Sauber-Deal abgeschlossen: Audi beseitigt Zweifel an Formel-1-Einstieg

Audi schließt die Übernahme des Schweizer Sauber-Teams final ab und bestellt Oliver Hoffmann zum neuen Verwaltungsrat in Hinwil

(Motorsport-Total.com) - Der deutsche Automobilhersteller Audi hat die nächste Transaktionsstufe auf dem Weg zur Übernahme des Schweizer Sauber-Teams abgeschlossen und damit Gerüchte entkräftet, wonach die Marke den Formel-1-Einstieg womöglich doch noch einmal überdenken könnte. Das haben Recherchen von Motorsport-Total.com vor dem Rennwochenende in Saudi-Arabien ergeben.

Titel-Bild zur News: Audi-CEO Gernot Döllner

Audi-CEO Gernot Döllner hat die finale Transaktionsstufe autorisiert Zoom

Audi plant für 2026, werksseitig in die Formel 1 einzusteigen. Bis dahin ist man an Sauber zwar bereits als Shareholder beteiligt, doch die offizielle Umbenennung des Teams findet erst zur Saison 2026 statt. Die erste Tranche der Transaktion wurde zu Beginn des Jahres 2023 vollzogen. Damals übernahm Audi 25 Prozent vom bisherigen Teameigentümer Finn Rausing.

Rausing ist ein schwedischer Geschäftsmann, der im Zuge der Sauber-Übernahme durch die Investmentgruppe Longbow Finance 2016 in Hinwil eingestiegen ist. Er ist einer der Erben des Tetra-Pak-Imperiums und wird vom Finanzmagazin Forbes auf ein Vermögen von umgerechnet 8,4 Milliarden Euro geschätzt.

Am Mittwoch soll in Hinwil Teamchef Andreas Seidl vor das versammelte Team getreten sein und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestätigt haben, dass der Einstieg von Audi nun in der finalen Stufe vollzogen ist, was die Übernahme von Anteilen betrifft.

Audi äußert sich auf Anfrage von Motorsport-Total.com nicht: "Wir kommentieren keine Spekulationen um die Anteilsverhältnisse bei Sauber", heißt es offiziell.

75 oder 100 Prozent von Sauber übernommen?

Offiziell hat sich Audi zum Transaktionsplan nie geäußert. Inoffiziell war stets von einer 75-Prozent-Mehrheit in der Endausbaustufe die Rede. Die Bild-Zeitung berichtet am Mittwoch, Audi habe Sauber "komplett" übernommen. Sollte das stimmen, würde das mutmaßlich sogar eine 100-Prozent-Mehrheit und das Ausscheiden von Rausing bedeuten.

Als Audi im Oktober 2022 Sauber als "strategischen Partner für den Formel-1-Einstieg" verkündet hat, kommunizierte man dem Zeitplan so: "2023 soll der Ausbau des Standorts in Neuburg in Bezug auf Personal, Gebäude und technische Infrastruktur weitestgehend stehen. Erste Testfahrten mit der für das 2026er-Reglement entwickelten Powerunit in einem Formel-1-Testauto sind für 2025 geplant."

Zuletzt hatte es rund um das Audi-Programm in der Formel 1 immer wieder Unsicherheiten gegeben. Im Umfeld der Wolfsburger Konzernmutter Volkswagen gibt es immer noch Stimmen, die beharrlich behaupten, Audi-CEO Gernot Döllner sei unter den richtigen Rahmenbedingungen dazu bereit, den Formel-1-Einstieg abzusagen und die Anteile an den Meistbietenden zu verkaufen.

Doch dass die Transaktion jetzt abgeschlossen wurde, spricht dafür, dass Audi keinen Rückzieher macht und an den in den Konzerngremien bereits beschlossenen Entscheidungen festhält. Zumal es zuletzt auch personell eine Umbesetzung gegeben hat, die nicht darauf hindeutet, dass Audi ein Ende des Formel-1-Programms plant.

Hoffmann als Verwaltungsrat bestätigt

Denn per 23. Februar 2024 wurde per Schweizer Handelsregister das Ausscheiden von Julius Seebach aus dem Verwaltungsrat der Sauber Motorsport AG eingetragen. Seebach ist bei Audi seit Mai 2023 direktberichtend an den Vorstand für die Technische Entwicklung und verantwortlich für die Strategie und das Innovationsmanagement.

Gleichzeitig wurde Oliver Hoffmann als neues Mitglied des Sauber-Verwaltungsrats gemeldet. Hoffmann ist seit März 2021 Audi-Vorstand für Technische Entwicklung und war jener Mann, der im August 2022 am Rande des Grand Prix von Belgien den Audi-Einstieg in die Formel 1 an der Seite des damaligen Audi-CEO Markus Duesmann verkündet hat.

Im Februar hatte es Medienberichte gegeben, wonach Hoffmann seinen Sitz im Audi-Vorstand verlieren wird. Dabei hatte Audi seinen Vertrag erst 2023 um fünf Jahre verlängert. Kolportierte Jahresgage: rund zweieinhalb Millionen Euro. Jetzt soll er sich also um das Formel-1-Team kümmern, de facto als Vorgesetzter von Andreas Seidl.

Transparenzhinweis: In der ursprünglichen Version dieses Artikels hieß es fälschlicherweise, Andreas Seidl sei am Mittwoch in Dschidda vor das versammelte Team getreten. Tatsächlich ist Seidl nicht in Saudi-Arabien, sondern hat das Team am Standort in Hinwil informiert.