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Mick Schumacher über Zukunft: "Leider gibt es einen Plan B"
In einem Interview hat Mick Schumacher zum ersten Mal öffentlich über sein Verhältnis zu Günther Steiner gesprochen und dabei subtile Kritik geäußert
(Motorsport-Total.com) - Dass Mick Schumacher 2024 als Rennfahrer in die Formel 1 zurückkehren wird, gilt Stand nach Monza als zunehmend unwahrscheinlich. Selbst Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der versucht hat, für seinen dritten Fahrer ein neues Team zu finden, resigniert im Interview mit Sky: "Es sind irgendwie alle Türen zu, was schade ist."
© circuitpics.de
Mick Schumacher hat kaum noch Chancen auf ein Formel-1-Cockpit für 2024 Zoom
Tatsache ist: Bei den Topteams Red Bull, Mercedes und Ferrari besteht kein Interesse daran, Schumacher als Rennfahrer zu engagieren. Aston Martin ist mit Alonso-Stroll zu, McLaren mit Norris-Piastri und Alpine mit Ocon-Gasly. Bleiben, zumindest rein theoretisch, Williams, Haas, Alfa Romeo und AlphaTauri als Möglichkeiten.
Aber: Bei Alfa Romeo ist Bottas gesetzt und Zhou möglich, und selbst wenn der Chinese keinen neuen Vertrag erhalten sollte, werden die Chancen von Théo Pourchaire und vor allem Felipe Drugovich höher eingeschätzt. Und die Idee, dass der künftige Teameigentümer Audi Schumacher als Deutschen präferieren würde, wird von Stimmen aus dem Audi-Lager dementiert.
Red Bull: Kein Interesse an Mick
AlphaTauri beziehungsweise Red Bull hat in der Vergangenheit mehrmals betont, dass man kein Interesse an Schumacher hat. Insbesondere Helmut Marko, letztendlich derjenige, der die Fahrerentscheidungen beim Juniorteam trifft, gilt nicht als Fan des 24-Jährigen; zumal man mit Liam Lawson und Daniel Ricciardo zwei hauseigene Kandidaten in der Schleife hat.
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Bei Williams, so hört man, soll Teamchef James Vowles signalisiert haben, dass er Schumacher ebenfalls nicht braucht. Möglich, dass hier jemand wie Mercedes-Junior Frederik Vesti, aktuell hinter Pourchaire Zweiter in der Formel-2-Meisterschaft, zum Zug kommen könnte, sollte Logan Sargeant nach nur einer Saison rausgeschmissen werden.
Und eine Rückkehr zu Haas erscheint ausgeschlossen. Nicht nur, weil dort Hülkenberg-Magnussen bereits offiziell für 2024 bestätigt sind. Sondern auch, weil das Verhältnis zwischen Schumacher und Günther Steiner von außen betrachtet als beschädigt erscheint. Ein Verhältnis, über das jetzt erstmals auch Schumacher selbst öffentlich gesprochen hat.
Der ab 2022 schwelende Konflikt mit dem amerikanischen Team und besonders Teamchef Steiner wurde in der Vergangenheit in erster Linie von außen angefacht. Deutsche Mainstream-Medien übten teilweise harsche Kritik an Steiner, dessen Konflikt mit Sky dazu geführt hat, dass er dem TV-Sender bis heute keine Interviews mehr gibt.
Interview: Jetzt redet endlich Mick!
Nur einer hat zu dem Thema, das medial aufgebauscht wurde, stets eisern geschwiegen: Schumacher selbst. Bis jetzt. Denn in einem Interview mit Reporter Peter Hardenacke für Sky hat der Mercedes-Testfahrer erstmals über sein Verhältnis zu Steiner gesprochen und das ausgesprochen, was die Öffentlichkeit ohnehin wusste, nämlich dass er teamintern Unterstützung vermisst hat.
Als Beispiel nennt Schumacher seinen Qualifying-Crash in Saudi-Arabien 2022, für den er von seinen Chefs via Netflix regelrecht zerrissen wurde. Schumacher sei nach dem schweren Unfall "relativ happy" gewesen, "dass es mir gut ging. Aber gewisse Leute haben dann angefangen, über was anderes zu reden. Was unnötig war."
Was er damit meint, ist ein Telefonat zwischen Steiner und Teameigentümer Gene Haas nach dem Crash, das via Netflix veröffentlicht wurde. "Wir geben ihm ein Jahr zum Lernen, und was macht er? Beim zweiten Rennen zerstört er das verdammte Auto. Nur weil der andere schneller ist", schimpfte Steiner damals. Und Haas meinte: "Es wächst ihm über den Kopf."
Im Nachhinein erklärt Schumacher, dass er von Anfang an wusste, was für eine Art Teamchef Steiner sein würde. Denn als er Ende 2020 unter Vertrag genommen wurde, "war Drive to Survive ja schon draußen. Also hatte ich schon mal einen Eindruck von Günther." Und der Südtiroler sei dann auch von Anfang an so gewesen, "wie man sich das vorstellen würde".
