• 26.04.2009 19:49

  • von Dieter Rencken

Interview: Howett riecht den ersten Sieg

Obwohl es mit dem ersten Sieg wieder nicht geklappt hat, nimmt Toyota-Teampräsident John Howett positive Eindrücke aus Bahrain mit nach Köln

(Motorsport-Total.com) - Wenn man sich am Samstag für die erste Startreihe qualifiziert, mit einer Doppelführung und fünf Sekunden Vorsprung zum ersten Boxenstopp kommt und dann trotzdem nur Dritter und Siebenter wird, dann kann man sich über ein solches Ergebnis klarerweise nicht freuen. Aber im Interview nach dem heutigen Grand Prix von Bahrain unterstrich Toyota-Teampräsident John Howett trotzdem vor allem die positiven Aspekte des vierten Rennwochenendes 2009.

Titel-Bild zur News: John Howett

John Howett kann den ersten Sieg seines Toyota-Teams schon riechen

Frage: "John, jetzt habt ihr noch immer keinen Sieg..."
John Howett: "Ja, leider. Wahrscheinlich haben wir uns heute mit der Reifenstrategie vertan. Von unseren Startplätzen aus hatten wir die Wahl zwischen zwei oder drei Stopps. Gegen drei Stopps sprach unsere Annahme, dass wir nicht ausreichend freie Fahrt haben würden, um das leichtere Auto zu nutzen, also haben wir uns für die Zweistoppstrategie entschieden."#w1#

Fehleinschätzung der Reifen

"Wir hätten nicht gedacht, dass der weiche Reifen mit der höheren Benzinlast halten würde, aber ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass wir uns da wohl getäuscht haben. Daraus müssen wir lernen. Das Ermutigende ist aber, dass unser Auto sehr nahe am Red Bull dran ist und nicht weit hinter dem Brawn. Wir mischen mit einem sehr starken Auto an der Spitze mit."

Frage: "Habt ihr Timo Glock früher als geplant reingeholt?"
Howett: "Beim langen Stint in der Mitte schon, ja. Er hatte eindeutig Probleme mit den Reifen. Das hätte so keinen Sinn mehr gemacht."

"Vor einem Jahr oder auch vor zwei Jahren hätten wir uns riesig über ein solches Ergebnis gefreut." John Howett

Frage: "Ihr hattet beide Autos in der ersten Reihe. Ist da dieses Ergebnis nicht eine herbe Enttäuschung, auch wenn Jarno Trulli auf das Podium gefahren ist?"
Howett: "Ich sehe es auch positiv, denn vor einem Jahr oder auch vor zwei Jahren hätten wir uns riesig über ein solches Ergebnis gefreut. Jetzt sind wir über einen dritten Platz enttäuscht. Das ist ein Indikator dafür, wie konkurrenzfähig wir sind. Wir sollten das positiv sehen und darauf aufbauen."

Frage: "Vor Saisonbeginn habt ihr klar zum Ausdruck gebracht, wie wichtig dieser erste Sieg angesichts der Weltwirtschaftskrise für das Team ist..."
Howett: "Das stimmt. Darum geht es immer noch. Wir demonstrieren, dass wir sehr konkurrenzfähig sind, worüber wir uns innerhalb der Organisation sehr freuen, aber wir sind ein Siegerunternehmen, ein Weltführer. Also müssen wir gewinnen."

Frage: "Kannst du den ersten Sieg schon riechen?"
Howett: "Ja! Es fehlt nicht viel."

Blick geht nach vorne und hinten

Frage: "Ihr seid Dritter in der Konstrukteurs-WM. Könnt ihr das halten oder glaubst du, dass die großen Teams aufholen werden?"
Howett: "Wir müssen uns vor allem nach vorne orientieren. Gleichzeitig habe ich gestern schon gesagt, dass McLaren mit der Aufholjagd beginnt und auch Ferrari etwas konkurrenzfähiger wird. Wir müssen also ganz paranoid nach hinten schauen und uns darauf konzentrieren, diese Performance zu halten oder sogar zu verbessern."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Bahrain, Sonntag


Frage: "Es gibt keine Testfahrten mehr. Macht das die Weiterentwicklung schwieriger?"
Howett: "Das denke ich nicht. Wir haben den Eindruck, dass die Teile, die wir aus dem Windkanal an die Strecke bringen, gut funktionieren. Das ist für alle gleich. Insofern bereitet mir das kein Kopfzerbrechen."

Frage: "Inzwischen scheinen alle der Meinung zu sein, dass man auch ohne Testfahrten gut weiterentwickeln kann. Da frage ich mich: Wenn es eh keinen Unterschied macht, warum haben die Teams dann früher so viel Geld für eigene Testteams ausgegeben?"
Howett: "Es ändert den Entscheidungsprozess. Ich bin mir sicher, dass wir extremere und risikoreichere Dinge ausprobieren würden, wenn wir noch testen dürften. Jetzt managen wir dieses Risiko eben. Aber wie gesagt: Weil alle im gleichen Boot sitzen, sehe ich das nicht als Problem."

Frage: "Alle bringen Updates nach Barcelona. Würdest du eures als signifikanten oder eher stetigen Schritt beschreiben?"
Howett: "Eher als stetigen Schritt."