auf seinem Instagram-Kanal bezeichnet Svoboda die Szene als "eine beängstigende Situation, die es im Rennsport nicht geben sollte".

Der Tscheche wird noch präziser: "Ein KTM-Fahrer hat versucht, seine Hand an meine Bremse zu legen, als wir alle in einer Gruppe dicht beieinander gefahren sind. Nach dieser Situation hat er mich zu Boden gebracht und ich stürzte."

"Was hätte in dieser Situation passieren können? Ich will gar nicht darüber nachdenken. Ich hatte in dieser Situation einen Schutzengel, aber so etwas sollte auf jeden Fall bestraft werden und nicht einfach weggeschaut werden", schreibt Svoboda auf seinem Social-Media-Kanal und fügt hinzu: "Gefährliche Situationen haben im Rennsport nichts zu suchen!"

Hetzjagd in den sozialen Netzwerken: Walid Khan wird Gewalt angedroht

Dieser Post hat zu einer Welle der Empörung geführt, obwohl die Verantwortlichen der IDM die Anschuldigungen nicht bestätigt haben und keine Strafe gegen Walid Khan aussprachen. In den sozialen Netzwerken wurde eine regelrechte Hetzjagd gegen den 23-jährigen Niederländer gestartet. Das Freudenberg-Team reagierte darauf mit einer Mitteilung.

"Fairness steht an oberster Stelle", stellt das sächsische Team klar. "Von daher nehmen wir die Vorwürfe, die unserem Piloten Walid Khan nach dem Rennen 2 am Red-Bull-Ring entgegengebracht wurden, sehr ernst!"

"Es darf aber kein Pilot verurteilt oder bestraft werden, bevor nicht alle Fakten und Belege ordentlich von allen Beteiligten geprüft wurden. Dies gehört im fairen Umgang in unserer Sportart dazu. Was nach dem Rennen durch teilweise einseitige Veröffentlichungen und Sachverhalte, die aus dem Gesamtkontext genommen werden, in den sozialen Medien passiert, geht leider viel zu weit", kommentiert das Team.

Walid Khan

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"Androhung von Gewalt, persönliche Beschimpfungen u.v.m. können nicht toleriert werden", stellt das Freudenberg-Team klar und liefert ein Statement des Beschuldigten: "Petr ist auf mich zugekommen und da wir ziemlich nah an der Boxenmauer fuhren, hatte ich Angst, dass sich die Lenker berühren. Aus diesem Grund habe ich meine Hand vom Lenker genommen, um Petr auf Distanz zu halten."

"Mit meinem Arm wollte ich Abstand herbeiführen. Ich wollte weder an seinen Lenker, Bremse oder irgendetwas anderes greifen. Lediglich eine Berührung vermeiden, die uns beide in Gefahr bringt", verteidigt Walid Khan seine Handlung.

Das Freudenberg-Team stellt sich schützend vor den Fahrer: "Eine fehlerhafte Reaktion eines Fahrers rechtfertigt aber keine Hetzjagd auf einen Menschen. Wir haben uns aufgrund der vielen Androhungen daher entschieden, unseren Fahrer Walid Khan zu schützen und ihn weder in Assen noch in Hockenheim an den Start gehen zu lassen."

Statement der IDM-Verantwortlichen entlastet Walid Khan

Der Promoter der IDM, die Motor Presse Stuttgart, hat mit einer Stellungnahme auf die kontroverse Szene reagiert: "Nach Analyse der verfügbaren Videoaufnahmen aus verschiedenen Kameraperspektiven durch die Race Control traf die Rennleitung die Entscheidung, dass die Handbewegung von Walid Khan nicht dazu diente, Einfluss auf die Bremse von Petr Svoboda zu nehmen."

"Die Aufnahmen zeigen, dass die beiden Fahrer in Berührung kamen und Walid Khan eine Handbewegung ausführte, die als Zeichen gedeutet wird, dass Petr Svoboda ihm Platz lassen soll da die Streckenbreite durch die Sicherheitslinie der Boxenmauer begrenzt ist", entlasten die IDM-Verantwortlichen den Beschuldigten.

"Aufgrund dieser Erkenntnisse wurden vor Ort keine weiteren Maßnahmen von der Rennleitung ergriffen und so kommuniziert. Nach Rennende hatten Petr Svoboda und sein Team auf die Möglichkeit, gegen diese Entscheidung der Rennleitung Protest einzulegen, verzichtet", heißt es in der Stellungnahme der Motor Presse Stuttgart.