• 17.12.2016 09:55

  • von Dani Pedrosa (Haymarket)

Dani Pedrosa: Wie sich die MotoGP über die Jahre geändert hat

Honda-Routinier Dani Pedrosa schildert, wie sich die MotoGP im Laufe der Jahre verändert hat - Gewicht, Leistung und Grip machen es physisch anstrengend

(Motorsport-Total.com) - Nach der MotoGP-Saison und den Testfahrten ist der Winter für uns Fahrer sehr wichtig. Man muss sich ausruhen und erholen, und anschließend wieder fit werden, um in ein paar Monaten wieder alles zu geben. Für mich ist es in diesem Jahr nach dem unglücklichen Sturz in Japan im Oktober etwas anders. Trotzdem war es gut, beim letzten Rennen in Valencia wieder dabei zu sein und beim ersten Nachsaisontest für die 2017er-Saison zu arbeiten.

Titel-Bild zur News: Daniel Pedrosa

In Misano gewann Dani Pedrosa sein 29. MotoGP-Rennen Zoom

Was man zu diesem Zeitpunkt im Jahr macht, ist sehr wichtig. Man muss sicherstellen, dass man mit den Tests beginnt und dann fit wird, denn MotoGP-Bikes sind körperlich anstrengend zu fahren. Sie werden physisch schwieriger, weil das Gewicht erhöht wurde und die Geschwindigkeiten steigen. Auch der Grip nimmt zu. Die Reifen und die Form der Reifen sind offensichtlich ein großer Faktor. Je mehr Auflagefläche sie bieten, desto schwerer fühlt sich das Motorrad an und man kann härter Bremsen. Auch die G-Kräfte werden höher.

Das sind große Faktoren, wie physisch die Bikes zu fahren sind. Auch das Gewicht macht einen großen Unterschied. In den vergangenen sieben Jahren wurde das Gewicht um zehn oder zwölf Kilogramm erhöht. Ich erinnere mich, dass 2013 eine große Änderung war, wie physisch anstrengend sich das Bike anfühlte. Deswegen ist das Training sehr wichtig. Ich mache viel Ausdauer- und Krafttraining. Diese Kombination ist sehr wichtig für mich. Ich spüre es, wenn ich fit bin oder nicht.


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Dani Pedrosa

Wenn ich fit bin, kann ich mit dem Motorrad für einen längeren Zeitraum tun was ich will. Aber wenn ich nicht perfekt fit bin, dann bin ich etwas hinten nach und kann nicht alles tun oder bin nicht so schnell. Ich erinnere mich daran, als ich vor mehr als zehn Jahren das erste Mal ein MotoGP-Bike gefahren bin. Ich versuchte nichts zu erwarten, aber es war von Beginn an körperlich anstrengend. Ich ging auch nicht davon aus, dass das Motorrad so viel Power und Grip hat.

Power machte 2016 den Unterschied

Wenn man lange Zeit zusieht, dann sieht man viele Slides. Aber wenn man dann selbst fährt, spürt man komplett das Gegenteil. Es gibt viel Grip, und je schneller man fährt, desto mehr kann man mit der Power den Hinterreifen durchdrehen lassen. Von diesen Dingen war ich am meisten überrascht. Meine erste Saison war mit 990er-Bikes, dann wurden es 800er. Diese Motorräder waren etwas schwächer, wodurch im Rennen die Fahrer mehr beisammen lagen. Es waren fast Verfolgungsjagden.

Mir gefallen die aktuellen 1.000er-Motoren besser, sie sind fahrbarer und die Rennen sind interessanter. Wie man den Speed aus dem Motorrad herausholt, hat sich in meiner MotoGP-Zeit auch verändert. Früher ging es nur um die Power. Dann kam die Ära, wo sich alles um die Bremsphase drehte. Und in diesem Jahr ging es wieder rein um die Power. Es gab also einige Veränderungen.

Aus Fahrersicht ist es immer schöner, wenn es um die Bremsphase geht. Geht es nur um die Power, dann sieht man große Unterschiede zwischen den Herstellern. Von einem zum anderen Rennen variieren auch die Abstände. Wenn ein Motorrad zu einer Strecke passt und ein anderes nicht, dann ist der Unterschied sehr groß. Als Fahrer kannst du dann nicht viel machen. Wenn es mehr um das Fahren geht, dann sind die Rennen besser.

Mit der Rückkehr von Michelin änderte sich der Fahrstil, das spürte ich. Zu Beginn meiner Karriere war es nicht so ein großer Unterschied zu jetzt, nach vielen Jahren mit dem gleichen Reifen. Jetzt wird langsam alles klarer, der Stil hat sich verändert. Mit Bridgestone ist man auf jeder Strecke anders gefahren als jetzt. Mit Michelin ist es mehr wie zu Beginn meiner Karriere, weil ich damals mit Michelin angefangen habe.

Neue Elektronik lange ein Problem

Die andere Veränderung in diesem Jahr betrifft die Elektronik. Ich bevorzugte die höher entwickelte Elektronik. Die Entwicklung war gut, aber es war nicht so, dass der Fahrer nicht mehr die Kontrolle gehabt hätte. Natürlich half diese Elektronik dabei, schneller zu werden. Sie machte es auch sicherer. Es ging aber auch um den Benzinverbrauch, das Reifenmanagement und andere Teile des Motors, weil alles sanfter war.


Fotos: Honda-Racing-Thanks-Day 2016


Mit der neuen Elektronik ist das System jetzt viel einfacher. Zum Beispiel fühlt sich das Getriebe bei Gangwechseln viel ruppiger an. Das Motorrad bewegt sich dadurch viel mehr. In meiner Box mussten wir an diesen technischen Änderungen hart arbeiten, und schließlich wurden wir in der zweiten Saisonhälfte nach dem Brünn-Test viel stärker. In Silverstone verpasste ich knapp das Podest, anschließend konnte ich in San Marino gewinnen. Das war ein Schlüsselmoment der Saison, weil es dem ganzen Team zeigte, dass wir in die richtige Richtung arbeiten. Leider habe ich mich dann beim Sturz in Motegi verletzt.

Eine Sache hat sich über die Jahre nicht verändert, und das ist das Rennen - mein liebster Teil an einem Wochenende. Darum geht es! Mir gefällt auch das vierte Freie Training am Samstag, weil es ähnlich wie das Rennen ist. In dieser Session simuliert man etwas das Rennen, obwohl es kurz vor dem Qualifying stattfindet. Ich freue mich jetzt schon auf die neue Saison.