Im ersten Jahr, 2021, fuhr Schumacher an der Seite von Teamkollege Nikita Masepin. Er habe also "keinen wirklichen Vergleich" gehabt. Aber seitens des Teams wurde trotzdem von ihm erwartet, das Auto weiterzuentwickeln. Aber: "Wir haben ja keine Erfahrung aus der Formel 2, wie man ein Auto entwickelt."
Also musste sich Schumacher "alle Prozesse, die man sonst von einem Teamkollegen lernt, der vielleicht Erfahrung hat", selbst aneignen. Und Haas habe ihm nicht ausreichend Zeit gegeben, "mir das wirklich aneignen zu können". Weshalb es erstmal auch "positiv" gewesen sei, als 2022 mit Kevin Magnussen ein erfahrener Teamkollege kam.
Magnussen-Rückkehr: Freude hielt nur kurz ...
Über dessen Comeback, berichtet Schumacher, hätten sich alle im Team gefreut. Doch aus seiner persönlichen Sicht entwickelte sich das schnell negativ, denn "natürlich haben alle auf Kevin gesetzt". Plötzlich war Schumacher nicht mehr die gefühlte Nummer 1 im Team, sondern hatte offenbar das Gefühl, nicht mehr ernst genommen zu werden.
Dazu kam: "Dadurch, dass wir dieses erste Jahr hatten, was sehr schwierig war, haben wir uns natürlich Sachen angeeignet, die zu dem Auto gut gepasst haben. Aber nicht zu dem neuen Auto. Wo wir zum Beispiel dann extrem viel versucht haben, mit Set-up alles zu verändern. Kevin ist einfach nur gefahren. Das hätten wir wahrscheinlich auch machen müssen."
So begann die Saison 2022 von Anfang an, sich in eine falsche Richtung zu entwickeln. Haas habe "zu wenig Leute" gehabt, um sich um beide Autos gleichermaßen kümmern zu können. Schumacher spürte nicht die nötige Rückendeckung im Team, baute ein paar vermeidbare Unfälle, und in der Öffentlichkeit wurden er und seine Zukunft hitzig diskutiert. Keine guten Voraussetzungen.
Was Schumacher über seine Unfälle sagt
Für die Unfälle "will ich mich gar nicht rechtfertigen", nimmt er diese auf seine Kappe. Aber: Manchmal stecke mehr dahinter, als man von außen sehen konnte, kritisiert Schumacher. Ein Thema, das medial ausführlich diskutiert wurde, zu dem sich auch Experten geäußert haben, zu dem Schumacher selbst aber bisher geschwiegen hat.
Jetzt nicht mehr. Er sagt im Interview mit Sky: "Wenn man jemanden hat, der dann sehr viel in den Medien aktiv ist, der das wahrscheinlich etwas arg mitnimmt und aufbaut zu einer Sache, die wahrscheinlich gar nicht aufgebaut hätte werden müssen, dann ist das nicht optimal. War suboptimal, denn jeder baut mal einen Unfall."
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Es sei versucht worden, aus ganz normalen Rennsituationen "eine komplizierte Situation zu machen", ärgert sich Schumacher: "Das fand ich natürlich nicht so toll." Beispiel: Nach seinem Crash in Saudi-Arabien konnte er im Rennen nicht starten. Angeblich, weil nicht genug Ersatzteile parat waren, um die nächsten Rennen sicher bestreiten zu können.
"Wie es sich gehört": Harte Spitze gegen Steiner!
Jetzt, wo er mit Teamchefs wie Wolff bei Mercedes, Andrea Stella bei McLaren oder auch Vowles bei Williams Kontakt gehabt habe, weiß Schumacher, sagt er, "wie es sich eigentlich gehört". Damit hätten die zwei Jahre, die er bei Haas hatte, "nichts zu tun". Eine klare Spitze gegen Steiner und das Teammanagement, ohne Namen zu nennen oder ausfällig zu werden.
"Klar, dann kannst du nicht davon ausgehen, dass ein Fahrer seine beste Leistung bringt, wenn man die nicht unterstützt in der richtigen Art und Weise", sagt Schumacher, kündigt aber an, dass er den Traum von der Formel 1 noch nicht aufgegeben hat: Er wolle "zeigen, was ich wirklich kann. Weil ich glaube, viele Leute wissen gar nicht, was ich kann."
Dass er 2024 keine Formel-1-Rennen fahren wird, das scheint inzwischen aber auch bei ihm angekommen zu sein. Schumacher weiß: "Im Moment ist es natürlich so, dass sich relativ wenig bewegt. Viele Fahrer sind schon gesetzt, viele Fahrer haben einen bestehenden Langzeitvertrag, der wahrscheinlich erst Ende nächsten Jahres abläuft."
Sky-Experte Timo Glock, der nach der Formel 1 selbst DTM gefahren ist, rät: "Wenn es keine Möglichkeit in der Formel 1 gibt, sollte er vielleicht in einer anderen Meisterschaft mitfahren." Und Schumacher räumt auch ein: "Leider", wie er betont, "gibt es einen Plan B". Auch wenn die Formel 1 weiterhin das Ziel bleibt: "Das ist es, was ich machen möchte und wo ich mich sehe."
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