Mercedes schreibt Saison noch nicht ab

Ross Brawn erklärt, welchen Kompromiss Mercedes sucht, um nach vorne zu kommen, und betont, dass man die Entwicklung des 2012er-Autos nicht stoppen wird

(Motorsport-Total.com) - 2009 war eines der Erfolgsgeheimnisse des damaligen Brawn-Teams (heute Mercedes), dass die Saison 2008 vorzeitig abgeschrieben wurde und man sich frühzeitig auf das neue Auto konzentrieren konnte. Doch eine solche Vorgehensweise ist dieses Jahr nicht geplant: "Wir arbeiten noch sehr hart am diesjährigen Auto", erklärt Teamchef Ross Brawn.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg im aktuellen Silberpfeil beim gestrigen Training in Belgien Zoom

"Die Regeln für nächstes Jahr sind nicht groß anders. Alles, was du dieses Jahr machst, hilft dir auch nächstes Jahr", argumentiert er. "Wie die meisten Teams haben wir schon mit dem neuen Auto begonnen, aber wir machen uns keine Gedanken darüber, die Entwicklung des diesjährigen Autos einzustellen, denn wir wissen, dass man alle Weiterentwicklungen mitnehmen kann. Wir entwickeln auch dieses Jahr noch stark weiter - wahrscheinlich bis zum Saisonende."

Kleine Unterschiede, große Auswirkung

Denn lehnt man sich zurück, geht es ganz schnell nach hinten: "Es ist dieses Jahr sehr eng, ein paar Zehntel scheinen einen Riesenunterschied zu machen", weiß der Brite. "Manchmal hatten wir ein Qualifying, in dem die Top 10 extrem nahe beisammen lagen, und dann machen kleine Unterschiede viel aus. Wir hatten gute und etwas schwierigere Rennen mit dem Auto. Eines der schwierigeren Rennen war zum Beispiel Ungarn, wo wir keine Balance fanden."

Balance scheint das Schlüsselwort im Jargon der Mercedes-Entwickler zu sein. Brawn erklärt: "Man sucht mit einem Rennauto grundsätzlich Balance, genauer gesagt eine konstante Balance durch die Kurve - an Eingang, Scheitelpunkt, Ausgang. Es ist uns nicht gelungen, die Balance zu finden, mit der wir auch die nötige Konstanz für die Reifen haben, und gleichzeitig haben wir auch nicht die beste Balance von allen oder das schnellste Auto."


Fotos: 300 GPs: Schumachers Platin-Helm


"Vielleicht haben wir manchmal die Balance für die schnellste Einzelrunde, aber dann sind wieder die Reifen nicht konstant genug. Da müssen wir einen Kompromiss finden", sagt er. "Das Auto diesbezüglich zu optimieren, war schwierig. Wir haben Ideen und Theorien, was wir mit dem Auto anstellen müssen, und einige davon werden wir noch dieses Jahr implementieren, um zu verstehen, was wir beim nächsten Auto anders machen müssen."

Auf der Suche nach dem besten Kompromiss

Ross Brawn

Teamchef Ross Brawn hat nicht vor, die aktuelle Saison früh abzuschreiben Zoom

"Aber grundsätzlich ist es ein Kompromiss zwischen konstanter Balance und der Haltbarkeit der Reifen", gibt der Mercedes-Teamchef zu Protokoll. "Ich finde, dass wir am Jahresanfang ein sehr schnelles Auto hatten, aber dafür zerstörten wir die Reifen zu schnell. Indem wir die Reifennutzung verbesserten, gelangen uns nicht mehr die anvisierten Leistungs-Fortschritte, aber darauf konzentrieren wir uns jetzt."

Mercedes ist damit nicht alleine: "Das sind Herausforderungen, mit denen sich alle herumschlagen müssen - damit beschäftigen wir uns die ganze Zeit", sagt Brawn und gibt eine der berühmten Formel-1-Weisheiten zum Besten: "Manchmal ist dein Auto eine Referenz, aber wenn du nichts änderst, ist es nach einer Weile nicht mehr schnell genug, weil andere besser geworden sind. Die Ziele sind ständig in Bewegung."