McLaren ist Weltmeister, aber Abu Dhabi waren "58 Runden des Terrors für uns"

McLaren-Boss Zak Brown atmet nach dem Gewinn der Konstrukteurs-WM tief durch, während Teamchef Andrea Stella die starke Moral im Team herausstellt

(Motorsport-Total.com) - Zak Brown machte beim Formel-1-Saisonfinale 2024 in Abu Dhabi "die schlimmsten zwei Stunden meines Lebens" durch, wie er nach dem Rennen gegenüber Sky verrät. Damit meint der McLaren-Boss natürlich die Anspannung und das Zittern, ob McLaren tatsächlich erstmals seit 26 Jahren die Konstrukteurs-WM gewinnen würde, oder doch nicht.

Titel-Bild zur News: Zak Brown, Andrea Stella

Zak Brown und Andrea Stella beim überschwänglichen Jubel in der McLaren-Box Zoom

Mit Sieg von Lando Norris im Grand Prix von Abu Dhabi bei gleichzeitig "nur" P2 und P3 für die Ferrari-Piloten Carlos Sainz und Charles Leclerc hat McLaren den WM-Titel eingefahren. Da konnte man es auch verschmerzen, dass Oscar Piastri nach der Kollision mit Fahrer-Weltmeister Max Verstappen in der ersten Kurve des Rennens letztlich nur einen WM-Punkt für P10 eingefahren hat.

Unterm Strich hat McLaren die Formel-1-Konstruekteurswertung 2024 mit 14 Punkten Vorsprung auf Ferrari für sich entschieden. Möglich gemacht hat es die starke Performance des Teams beginnend mit dem ersten Saisonsieg. Der kam Anfang Mai durch Lando Norris beim Grand Prix von Miami. Seither hat Norris noch drei weitere Grands Prix (Niederlande, Singapur, Abu Dhabi) gewonnen. Teamkollege Oscar Piastri hat seinerseits einen Sieg (Aserbaidschan) beigesteuert.

Formel-1-Konstrukteurs-Weltmeister 2024: McLaren mit Lando Norris und Oscar Piastri

Konstrukteurs-Weltmeister 2024: McLaren mit Lando Norris und Oscar Piastri Zoom

In der Formel-1-Geschichte von McLaren, die seit 1966 geschrieben wird, ist es der neunte Konstrukteurs-Titel. Er folgt auf jene aus den Jahren 1974, 1984, 1985, 1988, 1989, 1990, 1991 und 1998. "Es zeigt einfach, wie schnell sich die Dinge in der Formel 1 ändern können", spricht Zak Brown auf den Turnaround seines Teams in der Saison 2024 an.

Mit Blick auf das nervenaufreibende Saisonfinale am Sonntag in Abu Dhabi weiß Brown aber auch: "Hätten wir nur ein kleines Problem mit Lando gehabt, wäre es Game Over gewesen." Dann nämlich hätte Ferrari wohl einen Doppelerfolg eingefahren und McLaren damit doch noch übertrumpft.

Selbst wenn Sainz einfach "nur" an Norris vorbeigekommen wäre und gewonnen hätte, dann wäre der WM-Titel mit P1 und P3 für Ferrari bei P2 und P10 für McLaren nicht nach Woking gegangen, sondern nach Maranello. In diesem Fall wäre es das Ende keiner ganz so langen Durststrecke gewesen. Der bislang letzte Konstrukteurs-Titel von Ferrari gelang in der Saison 2008, also vor 16 Jahren.

Zak Brown

Zak Brown ließ seiner Freude schon auf dem Podium freien Lauf Zoom

Während das McLaren-Duo Norris/Piastri auf dem Yas Marina Circuit von P1 und P2 in der Startaufstellung losgefahren ist, kam das Ferrari-Duo Sainz/Leclerc von P3 und P19 im Grid. Grund für Leclercs schlechte Startposition war nicht zuletzt eine Rückversetzung um zehn Plätze. Am Sonntag aber war Leclerc der Fahrer des Tages, stürmte gleich zu Beginn unwiderstehlich nach vorn und beendete das Rennen schließlich direkt hinter seinem Teamkollegen auf dem Podium.

"Wir hatten der Tatsache nicht getraut, dass Ferrari von so weit hinten starten würde", räumt McLaren-Teamchef Andrea Stella gegenüber Sky ein. "Ich sagte schon vorher, dass Leclerc durch das Feld pflügen würde, aber das ist viel zu schnell passiert. Oscar musste für ein unnötiges Manöver [von Verstappen] teuer bezahlen, aber das Team ist stark geblieben. Lando ist sehr stark gefahren und Oscar hat nicht aufgegeben."


Das Formel-1-Finale 2024 in Abu Dhabi in der Analyse

Zak Brown merkt noch an: "In den Ergebnissen steht vielleicht, dass Lando das Rennen 58 Runden angeführt hat, aber es waren 58 Runden des Terrors für uns." Während Brown ob der Anspannung im Rennen von "Terror" spricht, spricht Stella nun, da der Konstrukteurs-Titel unter Dach und Fach gebracht wurde, von "einem unglaublichen Ergebnis".

"Ich würde sagen, unglaublich ist tatsächlich das richtige Wort, denn zu Beginn der Saison dachte niemand, dass das möglich wäre. Wir haben uns alle mögliche Gedanken gemacht", erinnert sich der McLaren-Teamchef. Nachsatz: "Aber die Moral und das Talent der Menschen bei McLaren war so großartig. All das hat es eben möglich gemacht."

Frederic Vasseur, Zak Brown

Vor dem Start in Abu Dhabi: Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur und McLaren-Boss Zak Brown Zoom

Für Zak Brown als Boss von McLaren war es in dieser Saison "ein Privileg, gegen Ferrari, ein solch großartiges und historisches Team, zu kämpfen. Wenn es einen 'Kleiner-Junge-Traum' in der Formel 1 gibt, dann ist es, McLaren vorzustehen und die WM in der letzten Runde im letzten Rennen zu entscheiden. Das ist ein echter Traum."

Über das gesamte McLaren-Team in der Saison 2024 sagt Brown voller Stolz: "Sie waren die besten Leute in diesem Jahr und wir wollen es im nächsten Jahr wiederholen."