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Vettel: "Ich wollte ihn nicht rammen"
Nach seinem Tränenausbruch in Fuji sammelte sich Sebastian Vettel, um sein bisher bestes Formel-1-Rennen ausführlich zu analysieren
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Sebastian, fangen wir mit dem Positiven an: Du hast das Feld angeführt. Wann hast du das in dem Chaos realisiert?"
Sebastian Vettel: "Ich war ja relativ früh auf Platz drei. In der ersten Kurve nach dem Restart hat Jenson (Button; Anm. d. Red.) mit Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.) gekämpft. Ich konnte auf die innere Linie gehen und hatte deutlich mehr Traktion zum Rausbeschleunigen, konnte die beiden direkt stehen lassen."
© xpb.cc
Sebastian Vettel hätte heute in Fuji sogar auf das Podium fahren können
"Danach waren die McLarens zu schnell - sie waren ja auch leichter unterwegs vom Benzin her - also habe ich mich darauf konzentriert, meinen Vorsprung auf Mark (Webber; Anm. d. Red.) auszubauen. Dann ist einer an die Box, dann der andere - und das Team hat mir Bescheid gesagt: P2, P1. Ich weiß nicht genau, wie viele Runden es dann waren. Letztendlich habe ich mich darauf aber nicht konzentriert, sondern ich wollte meinen Vorsprung auf Mark ausbauen. Es hat ja dann alles soweit ganz gut geklappt bis dahin..."#w1#
Schlechte Sicht beim Restart
Frage: "Wie waren die Bedingungen? Über die Onboardkameras konnte man nur Gischt sehen, sonst nichts..."
Vettel: "Es war auch so, gerade beim Restart, als das ganze Feld zusammen war. Später war ich in einer guten Lage, denn die vorne waren weg, von daher hat sich die Gischt wieder gesenkt, aber gerade nach dem Restart fährt man im Prinzip blind im siebten Gang dahin und hofft, dass alles gut geht. Man schaut nach links auf die Schilder raus, weil nach vorne sieht man eh nichts, und man hofft, im richtigen Moment zu bremsen."
Frage: "Alle haben sich schon gefreut mit dir, sicher auch Gerhard Berger vor dem Fernseher. Was ist dann passiert, kannst du das schildern?"
Vettel: "Wir hatten heute schwierige Bedingungen. Gerade am Anfang war es richtig, hinter dem Safety-Car zu starten. Worauf ich hinaus will: Zu dem Zeitpunkt hatte ich viele Runden hinter dem Safety-Car absolviert, ich hatte fünf Autos vor mir - da musste ich ja auch aufpassen, dass ich keinem auffahre. Man war an das Safety-Car schon gewöhnt."
"Wir waren nicht besonders schnell, denn es ging ja in der Kurve 13 während der Safety-Car-Phase nicht. Was passiert ist, war letzten Endes mein Fehler, aber ich denke nicht, dass man sagen kann, es war Unerfahrenheit oder so. Ich bin schon genug Safety-Car-Phasen hinter anderen hergefahren. Ich sah auf einmal am Ausgang der Kurve mit einem Auge Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) am Ausgang extrem verlangsamen. Da dachte ich, er hat ein Problem und bleibt stehen. Und in dem Moment merkte ich, wie es krachte und wie ich Mark auffuhr."
Vettel ärgert sich über sich selbst
"Ich denke, dass Mark zu dem Zeitpunkt reagiert hat und reagieren musste, um nicht wegen des Überholens von Lewis während der Safety-Car-Phase eine Durchfahrstrafe zu bekommen. Er hat auch verlangsamt. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht auf Vollgas, sondern bin einfach nur dahingerollt, und ich habe mich in dem Moment gewundert, was passiert, aber da war es schon zu spät. Das ist mit Sicherheit nicht das Beste, was passiert ist. Zumindest hat Tonio (Liuzzi; Anm. d. Red.) noch einen Punkt geholt. Das hat sich das Team verdient."
