Stationen einer kurzen Karriere
23. Oktober 2011: Marco Simoncelli ist tot. Der Gresini-Honda-Pilot erlag am Rennsonntag beim Grand Prix von Malaysia seinen schweren Verletzungen, die er sich wenige Minuten zuvor bei einem Unfall zugezogen hatte. Der 250er-Weltmeister von 2008 wurde nur 24 Jahre alt. Wir blicken auf die Stationen einer viel zu kurzen Karriere.
Als Marco Simoncelli 2002 im Alter von 15 Jahren seine ersten Gehversuche in der 125er-Weltmeisterschaft wagte, war er in der internationalen Motorsportszene kein Unbekannter. Im selben Jahr gewann er die 125er-Europameisterschaft und stieg in der folgenden Saison dauerhaft in die 125er-WM auf.
In der Achtelliterklasse konnte Simoncelli zwar in drei Jahren immerhin zwei Rennen gewinnen, doch der schlacksige Italiener war schlicht zu groß für die kleinen Maschinen. 2006 folgte der Wechsel zu Gilera in der 250er-Kategorie.
Nach zwei durchwachsenen Jahren in der Viertelliterklasse, in denen zwei sechste Plätze Simoncellis beste Ergebnisse waren, schaffte er 2008 den Durchbruch in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Mit sechs Siegen und sechs weiteren Podiumsplatzierungen gewann "Super Sic" überlegen die 250er-Weltmeisterschaft.
Im September 2009 wagte Simoncelli auf Einladung von Aprilia in Imola einen Ausflug in die Superbike-Weltmeisterschaft. Im ersten Lauf schied der Lokalmatador nach einem Sturz aus...
Doch bereits im zweiten Lauf zeigte Simoncelli auf der Aprilia RSV 4 seine Klasse. Er fuhr als Dritter auf das Siegerpodest und ließ dabei u.a. die späteren Weltmeister Ben Spies, Max Biaggi und Carlos Checa hinter sich.
Im Endspurt der 250er-Saison 2009 musste sich Simoncelli allerdings dem Japaner Hiroshi Aoyama geschlagen geben. Der Titelverteidiger gewann zwar sechs Rennen, blieb aber auch viermal ohne Punkte. Aoyama beendete dagegen sämtliche Rennen im Spitzenfeld und schlug Simoncelli dank seiner Konstanz.
Zur Saison 2010 stieg Simoncelli in die MotoGP auf. Honda hielt große Stücke auf den talentierten, aber oft noch zu ungestümen Youngster, und platzierte ihn zunächst im Gresini-Team, wo er sich Schritt für Schritt an die "Königsklasse" gewöhnen sollte. Zwei schwere Stürze bei den Wintertests warfen Simoncelli in seiner Rookie-Saison in der MotoGP etwas zurück.
In seinem zweiten Jahr sollte der von HRC mit Werksmaterial ausgerüstete "Super Sic" den Anschluss an die MotoGP-Spitze schaffen. Schnell war er oft, doch Kollisionen mit Weltmeister Jorge Lorenzo...
... und Honda-Star Dani Pedrosa (r.) festigten seinen Ruf als schneller, aber oft zu risikofreudiger Fahrer. Sowohl Lorenzo (m.) als auch Pedrosa warfen Simoncelli eine zu rüpelhafte Fahrweise vor und forderten öffentlich Sanktionen gegen den Gresini-Piloten.
Simoncelli nahm sich die öffentliche Kritik zu Herzen und hielt sich in den folgenden Rennen zurück. Beim Grand Prix von Tschechien feierte er mit Rang drei seinen ersten Podestplatz in der MotoGP. Danach folgten drei vierte Plätze und mit Rang zwei auf Phillip Island seine letztlich beste Platzierung in der MotoGP.
Beim Grand Prix von Malaysia lag Simoncelli kurz nach dem Start auf der vierten Position. In der zweiten Runde verlor er ausgangs der elften Kurve die Kontrolle über seine Honda RC212V und zog rechts über die Strecke. Colin Edwards und Valentino Rossi hatten keine Ausweichmöglichkeit und erfassten Simoncelli frontal. "Super Sic" erlitt schwerste Kopf-, Nacken- und Brustverletzungen und wurde um 16:56 Uhr Ortszeit im Streckenhospital des Sepang International Circuit für tot erklärt.
Mugello 2014: Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta (re.) und FIM-Präsident Vittorio Ippolita (li.) ernennen Simoncelli im Beisein seines Vaters Paolo (mitte) zur MotoGP-Legende.
Stationen einer kurzen Karriere