Monaco: Tränen, Erotik-Doping und das Hafenbecken

Das Rennen in Monaco ist das außergewöhnlichste in der Formel 1 - Seit jeher bietet es große Emotionen und unvergessliche Erlebnisse

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher siegte tieftraurig in Gedanken an Ayrton Senna, Jenson Button machte sich vor dem Fürsten zum Deppen und Lewis Hamilton fuhr mit Erotik-Doping zum ersten Monaco-Sieg: Das Formel-1-Rennen im Fürstentum ist eine der schillerndsten und emotionalsten Sportveranstaltungen der Welt und produziert seit 1950 Jahr für Jahr neue, unvergessliche und bewegende Geschichten.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Kaum ein anderer Grand Prix bietet so viel Atmosphäre wie Monaco

Hier flanieren Promis von Brad Pitt und Angelina Jolie über George Clooney bis David Bowie, hier stehen bei Red Bull schon mal Star-Wars-Krieger am Tankschlauch, hier fahren Piloten wie einst Kimi Räikkönen ihre Runden mit brillantenbesetzten Helmen im Wert von 500.000 Euro. Für die kurioseste sportliche Szene sorgte 1955 der zweimalige Weltmeister Alberto Ascari, der mit seinem Auto ins Hafenbecken stürzte und von Froschmännern geborgen werden musste. Ascari erlitt nur einen Nasenbeinbruch, vier Tage später starb er bei einer privaten Testfahrt in Monza.

Gedämpfte Stimmung im Jahr 1994

Michael Schumacher holte 1994 den ersten seiner fünf Siege in den engen Straßenschluchten, nach Feiern war ihm aber nicht wirklich zumute. "Das war zwei Wochen nach Imola, da waren die Emotionen logischerweise sehr gedämpft", sagt der heute 42-Jährige mit traurigem Blick. Denn in Imola war 14 Tage zuvor der große Ayrton Senna tödlich verunglückt.

Zudem lag nach einem Trainingsunfall in Monaco Karl Wendlinger im Koma. Nach mehreren Wochen wachte der Österreicher aber auf, kehrte in der folgenden Saison kurz in die Königsklasse zurück und fuhr später noch in der DTM und in Le Mans. Der schlimmste Unfall in Monaco ereignete sich 1967, als sich Ferrari-Pilot Lorenzo Bandini überschlug und drei Tage später seinen Verbrennungen erlag.

¿pbvin|512|3730||0|1pb¿Schlimme Unfälle sind in der Formel 1 zum Glück rar geworden, und so kann sich der Glitzer-Grand-Prix beruhigt auch seiner Zweitbestimmung widmen: Einen Laufsteg für die Schönen und die Reichen darzustellen, die PR-wirksam dem Sieger gratulieren oder ihm von der Luxusjacht aus zuwinken. Dies ist neben dem herausfordernden Straßenkurs vorbei am Casino und durch den Hafentunnel der Hauptgrund, warum ein Sieg in Monaco mehr zählt als alle anderen.

"Als Rennfahrer willst du drei Dinge in deinem Leben erreichen", sagt Button: "Weltmeister werden, dein Heimrennen gewinnen und in Monaco siegen." Als ihm das 2009 auf dem Weg zum WM-Titel erstmals gelang, gingen die Emotionen so mit ihm durch, dass er anschließend zu Fuß falsch abbog und in voller Montur und mit dem Helm im Arm in der Loge von Fürst Albert seinen Pokal abholen musste. "Da hab ich ganz schön blöd ausgesehen", sagt der Brite heute schmunzelnd.

Scherzinger bringt Hamilton in Wallung

Jenson Button

Jenson Button machte sich 2009 vor der Siegerehrung zum Deppen Zoom

Ein ganz anderer Anblick hatte sich im Vorjahr Buttons heutigem Teamkollegen Lewis Hamilton geboten. Erstmals hatte er seine Partnerin Nicole Scherzinger, Sängerin der Pussycat Dolls, mit an die Strecke gebracht. "Nur eine gute Freundin" nannte er sie damals offiziell. Als er sie aber in ihrem lila Kleid und mit dem riesigen weißen Hut da stehen sah, sei ihm "so heiß unter dem Overall" geworden, dass er wie von Sinnen vom dritten Startplatz und trotz eines leichten Leitplanken-Kontakts zum Sieg raste.

2008 war ohnehin ein emotionales Jahr, auch für die deutschen Fahrer. Adrian Sutil war als Vierter auf dem Weg zu einem großen Erfolg, aber nachdem Kimi Räikkönen ihn abgeschossen hatte, saß er weinend in der Box. Der damals erst 20-Jährige Sebastian Vettel freute sich über seinen fünften Platz so sehr, dass er mit nacktem Oberkörper ins Hafenbecken sprang.

Ein fünfter Platz wäre für den Weltmeister inzwischen kein Grund mehr zur Freude. Am Sonntag soll sein erster Sieg im Glamour-Rennen fällig sein. Die Frage, ob er dann wieder ins Hafenbecken springt oder die Emotionen ihn zu einem anderen ungewöhnlichen Jubel treiben würden, ist dabei fast so spannend wie das Rennen an sich...