Frage: "Es gab auch mit Fernando Alonso eine Berührung. War das ein normaler Rennzwischenfall?"
Vettel: "Ja, würde ich sagen. Ich wollte um Gottes Willen nicht irgendwie in die Meisterschaft eingreifen, aber man muss ganz klar sagen: Wenn ich fahre, fahre ich mein Rennen, fahre ich für mein Team. In dem Moment war ich schneller als er. Vorher hatte ihn Nick überholt, und zwei Runden später war ich an ihm dran. Ich habe mich auf der Geraden angesaugt, bin relativ früh rechts rausgezogen, um mich zu zeigen, habe spät gebremst, war eigentlich innen - und im letzten Moment hat er dann wahrscheinlich wieder die Bremse aufgemacht, hat dadurch ein paar Meter gewonnen, hat zugezogen. Ich konnte mich in dem Moment aber nicht in Luft auflösen. Unglücklicherweise kam es dann zur Berührung. Das tut mir einerseits leid, aber andererseits ist es egal, ob das andere Auto silbern, rot, grün, gelb oder blau ist."
Frage: "Gerhard Berger hat ja oft gesagt, dass er mit dir einen Neubeginn machen möchte. Hat er schon angerufen? Wie fühlst du dich nach diesem großartigen Wochenende?"
Vettel: "Nein, hat er nicht. Letzten Endes ärgert man sich, ganz klar. Wir waren heute sehr schnell, waren in der Lage, die Topzeiten der Führenden mitzugehen. Letzten Endes hat uns das auf den dritten Platz gebracht - und ich denke, das hätten wir heute auch sicher ins Ziel fahren können, was den Speed angeht."
Nicht nur Negatives für die Zukunft
"Es ist viel Positives mitzunehmen an diesem Wochenende, denn wir waren extrem schnell. Viele haben vermutet, dass wir leicht waren im Qualifying und dass wir nur auf Regen gesetzt hätten, dabei haben wir im Vergleich zum Freien Training nur den Flügel ein bisschen hochgestellt, weil ich dachte, dass die Bedingungen nicht sehr gut sein würden und dass ein bisschen mehr Flügel nicht schaden kann. Als es mitten im Rennen noch einmal angefangen hat zu regnen, war viel Wasser da, auf dem ich aufgeschwommen bin, auch in den schnellen Kurven. Ich hatte da schon zwei, drei Momente, wo ich nahe dran war. Es ist natürlich schade für das Team, denn es hätte allen gut getan, mir auch. Aber das Leben geht weiter."
Frage: "Hast du schon mit Mark Webber gesprochen?"
Vettel: "Noch nicht. Ich entschuldige mich für das, was passiert ist, ganz klar. Ich wollte ihn natürlich nicht rammen. Ich werde gleich zu ihm gehen und mich persönlich entschuldigen."
Frage: "Wir haben dich weinen gesehen..."
Vettel: "Ja, na klar. Es war ein sehr gutes Rennen von Anfang an. Klar ist man da enttäuscht. Im ersten Moment realisiert man es gar nicht. Man fährt an die Box und merkt, dass es jetzt vorbei ist, und die anderen fahren noch weiter. Ich weiß gar nicht, was in dem Moment in mir vorgegangen ist. Ich war einfach riesig enttäuscht."
Frage: "Das nächste Rennen steigt schon in einer Woche. Wie bewältigst du jetzt deinen Frust?"
Vettel: "Letzten Endes kämpfe ich mehr mit mir selbst, da muss mir niemand etwas sagen. Aber es ist schon ziemlich hart. Ich ärgere mich über mich selbst, über das, was mir passiert ist. Ich bin nicht der, der hyperaggressiv versucht, in der Safety-Car-Phase am Vordermann dranzubleiben, denn es ging ja noch nicht mal um den Restart. Ich glaube, man muss das einfach wegschlucken. Das Team sagt: Kopf hoch! Aber ich glaube, ich brauche da noch ein bisschen. Zumindest habe ich bis China nicht viel Zeit zum Nachdenken."