Als dritter Deutscher schafft es Jonas Folger in die MotoGP-Klasse, aber seine Karriere ist von einer Achterbahnfahrt geprägt - Sein Werdegang in Bildern
Jonas Folger wird am 13. August 1993 in Mühldorf am Inn (Deutschland) geboren. Er gilt als großes Talent, als er 2017 den Aufstieg in die Königsklasse MotoGP schafft. Ein Blick auf seine Karriere.
Seine ersten Sporen verdient sich Folger in nationalen Serien, wie dem ADAC Mini Bike Cup. Im Rahmen der Red Bull MotoGP-Akademie fährt er auch in der Spanischen 125er-Meisterschaft und gibt 2008 in Brünn sein WM-Debüt in der Achtelliterklasse.
2009 fährt Folger seine erste volle 125er-Saison. Schon bei seinem zehnten Grand Prix (Le Mans) schreibt er mit P2 erstmals große Schlagzeilen. Weitere Erfolge bleiben aus. 2010 wird zu einer Enttäuschung mit nur zwei vierten Plätzen.
Nach zwei Jahren auf einer Ongetta-Aprilia wechselt Folger 2011 ins Ajo-Team. Die erste Saisonhälfte läuft stark, der Deutsche wird in Jerez Zweiter und in Barcelona Dritter. Und dann gewinnt er sensationell in Silverstone seinen ersten Grand Prix!
Folger ist damit im Alter von 17 Jahren und 303 Tagen jüngster deutscher Rennsieger in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft.
Wegen Unstimmigkeiten mit dem Ajo-Team muss sich Folger Ende 2011 einen neuen Job suchen. Seine Karriere steht am Scheideweg. Er unterschreibt für die neue Moto3-Klasse bei MZ, doch aus Geldmangel gibt es kein Motorrad. In letzter Sekunde landet Folger noch bei Ioda, doch das Bike ist defektanfällig und langsam.
Die Rettung der Karriere kommt im Sommer 2012. Jorge Martinez engagiert Folger für sein Aspar-Team. Fortan fährt er eine Kalex-KTM und wird gleich im ersten Rennen in Indianapolis Dritter. Folger ist zurück im Spitzenfeld.
Gleich darauf holt er in Brünn seinen zweiten Grand-Prix-Sieg. Auch 2013 bleibt er bei Aspar, doch im erhofften Titelrennen spielt er keine Rolle. Mit vier Podestplätzen beendet Folger seine letzte Moto3-Saison auf WM-Platz fünf.
2014 wechselt der großgewachsene Deutsche in die Moto2-Klasse und fährt im spanischen AGR-Team eine Kalex. Dritte Plätze in Jerez und Le Mans machen Mut, doch in der zweiten Saisonhälfte gelingt nur ein Top-10-Ergebnis.
2015 beginnt die Saison vielversprechend. Nach einem technischen Defekt des späteren Weltmeisters Johann Zarco siegt Folger in Losail und wenige Wochen darauf auch in Jerez. Doch dann spielt er im weiteren Saisonverlauf kaum eine Rolle an der Spitze und fährt erst im Herbst wieder zweimal auf das Podest.
Deutsches "Dream-Team" 2016: Folger wechselt zu IntactGP und und ist neuer Teamkollege von Sandro Cortese. Folger ist der stärkere Fahrer, aber die ganz großen Erfolge bleiben aus.
Folger steht in Termas de Rio Hondo, Jerez und erstmals auf dem Sachsenring auf dem Podest, aber mit dem ersten Saisonsieg klappt es erst in Brünn. Der WM-Zug ist da schon längst abgefahren. Er beendet seine letzte Moto2-Saison auf dem siebten Platz (nach Rang 6 in der Saison 2015).
Zu diesem Zeitpunkt hat Folger seinen MotoGP-Vertrag schon längst in der Tasche. Am 5. Mai 2016 gibt das Tech3-Yamaha-Team (im Bild Teamchef Herve Poncharal) seine Verpflichtung bekannt. Der Vertrag gilt für 2017 mit der Option auf eine weitere Saison.
In seiner Rookie-Saison in der Königsklasse schafft es Folger in den ersten sieben Rennen immer in die Top 10. Nach einem Ausfall in Assen gelingt dem Deutschen beim Heim-Grand-Prix der ganz große Coup.
Auf dem Sachsenring kämpft Folger mit Marc Marquez (Honda) lange um den Sieg und fährt schließlich einen souveränen zweiten Platz und damit sein erstes Podest in der Königsklasse ein. An diesen Erfolg kann er danach jedoch nicht mehr anknüpfen.
Es kommt sogar noch schlimmer: Folger muss wegen einer Erkrankung die letzten vier Saisonrennen aussetzen. Mitte Januar gibt er bekannt, aus gesundheitlichen Gründen 2018 nicht in der MotoGP-WM anzutreten.
Es wird still um Folger. 2019 ist er Yamaha-Testfahrer, aber testen darf er kaum. Im Sommer fährt er fünf Moto2-Rennen für Petronas. Dabei kommt er aber immer außerhalb der WM-Punkte ins Ziel.
2020 nimmt Folger das Comeback richtig in Angriff. Mit einer Yamaha R1 tritt er in der IDM an und und dominiert nach Belieben. Er gewinnt souverän alle acht Rennen und "spaziert" zum Meistertitel.
Außerdem gibt es 2020 zwei Wildcard-Starts in der Superbike-WM (Barcelona und Estoril) mit einer Yamaha. Folger überzeugt mit seinem Speed und verpasst Top-10-Ergebnisse nur knapp. Das zeigt, dass es in dieser Serie Potenzial gibt. 2021 bestreitet Folger die komplette WSBK-Saison mit einer BMW des Kundenteams Bonovo.
Doch der Traum vom Superbike-Erfolg mit BMW platzt: Von Beginn an kommt Folger mit der M1000RR nicht gut zurecht. Abgesehen von wenigen Höhen ist die Saison von vielen Tiefen geprägt. Auf die finalen Überseerennen verzichtet das Bonovo-Team und trennt sich vorzeitig von Folger, der die Saison als WM-22. beendet.
2022 nimmt sich Folger eine Auszeit. Umso überraschender kommt Anfang 2023 die Meldung, dass er das MotoGP-Testteam von KTM verstärkt. Nach privaten Testfahrten ist der Deutsche auch beim Shakedown-Test in Sepang dabei.
Weil sich Pol Espargaro aus dem KTM-Zweitteam Tech3-GasGas beim Saisonstart in Portimao verletzt, braucht die Marke Ersatz und bestimmt Folger. Damit absolviert er zum ersten Mal seit 2017 wieder Grand-Prix-Rennen in der Königsklasse.
An sechs Wochenenden springt Folger für Espargaro ein, wobei P12 direkt bei seinem Comeback (Austin) das beste Ergebnis bleibt.
Die MotoGP-Bilanz von Jonas Folger (Stand: Ende 2023): 19 Grands Prix, 1 Podestplatz, 2 schnellste Rennrunden. Moto3-WM-Fünfter 2013.