Rosberg nimmt Zak Brown auseinander: Will McLaren wirklich "Prost vs. Senna"?
Verzockt McLaren gerade die WM? Nico Rosberg kann die Laissez-Faire-Attitüde beim Papaya-Team nicht verstehen und stellt Zak Brown in Monza unangenehme Fragen
(Motorsport-Total.com) - Nach seinen jahrelangen teaminternen Querelen mit Lewis Hamilton bei Mercedes, ist Nico Rosberg für das sich aktuell immer weiter aufheizende Stallduell bei McLaren genau der richtige Experte - und als solcher stellt der Ex-Weltmeister McLaren-CEO Zak Brown nach dem verlorenen Sieg in Monza am Sonntag im Fahrerlager die richtigen Fragen:
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Lando Norris und Oscar Piastri: Die Spannung steigt bei McLaren Zoom
"Zak, ist es nicht an der Zeit, zumindest ein paar Teamordern einzuführen, sagen wir mal innerhalb der Papaya-Regeln? Denn schau, in Kurve vier habt ihr es Leclerc erlaubt nach vorne zu kommen. Erstmal hat sich Lando fast gedreht, das war sehr eng, knapper wird es wirklich nicht mehr", glaubt Rosberg in seiner Rolle als TV-Experte für Sky UK in Bezug auf das harte Duell der McLaren-Piloten in der Startrunde.
Der Deutsche legt den Finger in die Wunde: "Dadurch ist Leclerc vorbeigekommen, und wer weiß: Vielleicht waren das genau diese 2,6 Sekunden, die euch den Sieg gekostet haben?" Brown, der Piastris Manöver zwar als "aggressiv" einordnet, insgesamt aber keine Kritik am Australier übt, muss einräumen: "Möglicherweise ist das so."
Währenddessen legt Rosberg schon nach: "Ist es nicht an der Zeit, hier einmal paar Regeln festzulegen?", will der Deutsche vom McLaren-Boss wissen. "Wir werden das nächste Woche diskutieren, denn ja: Leider ist Leclerc zwischen beide gekommen. Hätten wir sonst wegziehen, und so die drei oder vier Sekunden auf Leclerc rausfahren können? Es ist also eine berechtigte Frage", gibt Brown zu.
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Ex-Weltmeister Nico Rosberg weiß von Mercedes nur zu gut wie ein Duell eskaliert Zoom
Doch Rosberg lässt nicht locker, hat gleich noch eine: "Die Papaya-Regeln, was sind sie, und hat Oscar sich an die Papaya-Regeln gehalten, oder ist er da in Kurve vier über sie hinausgeschossen?" Brown erklärt, wie so oft am Sonntag, dass man gegen den Teamkollegen "sauber fahren" müsse, und ihn nicht berühren darf. Mit Blick auf die Startphase seiner Schützlinge räumt er ein: "Das war ein bisschen nervenaufreibend am Kommandostand."
Eine Situation, die sich McLaren mit klareren Ansagen sparen könnte, wie Rosberg findet. Und eine Meinung, die er den Teamverantwortlichen in Person von Teamchef Andrea Stella auch schon vor Wochen in Ungarn mitteilte, wo McLaren ebenfalls durch den Verzicht auf eine Bevorzugung von Norris wichtige Punkte für den Briten im WM-Kampf verzockte.
Brown pocht auf "McLaren-Philosophie"
Bereits damals warnte Rosberg den McLaren-Teamchef aufgrund seiner eigenen Erfahrungen im Duell der "Silberfeinde" bei Mercedes, dass der Rennstall viel stringentere Ordern ausgeben müsse, um kein Vakuum entstehen zu lassen, das ein Pilot ausnutzen könnte - die Fahrer würden dem Team sonst irgendwann auf der Nase rumtanzen, prognostizierte Rosberg in weiser Voraussicht.
Doch derartige Teamordern entsprechen laut Brown schlichtweg nicht McLarens Philosophie: "Wir haben immer daran geglaubt, zwei Nummer-1-Fahrer zu haben. Das war schon immer McLarens Weg, und es kann sehr schwierig zu managen sein." Zu Rosberg sagt er: "Du weißt ja, wie es bei dir und Lewis war. Und wir haben es mit Senna und Prost gesehen", erinnert Brown an den legendären Stallkrieg bei McLaren-Honda in den Jahren 1988 und 1989.
Allein: Der Ausgang der wohl berühmtesten Teamfehde der Formel-1-Historie ist wohlbekannt. Wegen der vergifteten Atmosphäre im Team, flüchtete Prost schließlich mit dem Titel im Gepäck für die Saison 1990 zu Ferrari. Außerdem kämpften die beiden McLaren-Ikonen damals zwei Jahre mit einem überlegenen Auto nur gegeneinander - und nicht, wie im aktuellen Fall, gegen ein Konkurrenten vom Kaliber Red Bulls, mit nach wie vor gutem Vorsprung in der WM.
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Zak Brown und Andrea Stella haben in den nächsten Tagen viel zu diskutieren Zoom
Dennoch bleibt Brown dabei - am Ende sei es einfach eine Frage der Philosophie, sagt der Amerikaner: "Willst du ein Team mit einem Auto sein, oder ein Team mit zwei Autos? Am einfachsten wäre es für Lando gewesen, wenn er einfach vorneweg gefahren wäre, um den Kommandostand erst gar nicht vor schwierige Entscheidungen zu stellen."
Immerhin hält sich der McLaren-CEO eine Kursanpassung für die Zukunft offen: "Andrea und ich gehen es Rennen für Rennen an", sagt Brown. Heißt übersetzt: Was in Monza galt, muss im Licht der jüngsten Vorkommnisse nicht mehr zwingend auf Baku zutreffen - andernfalls kann sich Brown wohl schon mal auf die nächsten kritischen Rosberg-Fragen einstellen ...
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