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Vettel: "Irgendwo war da noch ein Zehntel..."
Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel trauert der Pole-Position in Monaco hinterher, peilt im Glamour-Grand-Prix am Sonntag aber trotzdem den Sieg an
(Motorsport-Total.com) - Die Pole-Position in Monte Carlo hat er verpasst, doch Sebastian Vettel sieht trotzdem gute Chancen, am Sonntag ganz vorn zu stehen. Der Red-Bull-Fahrer rechnet sich von Startplatz drei einiges aus, hat aber gleich zwei Silberpfeile vor sich: Nico Rosberg (Mercedes) und Lewis Hamilton (Mercedes) werden im Großen Preis von Monaco alles daran setzen, Vettel auf Distanz zu halten. Wie der Weltmeister der Konkurrenz ein Schnippchen schlagen will, erklärt er in seiner Medienrunde.
© xpbimages.com
Sebastian Vettel sieht für den Sonntag in Monaco gute Chancen auf den Sieg Zoom
Frage: "Sebastian, in Q2 warst du der Schnellste, doch am Ende fehlte dir in Q3 ein kleiner Tick auf die Bestzeit. Wie lautet dein Fazit?"
Sebastian Vettel: "Ja, ich denke, es war sehr eng. Mercedes war das gesamte Wochenende über sehr schnell. Wir wissen ja, dass sie über eine Runde sehr stark sind."
"Das soll aber nicht wie eine Entschuldigung klingen. Mir fehlte am Ende etwas mehr als eine Zehntel. Ich denke, das wäre heute drin gewesen, doch auf der letzten Runde kam es einfach nicht zusammen. Wirklich: Wenn hier jemand die Schuld dafür hat, dann... Ich denke, das Auto war sehr, sehr gut."
"Wenn also jemand die Schuld dafür hat, dann bin ich es. Ich bin daher nicht ganz zufrieden mit meiner letzten Runde. Gut ist aber, dass kein Ferrari und kein Lotus vor uns stehen. Ich denke, diese Jungs werden am Sonntag so oft die Reifen wechseln wie auch wir. Ja, deshalb ist es ein gutes Ergebnis, von Rang drei loszufahren. Das sollte uns für den Grand Prix in eine gute Ausgangslage bringen, um zu gewinnen."
Falsche Taktik, Pole-Position verpasst?
Frage: "Du warst der Einzige, der in Q3 nur eine fliegende Runde statt zwei fliegenden Runden absolviert hat. Warum eigentlich? War das ein Fehler? Denn alle Anderen schienen auf der zweiten Runde schneller zu sein..."
Vettel: "Ja. Hätte, wäre, wenn. Wenn ich noch einmal entscheiden könnte, dann würde ich wahrscheinlich zweimal zwei Runden fahren. Also jedes Mal zwei schnelle Runden. Ich war aber zuversichtlich, dass ich es auf der ersten Runde hinkriegen würde, wenn sich die Strecke verbesserte."
"Mein erster Sektor war nicht schlecht, doch in den beiden Kurven zu Beginn der Runde, Kurve eins und das Casino, waren die Vorderreifen noch nicht bereit. Und dann bist du zum Aufholen gezwungen. Du hast nämlich das Gefühl, etwas verloren zu haben. Prompt stand ich dann ein paar Mal quer. Insgesamt bin ich zufrieden mit meiner Runde. Irgendwo war da aber noch ein Zehntel, vielleicht eineinhalb Zehntel."
"Das glaube ich zumindest. Deshalb war ich anfangs ein bisschen enttäuscht. Doch wie ich schon sagte: Insgesamt bin ich zufrieden, denn am Donnerstag hatte es noch nicht so ausgesehen, dass wir auch nur in die Nähe der ersten beiden Startreihen gelangen würden. Ich bin daher zufrieden mit dem Ergebnis und zuversichtlich für den Sonntag."
Frage: "Hättest du gedacht, dass Lotus im Qualifying dritte Kraft sein würde? Und hättest du gedacht, dass dein Freund Kimi Räikkönen vor Fernando Alonso landen würde?"
Vettel: "Es war schwierig, vorherzusehen, was in der Qualifikation passieren würde. Im Training sah es so aus, als wäre Lotus sehr schnell."
"Zumindest Romain (Grosjean; Anm. d. Red.) war in allen Session unheimlich schnell. Manchmal war er auch etwas zu schnell, vor allem in der ersten Kurve. Dort hatte er ein bisschen zu kämpfen. Am Donnerstag habe ich mich mit Kimi unterhalten. Er sagte, er fühlte sich noch nicht so richtig wohl. Ich denke, es ist ihnen aber gelungen, das Auto zu verbessern."
