Hitzeprobleme und Bremsplatten: Mercedes-Sieg war in Gefahr
Der Sieg von Mercedes in Suzuka war nicht so souverän, wie es schien: Die Silberpfeile kämpften mit einigen Problemen
(Motorsport-Total.com) - Mercedes ist zurück in der Spur. Nach dem Singapur-Debakel haben die Silberpfeile in Suzuka das gemacht, was sie am besten können: gewinnen. Es sah souverän aus, was Mercedes in Japan gelungen ist. Lewis Hamilton hatte stolze 19 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Nico Rosberg, und der Doppelerfolg schien ungefährdet. Doch das war er ganz und gar nicht, wie Motorsportchef Toto Wolff behauptet.
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Vor dem Champagnersprühen hatte Lewis Hamilton Probleme zu überstehen Zoom
Denn so problemfrei war das Rennen gar nicht: "Wir hatten Dramen mit dem Auto, Temperaturprobleme", sagt der Österreicher. "Wir haben Antriebseinheit und Chassis deutlich zurückgeregelt, weil wir Anzeichen von Zuverlässigkeitsproblemen sehen konnten. Darüber waren wir besorgt." Den Piloten wurde angeordnet, dass sie in reiner Luft fahren sollen, um den Motor zu schonen.
Schon in Monza und Singapur war je ein Mercedes mit technischen Problemen ausgefallen, doch in Japan hat man laut Aufsichtsratschef Niki Lauda richtig reagiert. Lewis Hamilton hatte zudem noch ein Problem mit den Reifen: Er hatte einen Bremsplatten, der enorme Vibrationen verursachte. "Als wir den Reifen runternahmen, sahen wir, dass der Reifen bis auf die Karkasse durch war. Das hätte schlimm enden können", betont Wolff.
Hamilton beim Segeln
Doch am Ende war alles halb so wild, und Mercedes konnte den Doppelerfolg nach Hause fahren. Hamilton ließ sich ohnehin durch nichts aus der Ruhe bringen und feierte seinen 41. Grand-Prix-Sieg, mit dem er zu Idol Ayrton Senna aufschloss. Und er konnte mit der Strecke Frieden schließen, auf der er bislang nicht immer zurechtgekommen war. "Aber trotzdem liebe ich sie - und ich denke, das gilt für alle Fahrer", strahlt der Brite.
So gut wie am heutigen Sonntag kam Hamilton noch nie in Suzuka zurecht. "Es war wie Segeln", beschreibt er glücklich seine Gefühlswelt. "Wenn man durch die Kurven fährt, ist es flüssig. Ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl teilen." Mit der richtigen Balance war Hamilton nicht zu stoppen, wie auch ein Blick auf die Liste der Schnellsten Rennrunden zeigt. "Meine Pace war wirklich gut. Meine schnellste Runde war 1:36,1, was eine Sekunde schneller als bei Nico ist."
Und zur Belohnung gab es eben diesen Sieg, der ihn auf eine Stufe mit Ayrton Senna hebt, was Hamilton natürlich nicht unkommentiert lassen kann. "Es ist ein emotionaler Tag. Aber ich bin nicht der Mensch, der auf die Tränendrüse drückt. Ich bin einfall voller Glück und bin dankbar für alle Leute, die mir geholfen haben, hierhin zu kommen, und dem Team, weil ich ohne sie nicht hier wäre."
Schadensbegrenzung bei Rosberg
Des einen Freud, des anderen Leid: Nico Rosberg war hingegen weniger "amused" über das heutige Rennen. Durch die Pole-Position hatte er sich einiges ausgerechnet und wollte den Sieg unbedingt haben, um in der WM nicht weiter zurückzufallen. "Das hat leider nicht geklappt", muss er einsehen. "Jetzt muss ich schauen, dass ich in Sotschi zuschlage. Das wird natürlich umso schwieriger."
Schon am Start war das Duell mit Hamilton verloren, was der Psyche natürlich erst einmal einen Knacks versetzt: "Es ist eine große Enttäuschung, wenn man am Start von eins auf vier fällt. ich muss mich dann wieder aufbauen und darf mich nicht hängen lassen. Das ist mir auch gut gelungen", so der Wiesbadener, der sich immerhin noch auf Rang zwei zurückkämpfen konnte. "Platz zwei war Schadensbegrenzung, und ich bin froh, dass es damit geklappt hat."
Dafür gesorgt hat vor allem ein perfekter Undercut. Zunächst holte sich Rosberg Platz drei im direkten Duell mit Valtteri Bottas, doch gegen Sebastian Vettel half nur der taktische Kniff. "Das hat Ferrari nicht ganz so gut erwischt", sagt Rosberg. Denn eigentlich war der Mercedes-Pilot bei seinem Boxenstopp noch etwas zu weit weg - aber genau das war der Schlüssel zum Erfolg. "Wenn ich sehr nah dran gewesen wäre, wären die mit Sicherheit schon vorher reingefahren. Aber mit dem Abstand dachten die, dass sie es sich erlauben können, eine Runde nach mir reinzukommen. Aber dass meine Outlap so gut war, hat sie überrascht."
Und so konnte Nico Rosberg zumindest noch ein paar wichtige Punkte gutmachen. In der WM hat der Wiesbadener nun 48 Zähler Rückstand auf seinen Teamkollegen. "Ich denke jetzt nur noch von Rennen zu Rennen", will er aktuell nichts von einem WM-Duell wissen. Denn die große Chance, und das weiß er, hat er in Suzuka mit dem Start verspielt.