Indy 500 2015: Juan Pablo Montoyas Sieg vom Ende des Feldes

Juan Pablo Montoya gewinnt das Indy 500 trotz frühem Rückschlag - Giganten-Duell Penske vs. Ganassi - Ein verletzter Fahrer und ein verletzter Mechaniker

(Motorsport-Total.com) - Die 99. Auflage der 500 Meilen von Indianapolis war an Dramatik wieder einmal kaum zu überbieten. Mit nur sechs Gelbphasen ging das Rennen zwar geordneter über die Bühne als angesichts der vier schweren Unfälle im Vorfeld erwartet worden war. Mit Sebastian Saavedra und einem Mechaniker von Dale Coyne Racing trugen aber auch am Renntag zwei Personen Verletzungen davon (Der Rennverlauf in der Chronologie).

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya, Will Power

Zweiter Indy-500-Sieg für Juan Pablo Montoya - Will Power knapp geschlagen Zoom

Rein sportlich hatten auf dem 2,5 Meilen langen Indianapolis Motor Speedway die Fahrzeuge aus der Chevrolet-Fraktion jenen aus dem Honda-Lager klar etwas voraus, doch Chevy-intern wurde der Kampf um den Indy-500-Sieg 2015 heiß ausgefochten. Die Protagonisten waren die Teams von Roger Penske und Chip Ganassi - und das fast in voller Mannstärke. Zwischenzeitlich wurden die Top-7-Positonen nur von Fahrern dieser beiden Teams eingenommen.

Als nach 200 Runden die Karierte Flagge fiel, kreuzte Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet) die berühmte Ziellinie aus Ziegelsteinen als jubelnder Sieger. In Montoyas Windschatten musste sich Penske-Teamkollege Will Power als Zweiter knapp geschlagen geben. Die Schlussattacke des Australiers in der letzten Runde war nicht von Erfolg gekrönt. Indes ließ Sieger Montoya seiner Freude freien Lauf.

Zweiter Indy-500-Sieg für Montoya nach starker Aufholjagd

Juan Pablo Montoya

Nach zehn Runden deutete es auf alles andere als einen Sieg für Montoya hin Zoom

"Das hat richtig Laune gemacht - einfach unglaublich", so Montoyas erster Kommentar in der Victory Lane. Für den Kolumbianer, der sich zum zweiten Mal in seiner Karriere zum Indy-500-Sieger krönte, war es ein hart erkämpfter Triumph. Als Ganassi-Youngster Sage Karam bereits in den ersten Sekunden des Rennens mit Takuma Sato (Foyt-Honda) kollidierte, kam die erste Gelbphase heraus. In dieser passte Simona de Silvestro (Andretti-Honda) für einen kurzen Moment nicht richtig auf und rauschte Montoya ins Heck.

Die Verkleidung des rechten Hinterrads an Montoyas Penske-Boliden war beschädigt. Der Kolumbianer musste so schon früh außerplanmäßig die Box aufsuchen und die Heckpartie wechseln lassen. Auf Position 31 liegend nahm er den Restart unter die Räder und kämpfte sich anschließend unwiderstehlich durch das Feld. Einige Manöver waren auf der innersten Innenbahn durchaus haarig, aber alles ging gut. Auch zwei Verwarnungen (Überfahren eines Druckluftschlauchs in der Box und zu weites Zurückfallenlassen vor einem Restart, um Schwung zu nehmen) brachten Montoya nicht aus dem Konzept.

Nachdem er sich im Anschluss an den finalen Restart ein beherztes Duell mit Penske-Teamkollege Will, Power sowie den Ganassi-Piloten Scott Dixon und Charlie Kimball geliefert hatte, nahm Montoya die Weiße Flagge für die letzte Runde als Führender unter die Räder. In den Turns 1/2 schob sich Power noch einmal heran und schien noch einen Angriff im Köcher zu haben. Eingangs der Gegengerade musste der Australier jedoch kurz lupfen. So kam die Schlussattacke ausgangs Turn 4 zu spät. Montoya konterte Powers letzten Angriffsversuch und rettete einen Vorsprung von 0,1046 Sekunden als Sieger ins Ziel.