Der Rhythmus ist entscheidend
"Doch wie ich schon sagte: Wenn du hier das Selbstvertrauen hast, dein Fahrzeug magst, dann kannst du viel Zeit gewinnen. Viel mehr als auf einer normalen Strecke. Es ist also ungeheuer wichtig, dass du dich wohlfühlst. So gesehen ist es eine Überraschung, dass Lotus Ferrari geschlagen hat. Denn Ferrari schien am Donnerstag sehr konkurrenzfähig zu sein."
Frage: "Im Nassen ist es für euch Fahrer noch schwieriger. Was aber rechnest du dir für das Rennen aus? Wo steht ihr bei den Longruns? Und wir wissen ja, was bei Mercedes zuletzt immer nach der Qualifikation passiert ist. Das hier ist aber eine ganz andere Strecke, was sich auch beim Reifenverschleiß bemerkbar machen müsste, nicht wahr?"
Vettel: "Ja. Ich denke, wir müssen schon bis morgen warten, um klare Aussagen treffen zu können."
"Ich glaube aber, wir hatten einen guten Donnerstag. Unsere Leistung am Donnerstag, meine Leistung am Donnerstag war nicht so berauschend. Ich spürte das Auto nicht und war heute viel zufriedener. Wir haben das Auto verbessert. Der zusätzliche Tag am Freitag hat uns geholfen, meine ich."
"Das Auto war am Samstag vom Vormittag an viel mehr so, wie ich mir das vorstelle. Ich fühlte mich zuversichtlicher, kam in einen besseren Rhythmus. Das ist hier das Wichtigste. Wenn du dich hier nicht wohlfühlst, dann traust du dich auch nicht, noch schneller zu fahren. Deshalb war ich sehr zufrieden mit dem Auto. Ich bin auch, glaube ich, recht zuversichtlich für den Sonntag."
Gleich beim Start einen Mercedes schnappen
"Am Donnerstag sah unser Tempo auf den Longruns schon ziemlich vielversprechend aus. Ich erwarte, dass wir im Rennen nochmals etwas stärker sein werden. Beim Reifenverschleiß befinden wir uns ziemlich genau im Durchschnitt. Mercedes war da in den vergangenen Rennen am schlimmsten dran, doch Monaco ist eine ganz andere Strecke. Am Sonntag kann es also etwas anders laufen. Von Startplatz drei haben wir trotzdem eine gute Chance."
"Ich hoffe auf einen guten Start und darauf, gleich gut ins Rennen hineinzukommen. Dass wir die richtigen Entscheidungen treffen und das auch zur richtigen Zeit. Hoffentlich sind wir dann am Ende vorn. Das ist der Plan. Da werden diese Jungs (Rosberg und Hamilton; Anm. d. Red.) aber sicher etwas dagegen haben. Aber ja, das Ziel für Sonntag ist der Sieg. Es wäre nicht schlecht, wenn es nochmals regnen würde. Das hat am Samstag viel Spaß gemacht."
Frage: "Wie siehst du deine Chancen am Start, einen oder vielleicht sogar beide Mercedes zu schnappen?"
Vettel: "Den Start versuchen wir so gut hinzukriegen wie möglich. Der Rest wird sich zeigen. Ob es reicht, an einem oder an beiden vorbeizuziehen, wird sich zeigen. Es wird unheimlich schwierig."
"Der Weg zur ersten Kurve ist nicht so lang. In Barcelona ist das vielleicht ein bisschen anders. Wichtig ist, dass wir gut wegkommen. Vielleicht schnappen wir schon einen. Es gibt dann auf jeden Fall genug Runden, um hoffentlich irgendwann mal frei fahren zu können, damit wir unser Renntempo ausnutzen können. Deprimierend ist hier auf jeden Fall, 78 Runden lang im Kofferraum von einem anderen Auto zu hängen."
Vettel setzt auf den Mercedes-Trend im Rennen
Frage: "Abgesehen vom Start. Wo, denkst du, kannst du die Mercedes am Sonntag überholen?"
Vettel: "Ich weiß es nicht. Hier sind so viele Runden zu fahren. 78 insgesamt. Ich denke, auf der Strecke wird es schwierig werden. Das wissen wir alle. Im vergangenen Jahr lag ich gegen Ende des Rennens recht lange auf Platz vier. Ich hatte das Gefühl, schneller fahren zu können. Ich glaube, Nico lag an zweiter Stelle. Er hatte ebenfalls das Gefühl, schneller sein zu können."
