Läuft Massa 2011 zu alter Stärke auf?
Laut Teamchef Domenicali ist Massa nach seinem Seuchenjahr extrem motiviert, die Pirelli-Tests geben Hoffnung, dass die Reifen-Probleme gelöst sind
(Motorsport-Total.com) - Felipe Massa war die große Enttäuschung der Saison 2010. Der Brasilianer, der 2008 im letzten Rennen den Titelkampf verloren hatte, wurde im Vorjahr von seinem neuen Teamkollegen Fernando Alonso demoralisiert - während dieser bis zuletzt um den Titel kämpfte, musste sich Massa mit Platz sechs in der WM begnügen. Bei seinem einzigen Aufbäumen gegen den Spanier im vergangenen Jahr in Hockenheim wurde Massa via Stallorder zurück gepfiffen, bei den letzten Rennen brachte er keinen Fuß mehr auf den Boden.
© Ferrari
Felipe Massa steht in seiner sechsten Ferrari-Saison unter Zugzwang
Massa besitzt einen Vertrag für die Saison 2011 - bleibt die Frage, wann die Gnadenfrist für ihn vorbei ist. "Er hatte eine schwierige Saison", gibt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali zu. "Doch er ist ein Fahrer, auf den wir stark zählen. Ich bin davon überzeugt, dass er auf die bestmögliche Art reagieren wird. Er ist ein Experte, er ist mit uns gewachsen, und es stimmt, dass er mit seinem positiven und motivierten Zugang weitermachen soll. Wenn wir den Konstrukteurs-Titel gewinnen wollen, dann brauchen wir zwei Siegfahrer - das ist mein Wunsch und auch meine Überzeugung."
Neue Reifen als Massa-Vorteil?
Dennoch bleibt nach dem Rennen in Hockenheim 2010 ein fahler Beigeschmack: Ist es vielleicht sogar in Ferraris Interesse, einen Piloten zu haben, der auf den Titel losgeht, und einen anderen, der brav Punkte sammelt und seinen Teamkollegen damit absichert? "Es wäre falsch, so etwas jetzt schon zu sagen", dementiert der Ferrari-Teamchef. "Da muss man sich ansehen, wie sich die Saison entwickelt. Warum soll es Felipe nicht schaffen?"
Der Ferrari-Pilot hatte 2010 große Probleme, vor allem die harten Reifenmischungen auf Temperatur zu bringen - dieser Nachteil sollte durch den Wechsel von Bridgestone- auf Pirelli-Reifen gelöst sein, meint Domenicali: "Ich bin sicher, dass die technischen Probleme des Vorjahres gelöst sind, schon am ersten Tag der Pirelli-Tests sah man Felipe mit einem anderen Gesicht."
Wichtig sei aber auch die psychologische Unterstützung innerhalb des Teams: "Er weiß, dass er von allen Ebenen des Teams unterstützt wird - das ist fundamental." Die teaminterne Rivalität zwischen Alonso und Massa spielt Domenicali hingegen herunter: "Abgesehen von gewissen Situation, die zwischen Fahrern normal sind, muss ich sagen, dass man alle Fahrerpaarungen in der Formel 1 hernehmen kann und überall eine gewisse Konkurrenz finden wird - sonst würden sie nicht Formel 1 fahren, sondern mit Lastwägen. Das Gleichgewicht zwischen Felipe und Fernando ist eigentlich sehr gut. Und ich habe schon viele Fahrerpaarungen gesehen - bis hin zu Michael Schumacher, der ein starker Charakter war und starke Leistungen gebracht hat."
Totale Transparenz im Team
Ein elementarer Faktor sei die totale Datentransparenz zwischen den zwei Lagern: "Ich erwarte mir gute Resultate, auch weil wir alle Informationen teilen. Alles ist für beide Teams einsehbar, nicht nur für die Fahrer." Domenicali sagt, er habe mit Massa gesprochen und er sehe jetzt alles in einem "anderen Gemütszustand. Und ich werde das, was wir besprochen haben, für mich behalten. Doch es war sehr konstruktiv und ich sehe ihn sehr sehr motiviert."
Was Massa nun in dieser laut Domenicali "entscheidenden Saison" erreichen muss, um einen Verbleib im Team zu gewährleisten, will er nicht verraten. Er zieht einen Vergleich mit dem Saisonfinale in Abu Dhabi heran: "Wenn man die Situation vor und nach dem Rennen vergleicht, dann hat sich diese komplett verändert. Es ist also besser, es Schritt für Schritt anzugehen. Sicher ist es wichtig, dass wir alle gemeinsam - nicht nur die Fahrer, sondern auch die Ingenieure und Mechaniker - eine gute Leistung bringen, doch am Ende werden wir die richtige Entscheidung treffen. Das ist unser Zugang."