Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Marco Bezzecchi
Ist Marco Bezzecchi wirklich ein großes Ausnahmetalent? - Nicht nur gegen Marc Marquez, sondern auch gegen die anderen Ducati-GP23-Fahrer sieht er blass aus
Liebe MotoGP-Fans,
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Ist Marco Bezzecchi wirklich ein großes Ausnahmetalent? Zoom
das große Gesprächsthema nach dem Grand Prix in Aragon war die Kollision zwischen Francesco Bagnaia und Alex Marquez. Zum Glück haben sich beide nicht verletzt, denn das sah schon sehr übel aus. Ich stimme den Rennkommissaren mit ihrer Einschätzung zu, dass es ein Rennunfall war.
Eventuell könnte man Bagnaia ankreiden, dass er mit einem Angriff noch etwas warten hätte können, weil er zu diesem Zeitpunkt deutlich schneller war. Aber durch den Fehler von Alex Marquez bot sich eine Lücke.
Und wenn ein Rennfahrer eine Lücke nicht nutzt, dann ist er kein Rennfahrer. Deswegen ist es ein Rennunfall. Gestern gab es am frühen Abend beim Ducati-Truck eine Aussprache zwischen Bagnaia und Alex Marquez. Das Thema ist damit erledigt.
Bagnaia war trotzdem die erste Idee für unsere traditionelle Montagskolumne. Sein Wochenende war vom ersten Training an ein Griff ins Klo. 23 WM-Punkte Rückstand auf Jorge Martin muss er auch erst wieder aufholen.
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Francesco Bagnaia hat ein komplett verkorkstes Wochenende erlebt Zoom
Aber seit dem Sturz im Barcelona-Sprint hat Bagnaia eine fantastische Performance gezeigt. Er ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Nun kommen zwei Misano-Wochenenden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er beiden seinen Stempel aufdrückt und die Konkurrenz keine Chance hat.
In Aragon hat niemand eine Chance gegen Marc Marquez gehabt. Man muss vor ihm den Hut ziehen. Dass er ein außergewöhnliches Talent ist und nichts von seiner Klasse verloren hat, hat er uns in dieser Saison schon oft gezeigt.
Das Wochenende in Aragon war das Tüpfelchen auf dem i. Aber wie er selbst gesagt hat, waren die Bedingungen speziell. Bei normaleren Bedingungen könnte es für Marc Marquez gegen die Ducati GP24 von Bagnaia und Martin wieder sehr schwierig werden.
Marco Bezzecchi die größte Enttäuschung der Saison
Wenn wir von außergewöhnlichem Talent sprechen, dann gibt es einen Fahrer, der für mich bisher die größte Enttäuschung dieser Saison ist. Und damit sind wir beim Protagonisten unserer traditionellen Montagskolumne.
Seit dem ersten Wintertest hat Marco Bezzecchi Probleme mit der Ducati GP23. Es ist eine Kombination zwischen Motorrad und dem neuen Hinterreifen von Michelin, der mehr Grip hat. Seine Stärke aus dem Vorjahr hat der Italiener verloren.
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Seit dem ersten Wintertest hat Marco Bezzecchi die gleichen Probleme Zoom
Das betrifft die Bremsphase und den ersten Moment am Kurveneingang. Dort spürt Bezzecchi, wie der Hinterreifen Druck macht ("pushing the front"). Er kann die Linie nicht halten und keinen Speed in die Kurve mitnehmen.
Die Sache ist, dass sich dieses Problem bisher auf allen Strecken durchgezogen hat. Die Ausnahme war lediglich Jerez, wo Bezzecchi im Grand Prix Dritter geworden ist. Aber ansonsten berichtet er immer über das gleiche Problem.
Ist Bezzecchi wirklich ein großes Ausnahmetalent?
Nun sind zwölf Rennwochenenden ins Land gezogen. Ein absolutes Ausnahmetalent sollte doch irgendwann eine Lösung finden, oder einen Weg finden, um das Problem zu kompensieren. Und das sehen wir von Bezzecchi nicht.
Klar, so ein Jahrhunderttalent wie Marc Marquez ist er nicht. Aber dass er von der Performance her praktisch das ganze Jahr im Schatten von Alex Marquez und Fabio Di Giannantonio steht, ist dann doch bedenklich.
Auch in Aragon ist Bezzecchi hinter "Diggia" ins Ziel gekommen. Obwohl Di Giannantonio aufgrund seiner Schulterschmerzen von der ausgekugelten Schulter in Spielberg sogar darüber nachgedacht hat, das Rennen gar nicht zu fahren.
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Regelmäßig steht Bezzecchi im Schatten seines Teamkollegen Di Giannantonio Zoom
Nur die Reifendruckstrafe für Di Giannantonio hat das Ergebnis der beiden VR46-Teamkollegen umgedreht. In der WM hat Bezzecchi 30 Punkte weniger als Di Giannantonio. Von Siegen wie im Vorjahr ist er meilenweit entfernt.
Ich möchte Bezzecchi nicht abstreiten, dass er nicht alles probiert. Aber auf mich wirkt er in seinen Medienrunden oft so, als hätte er resigniert und diese Saison schon abgeschrieben. Wie es mit Aprilia wird und ob die RS-GP gut zu seinem Fahrstil passt, bleibt abzuwarten.
Klar, wir wissen auch nicht, wie Martin mit der Aprilia zurechtkommen wird. Aber er ist derzeit einer der besten Fahrer im Feld und unbestritten ein ganz großes Talent. Martin wird im nächsten Jahr die Messlatte für Bezzecchi. Dann werden wir sehen, wie groß oder klein das Talent des Italieners wirklich ist.
Ihr,
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