Will Power und Scott Dixon knapp geschlagen

Scott Dixon, Will Power

Von Montoya bezwungen: Die Champions Will Power (2.) und Scott Dixon (4.) Zoom

Für Montoya, dessen erster Indy-500-Sieg im Jahr 2000 gleich beim ersten Start im Brickyard zustande gekommen war, ist es nun der erste als Penske-Pilot. Vor 15 Jahren hatte er für Ganassi triumphiert. Während Chip Ganassi dank Montoyas Kampfstärke den 57. Geburtstag nicht in der Victory Lane feiern konnte, jubelte Roger Penske über seinen bereits 16. Indy-500-Sieg. Dank Platz zwei von Will Power war es gar ein Doppelerfolg für den "Captain".

Platz drei hinter den beiden Penske-Piloten Montoya und Power ging an Charlie Kimball, der sich im Ganassi-Duell gegen Scott Dixon durchsetzte. Dem Polesetter blieb nach langer Führung (84 Runden) unterm Strich nur Platz vier. Tony Kanaan hatte sich in der ersten Rennhälfte munter mit Dixon an der Spitze des Feldes abgewechselt und lag insgesamt 30 Runden in Führung. In Runde 156 aber kam für ihn das Aus in Form eines Crashs in Turn 4. "Ich hatte starkes Übersteuern und habe das Auto einfach verloren - sehr schade", sagte Kanaan, der alles gegeben hatte und dies wie folgt unterstrich: "Ob man hier Zweiter oder Dritter wird, spielt ohnehin keine Rolle. Bei diesem Rennen zählt nur der Sieg."

Während dieser so heiß begehrte Indy-500-Sieg nach sehenswertem Racing an Montoya, Power knapp geschlagener Zweiter wurde, brachten deren Teamkollegen Helio Castroneves (7.) und Simon Pagenaud (10.) ihre Boliden nur in der zweiten Hälfte der Top 10 ins Ziel. Besonders für Pagenaud war angesichts von 35 Führungsrunden deutlich mehr drin als Platz zehn hinter den CFH-Piloten J.R. Hildebrand (8.) und Josef Newgarden (9.). Doch nach einem Restart wurde Pagenaud im dichten Verkehr durchgereicht und fand anschließend nicht mehr den Weg ganz nach vorn.


Fotos: IndyCar: Indy 500, Rennen


Somit mussten Montoya und Power für Penske die Kohlen aus dem Feuer holen. Indes mussten aus dem Quintett von Chip Ganassi Racing neben Tony Kanaan auch Sage Karam und Sebastian Saavedra nach Unfällen die Segel streichen. Kurz nachdem NASCAR-Star Jeff Gordon als Pace-Car-Fahrer den Weg freigegeben hatte, nahm ein früher Crash im Mittelfeld schon in Turn 1 der ersten Runde Ganassi-Youngster Karam aus dem Rennen. Dieser war daraufhin gar nicht gut auf Unfallgegner Takuma Sato zu sprechen: "Es wird Zeit, dass der Junge endlich aufwacht."

In Runde 65 brachte Bryan Clauson (Byrd-Chevrolet) mit einem Abflug in Turn 4 die zweite Gelbphase heraus. Die dritte Caution folgte in Umlauf 114 aufgrund einer Kollision zwischen Ed Carpenter (CFH-Chevrolet) und Oriol Servia (Rahal-Honda) in Turn 1. Carpenter hatte sich bei einem Überholversuch verschätzt und dabei nicht nur ein eigenes Auto, sondern auch das von Servia in die Begrenzung befördert.

Fußverletzung bei Saavedra, Mechaniker im Krankenhaus

Jack Hawksworth, Sebastian Saavedra

Sebastian Saavedra und Jack Hawksworth kollidierten in Runde 177 Zoom

In Runde 177 brachte der heftigste Crash des Tages jene Gelbphase heraus, die an der Spitze die Bühne für das Finale zwischen Montoya, Power, Dixon und Co. einläutete. Es war der Crash mit Sebastian Saavedra, bei dem auch für Stefano Coletti (KV-Chevrolet) und Jack Hawksworth (Foyt-Honda) Feierabend war. Auslöser war eine Berührung zwischen Saavedra und Hawksworth, die außerhalb der Top 10 lagen. Beide Fahrzeuge schlugen in Turn 4 des 2,5-Meilen-Ovals rückwärts in der SAFER-Barrier ein.

