Ricciardo über Red-Bull-Duell mit Vettel: "Hatte keinen Druck"

Daniel Ricciardo erinnert sich an sein gemeinsames Jahr mit Sebastian Vettel bei Red Bull zurück - Der damalige Weltmeister sei immer fair und unproblematisch gewesen

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel bekommt es in der Formel-1-Saison 2019 nicht zum ersten Mal mit einem jungen und schnellen Teamkollegen zu tun. Bereits 2014 wurde Vettel, damals gerade zum vierten Mal in Folge Weltmeister geworden, bei Red Bull der damalige Newcomer Daniel Ricciardo vor die Nase gesetzt. Der damals 24-Jährige ersetzte Vettels langjährigen Teamkollegen Mark Webber.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, Sebastian Vettel

Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel waren 2014 Teamkollegen Zoom

"Ich erinnere mich nur daran, dass es aufregend war", blickt Ricciardo auf das gemeinsame Jahr mit Vettel bei den Bullen zurück und erklärt: "Ich hatte die Chance, für ein Topteam zu fahren und es mit dem aktuellen und viermaligen Weltmeister aufzunehmen." Der Australier hatte damals gerade einmal eine halbe Saison bei HRT und zwei weitere Jahre bei Toro Rosso auf dem Buckel.

In seinen Augen konnte Ricciardo bei dem Aufstieg zu Red Bull kaum verlieren: "Wenn ich nah an ihn herankommen würde, dann würden die Leute sagen: 'Dieser Ricciardo ist ziemlich gut, er kann mit einem viermaligen Weltmeister mithalten.' Es gab keinen echten Druck. Für mich war es einfach eine Möglichkeit", erklärt er und ergänzt: "Es war cool, es war gut, ich habe es genossen."

Jahr mit Vettel "in gewisser Weise sehr einfach"

"Abgesehen von den Ergebnissen wollte ich von Seb lernen. Ich weiß, wie minutiös er ist, und wie viel er in den Sport investiert. Er lebt und atmet die Formel 1 und den Rennsport", verrät der heute 29-Jährige und erklärt: "Ich wollte ihn nicht kopieren, aber einige Dinge von ihm mitnehmen, die ich für nützlich hielt. Aber ich wollte meinen eigenen Stil behalten."

"In gewisser Weise war das Jahr mit Seb sehr einfach, denn ich hatte wie gesagt keinen Druck", erinnert sich Ricciardo zurück. Zudem habe es in den zwölf Monaten kaum Reibungspunkte zwischen den beiden gegeben - obwohl Ricciardo häufig schneller war als sein etablierter Teamkollege: "Ich hätte eigentlich erwartet, dass es Seb härter trifft", gesteht Ricciardo.


Fotostrecke: Sebastian Vettels kontroverseste Momente

"Er wurde nicht immer als guter Verlierer angesehen", spielt Ricciardo auf Vettels Beziehung zu Mark Webber - seinem Vorgänger bei Red Bull - an. Doch während es zwischen Vettel und Webber mehrfach krachte, gab es zwischen Vettel und Ricciardo fast keinen Zoff. Der damalige Weltmeister sei ihm gegenüber immer fair gewesen und habe ihm beispielsweise nach guten Rennen gratuliert.

"Wir hatten eine gute Beziehung", sagt Ricciardo und erklärt, dass man auch in den folgenden Jahren immer ein "gutes Level an [gegenseitigem] Respekt" gehabt habe. Als Grundlage dafür sieht er das gemeinsame Jahr 2014. Einige hitzige Momente gab es aber trotzdem. Zum Beispiel in China, als Vettel per Funk die Anweisung erhielt, Ricciardo überholen zu lassen. Der Weltmeister ignorierte die Aufforderung jedoch.

Red Bull von Ricciardos Speed "überrascht"

Der Australier erinnert sich noch "sehr lebhaft" daran. "Ich denke, das Team war überrascht. Sie hatten mich verpflichtet, weil sie an mich glaubten", erklärt Ricciardo. Eigentlich sei er damals aber noch in einer "Lernphase" gewesen. "Ich denke nicht, dass sie erwartet hatten, dass ich in Melbourne in der ersten Reihe stehen und Seb in Bahrain und in China überholen würde", so Ricciardo.

"Ich habe in vielerlei Hinsicht zu Seb aufgeblickt. Er hatte eine Menge erreicht. Aber ich dachte nie, dass er größer wäre als ich", erklärt Ricciardo. Er habe damals bereits ein gesundes Selbstvertrauen und keine Angst vor großen Namen gehabt. Irgendwann sei es dann klar geworden, dass Vettel das Team verlassen möchte. 2015 wechselte er zu seinem heutigen Arbeitgeber Ferrari.

2016 fand sich Ricciardo dann in einer mehr oder weniger umgekehrten Situation wieder. Während er der etablierte Fahrer bei Red Bull war, bekam er mit Max Verstappen einen jungen und hungrigen Teamkollegen. Die Situation sei aber ganz anders gewesen als zwei Jahre zuvor, weil sowohl Verstappen als auch er unbedingt beweisen wollten, dass sie die Nummer 1 im Team sind.

Übrigens: Auf politische Spielchen hinter den Kulissen wollte sich Ricciardo in seiner Zeit bei Red Bull nie einlassen - egal gegen welchen Teamkollegen: "Vielleicht hätte ich das tun sollen", schmunzelt er und erklärt: "Ich hatte immer den Eindruck, dass es genügend Politik ist, wenn ich auf der Strecke die Ergebnisse hole."

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