Sergio Perez trotzt Gerüchten: "Bin seit 13 Jahren in der Formel 1 ..."
Ist Sergio Perez der Nächste auf Helmut Markos Abschlussliste? Der Mexikaner erklärt, wie er genau das verhindern will und warum er ein gutes Gefühl hat ...
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Rausschmiss von Nyck de Vries bei AlphaTauri wird im Formel-1-Paddock darüber diskutiert, wer der Nächste auf der Abschussliste von Helmut Marko sein könnte. Da ist der gedankliche Weg zu Sergio Perez nicht weit. Denn die Daten und Fakten sprechen seit Anfang Mai klar gegen ihn.
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Sergio Perez behauptet, dass er derzeit keinen Druck spürt, seinen Platz zu verlieren Zoom
In der Fahrer-WM liegt Perez zwar an zweiter Stelle, allerdings mit 156:255 Punkten gegen Teamkollege Max Verstappen. Seit Mai hat Verstappen aber an sechs Rennwochenenden 162 Punkte gesammelt, Perez hingegen nur 69. Dazu kommt: Während Verstappen die letzten fünf Qualifyings gewonnen hat, kam Perez kein einziges Mal mehr in Q3.
Der 33-jährige Mexikaner hat zwar Vertrag bis Ende 2024, doch dass Verträge bei Red Bull oft nicht das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben stehen, das hat de Vries gerade am eigenen Leib erfahren müssen. Und mit Daniel Ricciardo hat jetzt einer bei AlphaTauri die Chance, sich zu beweisen, der Perez theoretisch beerben könnte.
Einer, über den sich auch Verstappen freuen würde: "Ich wollte nie, dass Daniel geht", sagt der zweimalige Weltmeister. "Es ist ja kein Geheimnis, dass wir gut miteinander auskommen. Daniel weiß, wo er steht, und du hast immer die Möglichkeit, dich zu verbessern." Das sei "alles offen", glaubt Verstappen.
Perez sicher: Red Bull steht hinter ihm
Doch Perez lässt sich vom Gerede, sein Platz sei in Gefahr, nicht beeindrucken: "Daniel ist ein großartiger Fahrer. Er wird viel Wissen und Erfahrung in dieses Team bringen", sagt er zwar, betont aber gleichzeitig: "Wir sind hier in der Formel 1. Da musst du zu jedem Zeitpunkt abliefern. Ich habe bewiesen, dass ich es kann, und ich habe die Unterstützung des Teams."
Über das, was 2025 sein könnte, wenn sein Vertrag ausläuft, macht er sich noch keine Gedanken: "Ich bin seit 13 Jahren in der Formel 1. Ich denke nicht so weit voraus. Ich bin bei meinen Ingenieuren gewesen und hatte gar nicht die Zeit, über Daniel zu sprechen. Über 2025 denke ich nicht nach. Das ist noch so weit weg, das wäre Unsinn."
Auf Nachfrage, ob er keine Angst habe, dass es wie bei de Vries ganz schnell gehen könnte mit dem Rauswurf, eventuell sogar noch während der Saison, wiederholt Perez nur grinsend seinen Satz: "Ich bin seit 13 Jahren in der Formel 1." Und impliziert damit vielleicht, dass ihm wohl bewusst ist, dass man gerade bei Red Bull nichts ausschließen sollte.
Dass Ricciardo jetzt im Rennbetrieb die Möglichkeit hat, sich mit starken Leistungen für das A-Team zu empfehlen, sollte Perez weiter schwächeln, ist Tatsache. Doch der Mexikaner setzt sich mit solchen Gedankenspielen nicht auseinander: AlphaTauri sei "eine tolle Chance" für Ricciardo, "aber ich konzentriere mich auf Ungarn und danach Belgien".
Perez betrachtet die jüngsten Änderungen im Red-Bull-Kader noch aus einer ganz anderen Perspektive. Denn Red Bull Racing geht mit Ricciardo ein starker Simulatorfahrer verloren: "Er hat großartige Arbeit für uns geleistet. Schade, dass wir ihn verlieren, denn er ist ein erfahrener Pilot, der viel über die Autos versteht. Er war gut für uns."
Negativspirale begann mit Crash in Monaco
Für Perez selbst begann die Negativspirale mit seinem Crash in Q1 beim Grand Prix von Monaco. Seither hat er zwar einige ordentliche Rennen abgeliefert, doch insbesondere in den Qualifyings stolperte er von einer Niederlage in die nächste. "Was in Monaco passiert ist, hat mich zurückgeworfen. Da habe ich Vertrauen ins Auto verloren", räumt er ein.
Es ist etwas, was auch Ricciardo im Rückblick auf seine McLaren-Jahre beschreibt: Kaum wird ein Rennfahrer durch ein, zwei negative Wochenenden aus der Bahn geworfen, setzt das Denken ein, ein verzweifeltes Herumtüfteln, eine Negativspirale. Dabei wäre die beste Methode manchmal, einfach zu fahren und den eigenen Instinkten zu vertrauen.
Bei Perez kamen "externe Faktoren", so nennt er das, erschwerend hinzu. Die Tracklimits in Spielberg, ein schlecht getimter Q1-Run in Silverstone. "Wechselhafte Bedingungen", sagt er, hätten ihn zuletzt mehrfach aus dem Konzept gebracht, und "dann ergibt sich in Summe eben diese Diskrepanz" zu Verstappen.
In den vergangenen Wochen hat Perez versucht, gemeinsam mit seinen Ingenieuren Lösungen zu finden. Aber: "In der Formel 1 gibt es keine Sofortlösungen, das wissen wir", seufzt er und beteuert, für Ungarn "zuversichtlich" zu sein: "Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und mich vorbereitet, und ich bin bereit, hier ein starkes Qualifying zu liefern."
Denn Perez weiß: "An der puren Pace hat es nicht gelegen." Und: "Ich bin nicht umsonst Zweiter in der WM. Es stimmt, dass ich eine harte Phase hatte, aber es stimmt auch, dass ich einen sehr guten Saisonbeginn hatte. Es geht drum, jetzt die guten Rennen anzuschauen und zu lernen, was dort funktioniert hat - und was bei den anderen Rennen nicht funktioniert hat."
Besonderer Druck als Red-Bull-Fahrer
Genervt ist er von der Tatsache, als Red-Bull-Fahrer medial immer einem besonderen Druck ausgesetzt zu sein: "Die Leute zu Hause auf dem Sofa vergessen, wie sehr wir im Rampenlicht stehen. Es hatten auch andere Fahrer schon schlechte Phasen, aber da wird auch nicht nach jeder Session darüber diskutiert, ob es einen Wechsel gibt. Bei Red Bull passiert das aber schon."
Gleichzeitig betont Perez, das Gefühl zu haben, dass sowohl Helmut Marko als auch Christian Horner unverändert hinter ihm stehen. Und er macht klar, dass sein Selbstvertrauen nicht gelitten hat: "Ich bin ein Siegertyp. Ich mag es nicht, schlechte Wochenenden zu haben. Da bleibe ich lieber gleich zu Hause. Ich bin hier, weil ich weiß, dass ich es kann, und weil ich das auch schon geschafft habe."
Der Rausschmiss von de Vries, ergänzt er, sei schon "brutal" gewesen. Aber: "Es ist, wie es ist. So ist die Formel 1. Es ist wirklich schwierig, die richtige Balance zu finden. Manchmal brauchen Fahrer einfach aufgrund der Umstände ein bisschen mehr Zeit als andere. Nyck hatte einfach das Pech, dass Daniel verfügbar war. Das war eine gute Chance für Red Bull."
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