Coletti hatte keinen Platz auszuweichen und traf den gelb-roten Ganassi-Boliden von Saavedra mit voller Wucht. Mit der Vorderpartie verlor Colettis KV-Chevy kurzzeitig den Bodenkontakt. Während der Monegasse genau wie Hawksworth unverletzt ausstiegen, wurde bei Saavedra eine Verletzung am rechten Fuß diagnostiziert. Bevor der Kolumbianer wieder ins Auto steigen kann, muss er sich erneut von den IndyCar-Ärzten untersuchen lassen.


Highlights des 99. Indy 500

Die zweite Verletzung des Renntages betraf einen Mechaniker von Dale Coyne Racing. Was war passiert? Tristan Vautier, der für Stammfahrer Carlos Huertas einsprang, hatte in Runde 85 mit technischem Defekt die Boxengasse aufsuchen müssen. Gleichzeitig kam der Rest des Feldes zu routinemäßigen Boxenstopps herein. Auf Höhe von Vautier wurde es für dessen Coyne-Teamkollegen James Davison und Pippa Mann zu eng, weil sich neben ihnen auch noch Saavedra in der Pitlane befand.

Davison wurde in die Fahrspur von Mann und Saavedra geschickt, es kam zur Kollision, woraufhin das Auto des Australiers in Richtung der Pitcrew von Vautier abbog. Zwei Mechaniker wurden zu Boden gerissen. Einer der beiden einige Minuten lang liegen. Ein Krankenwagen befuhr die Boxengasse und brachte den Mechaniker ins Krankenhaus. Über die Schwere der Verletzungen gab es kurz nach dem Rennen noch keine gesicherten Informationen. Später stellte sich heraus, dass er sich "nur" einen gebrochenen Knöchel zugezogen hat. Der zweite Mechaniker wurde aus dem Medical-Center der Strecke direkt wieder entlassen.

Graham Rahal einmal mehr bester Honda-Pilot

Marco Andretti

Nicht zu holen für das Andretti-Team: Marco Andretti als Sechster der beste Zoom

Im Schatten der Chevy-Show der beiden Multi-Car-Teams Penske und Ganassi war Rahal-Einzelkämpfer Graham Rahal als Fünftplatzierter wie schon so oft in dieser Saison der beste Vertreter aus dem Honda-Lager. Bei Andretti Autosport entschied man sich für unterschiedliche Strategien. Marco Andretti schwamm stets mit der Spitze mit, konnte aber nicht mehr als Platz sechs an Land ziehen. Vorjahressieger Ryan Hunter-Reay wurde nach einem dezenten Rennen als 15. abgewinkt.

Auf einer Off-Sequence-Strategie unterwegs, blieben die Andretti-Piloten Carlos Munoz und Justin Wilson während der letzten Gelbphase auf der Strecke, führten das Feld somit kurzzeitig an, mussten sich nach ihren Stopps unter Grün aber mit den Plätzen 20 und 21 am Ende der Führungsrunde begnügen. Für Simona de Silvestro im fünften Andretti-Honda reichte es nach dem frühen Fauxpas in Form des Auffahrunfalls unter Gelb schließlich nur zu Platz 19, drei Positionen vor Pippa Mann.

Montoya kommt mit 25 Punkten Vorsprung nach Detroit

Ryan Briscoe, der bei Schmidt/Peterson Motorsports den verletzten, aber schon wieder gut gelaunten James Hinchcliffe vertrat, wurde nach einem Dreher in Runde eins noch Zwölfter hinter einem unauffällig agierenden Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet/11.) und vor Takuma Sato, der nach dem Startcrash mit Sage Karam tatsächlich noch Platz 13 vor Townsend Bell (Dreyer/Reinbold-Chevrolet/14.) an Land zog. Alex Tagliani brachte den dritten Foyt-Honda trotz anfänglicher Startschwierigkeiten auf Platz 17 ins Ziel.

Juan Pablo Montoya hat mit seinem zweiten Indy-500-Sieg auch die Führung in der IndyCar-Gesamtwertung weiter ausgebaut. Der Kolumbianer kommt mit einem Vorsprung von 25 Punkten auf Teamkollege Will Power zum siebten Saisonlauf. Dieser geht am kommenden Samstag auf der Belle Isle in Detroit über die Bühne. Nur einen Tag später steigt an gleicher Stelle in Form des einzigen Double-Headers 2015 der achte Saisonlauf. Montoya wird seinen großen Triumph bis Freien Training in Detroit ausgiebig genießen.