• 28.03.2014 11:55

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Kostenobergrenze 200 Millionen: Euro oder indische Rupien?

Cyril Abiteboul bringt einen Betrag in die Diskussion ein, will die Währung aber nicht nennen - Viel Zuversicht bei kleinen Teams - Vorbild Fußball?

(Motorsport-Total.com) - Staubsauger-Sound und chronische Zuverlässigkeitsprobleme: Während die Formel 1 mit den Nach- und Nebenwirkungen ihrer jüngsten Turborevolution scheinbar noch alle Hände voll zu tun hat, deutet sich hinter den Kulissen bereits der nächste Erdrutsch an. Es geht um eine verbindliche Budgetobergrenze für die Teams, eventuell schon ab der Saison 2015. Das Thema soll endlich vom Schwelbrand zu einem heißen Eisen werden. Insbesondere die kleinen Mannschaften forcieren Ergebnisse.

Titel-Bild zur News: Cyril Abiteboul

Cyril Abiteboul übernimmt in der Diskussion um die Kosten das Kommando Zoom

Graeme Lowdon erklärt, dass sich in den Gesprächen mit der FIA, Bernie Ecclestone und den übrigen Verantwortlichen viel bewegt habe: "Wir haben Fortschritte erzielt", so der Teamchef der chronisch klammen Marussia-Truppe. "Es ist aber schwierig zu sagen, ob wir vor oder hinter dem Zeitplan liegen." Schließlich mangelt es bisher an konkreten Vorgaben, es wird ergebnisoffen diskutiert. Dennoch zeigt sich Lowdon "optimistisch", bald Nägel mit Köpfen zu machen. "Es wäre nur gut für den Sport. Ich bin zuversichtlich, dass etwas passiert und sich etwas verbessert."

Sein Caterham-Kollege ist sogar schon soweit, eine konkrete Zahl für eine Obergrenze in den Raum zu werfen: "Es kursieren ja schon einige Zahlen", tastet sich Cyril Abiteboul vor und betont, keine offizielle Position zu artikulieren, wenn er sagt: "200 Millionen wären ein erster Schritt und würden schon etwas bewirken. Die Währung ist vielleicht das, über das wir uns später streiten müssen." Selbst wenn US-Dollar und nicht von Euro oder sogar Britischen Pfund die Rede wäre, liegt dieser Wert immer noch relativ hoch. Schließlich war auch schon von 150 Millionen US-Dollar die Rede.

Bald Financial Fairplay in der Formel 1?

Den größten Fortschritt der vergangenen Monate sieht Monisha Kaltenborn in der Tatsache, dass die Dringlichkeit akzeptiert wird: "Es gibt mehr als den Anspruch der FIA, das zu bewerkstelligen. Die Teams arbeiten mit den Teilhabern zusammen und es gibt eine Übereinkunft, dass sich etwas tun muss", so die Sauber-Teamchefin. Kaltenborn verweist darauf, dass derzeit verschiedene Modelle sondiert würden. Sie nimmt die Verantwortlichen in die Pflicht: "Ich bin zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr eine Kostenkontrolle haben, wenn sich alle an die Vereinbarung halten."


Fotostrecke: Die wertvollsten Paydriver

Lowdon will sich ein Beispiel am europäischen Fußball-Verband UEFA nehmen, der mit dem Financial Fairplay ein effektives Verfahren eingeführt hat, um exorbitante Transfersummen und Spielergehälter zu bändigen. Die Klubs müssen ihre Ausgaben binnen drei Jahren mit ihren Einnahmen decken und können so kaum auf Pump oder mit Privatkapital eines Mäzens arbeiten. "Was wir von anderen Sportarten Wichtiges lernen können, ist, dass es möglich ist, etwas zu bewegen", erkennt der Marussia-Verantwortliche Signalwirkung.

Das andauernde Unken, dass eine Kostendeckelung in der Königsklasse des Motorsports ohnehin keine Chance hätte, nervt Lowdon: "Die Leute behaupten, es sei schwierig oder sogar unmöglich. Das halte ich für Unsinn. Die Formel 1 hat die größte Techniknovelle meiner Generation auf den Weg gebracht und es war erfolgreich." Paul Hembery gibt zu bedenken, dass die Einnahmen nach dem UEFA-Vorbild auch eine Rolle spielen müssen: "Es geht ja auch darum, wie viel Geld man generiert. Aber da gibt es nie eine perfekte Lösung", meint der Pirelli-Sportchef.