"Es ist aber schwierig, zu überholen. Wenn man das clever macht, kommt man nicht vorbei. 2009 war mir das egal, denn damals lag ich in Führung. Es kommt also immer darauf an, wo du dich befindest. Auf der Strecke dürfte es also schwierig werden. Doch wenn alles gut läuft, dann bekommt Mercedes ein paar Schwierigkeiten und wir überholen sie beim Boxenstopp. Ich denke aber nicht, dass wir uns darauf verlassen können."
"Sie sind sicher schnell genug, um auf das Treppchen zu fahren. Der Reifenverschleiß wird am Sonntag sicher ein Thema sein. Wir müssen aber erst einmal auf uns selbst schauen, präzise agieren und Geduld bewahren. Wir müssen viel miteinander reden. Das ist wichtig. Dann sehen wir, was passiert. Hoffentlich treffen wir zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen. Das dürfte unsere beste Chance sein."
Frage: "Ist es wichtig, dass Räikkönen und Alonso hinter dir losfahren?"
Vettel: "Eigentlich nicht. Ich weiß natürlich, wie sie sich qualifiziert haben. Und es ist gut, vor ihnen zu sein. Es ist aber nicht so entscheidend, denn es kommen noch viele Rennen. Wir konzentrieren uns erst einmal auf diesen Grand Prix. Du musst kein Genie sein, um zu erkennen, dass du mehr Punkte holst als jeder Andere, wenn du gewinnst. Das haben wir vor."
Frage: "Wie fühlt sich Monaco im Nassen an?"
Vettel: "Es ist extrem glatt. Man weiß gar nicht, wo man bremsen soll, wie viel Tempo man mit in die Kurve nehmen kann. Du hast so gut wie keine Referenz. Hier ist es ja fast immer trocken. Deshalb ist es unheimlich schwierig."
"Gerade das macht es dann aber aus. Keinen Fehler zu machen, den richtigen Zeitpunkt für das Bremsmanöver zu finden, einzulenken, das richtige Tempo zu haben, um schnell zu sein. Dabei darfst du aber nicht zu schnell sein, sonst verlierst du das Auto. Wir kamen damit, glaube ich, recht gut zurecht."
Monaco kannst du nur bedingt simulieren
Frage: "Trainiert man eigentlich mit speziellen Übungen für Monaco? Oder ist das in dieser Hinsicht ein Rennen wie jedes andere?"
Vettel: "Eine interessante Frage. Es wäre natürlich klasse, im Vergleich zur Konkurrenz ein paar zusätzliche Runden zu bekommen. Das geht aber nicht."
"Man müsste die gesamte Stadt sperren und das ist ja nicht erlaubt. Das macht es schwierig. Natürlich: Es ist eine sehr knifflige Strecke. Es gibt viele Bodenwellen, also musst du sehr aufmerksam sein. Das Timing ist sehr wichtig. Du musst dich auch trauen, sehr nahe an die Leitplanken heranzufahren."
"Das kannst du nur schwerlich üben. Wir haben natürlich einen Simulator und damit kannst du dir einen Eindruck verschaffen. Es ist aber anders als in der Realität. Vor allem, wenn du mal die Mauern berührst. Das spürst du in echt etwas mehr als im Simulator. Es macht aber Spaß. Wir mögen es, hierher zu reisen."
"Es gab auch ein paar Diskussionen darüber, dass die Strecke nicht sicher sei. Es wird immer ein Risiko bleiben. Doch wir haben hier zum Beispiel die besten Streckenposten der Saison. Deshalb fühlst du dich sicher. Du weißt: Wenn etwas schiefgeht, sind diese Leute da, um sich um dich zu kümmern. Danke dafür. Und außerdem mag ich Stadtkurse."
Vettel hält zum BVB - weil die Eintracht nicht spielt
Frage: "Heute Abend ist noch das Finale in der Champions League. Was haben wir da zu erwarten?"
Vettel: "Auf jeden Fall einen deutschen Sieg (lacht; Anm. d. Red.). Nun, ich drücke dem BVB die Daumen, auch wenn die Aufstellung vielleicht nicht so ist, wie gewünscht. Mario Götze fällt ja aus. Ich glaube trotzdem, dass sich die Bayern bisher immer die Zähne an den Dortmundern ausgebissen haben. Ich hoffe, sie tun das auch heute Abend."
"Auf dem Papier sind die Bayern die Sieger. Da ist es egal, ob man mit der ersten, zweiten oder dritten Mannschaft aufläuft. Die sind alle gut. Deshalb wird es mit Sicherheit interessant. Und ich drücke auf jeden Fall dem BVB die Daumen, weil die Eintracht spielt zwar nächstes Jahr in Europa - nicht vergessen -, aber für die Champions League hat es noch nicht ganz gereicht. Man soll sich ja aber noch steigern können."
Frage: "Dein Tipp?"
Vettel: "Es wird eng. 2:1 für Dortmund."