Hartley verlässt Formel 1 "erhobenen Hauptes", aber ...

Nach nur einer Saison ist das Abenteuer Formel 1 für Brendon Hartley bereits wieder vorbei, doch als verlorenes Jahr will es der Neuseeländer nicht bezeichnen

(Motorsport-Total.com) - Nach Punkten stand es 4:29. Und in der öffentlichen Wahrnehmung hatte ebenfalls Pierre Gasly klar das bessere Standing. Nicht zuletzt, weil er es war, der von Toro Rosso zu Red Bull befördert wurde - und eben nicht sein Teamkollege Brendon Hartley. Letzterer verliert nun sogar sein Cockpit an einen Piloten, der niemals zuvor ein Formel-1-Auto bewegt hat. Doch Hartley will die Saison 2019 nicht als Niederlage bezeichnen.

Titel-Bild zur News: Brendon Hartley

Brendon Hartley: In Abu Dhabi wusste er sicher schon von seinem Formel-1-Aus ... Zoom

Einige Stunden nach dem Finale in Abu Dhabi wandte sich der Neuseeländer mit einem Beitrag in den sozialen Netzwerken erstmals an die Öffentlichkeit. Dabei schrieb er: "Ich habe die Strecke am Sonntag erhobenen Hauptes verlassen. Ich bin stolz auf meinen bisherigen Werdegang, wenngleich ich spüre, in der Formel 1 noch eine offene Rechnung haben. Aber das liegt jetzt erst einmal auf Eis."

Was er damit sagen will: So schlecht, wie es die Ergebnisse erscheinen lassen, sei sein Jahr bei Toro Rosso gar nicht gewesen. Und: Einen Plan B, wie er seine Formel-1-Karriere ohne Red-Bull-Unterstützung fortsetzen kann, hat er nicht. Allerdings erweckt Hartley den Eindruck, als habe er durchaus Ideen, wie er seine sportliche Laufbahn weiterführen kann. Darauf deutet folgende Aussage hin: "Da kommen noch ein paar Kapitel in meinem Buch. Ich werde versuchen, das Beste aus meinem nächsten Abenteuer zu machen."

Schon einmal stand er vor dem Neuanfang

Das nächste Abenteuer - das hätte ihn vor einem Jahr beinahe schon in die US-amerikanische IndyCar-Serie geführt. Doch ein Last-Minute-Angebot von Red Bull für den Toro-Rosso-Platz in der Formel 1 ließ Hartley umschwenken. Nun steht er erneut vor einem Neuanfang. Wie eben vor einem Jahr, als Porsche aus der Langstrecken-WM (WEC) ausgestiegen war und Hartley ohne Rennprogramm dastand.


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Phasen wie diese seien ihm aus seiner früheren Karriere gut bekannt, meint Hartley. "Ich hatte schon die eine oder andere Hürde zu meistern, glaube aber fest daran, dass dich so etwas nur stärker machen kann", sagt der 29-Jährige.

Ein Beispiel dafür ist die Saison 2010, die Hartley in der Formel Renault 3.5 bestritt. Dort aber entsprach seine Leistung nicht den Vorstellungen von Red Bull. Prompt flog Hartley aus dem Juniorkader und musste sich fortan selbst durchschlagen. Über die GP2 (heute: Formel 2) führte sein Weg zu Porsche in die WEC. Dort wurde er zweimal Weltmeister und gewann auch die 24 Stunden von Le Mans, ehe ihn der Ruf zurück ins Red-Bull-Programm ereilte.

Zu wenige Höhepunkte im Vergleich zu Gasly

Bei seinem Formel-1-Team und den "fast 500 Angestellten von Toro Rosso" bedankt sich Hartley ausdrücklich: "Ich habe es genossen, in diesem Jahr mit ihnen zu arbeiten." Und Motorenpartner Honda hat nur lobende Worte für Hartley übrig: "Er ist technisch sehr versiert und hat uns stets präzise und nützliche Rückmeldungen gegeben", sagt Projektchef Toyoharu Tanabe. Hartleys Kommentare hätten wesentlich zur Entwicklung und den Fortschritten im Saisonverlauf 2018 beigetragen. Ein bisschen Prestige war auch dabei: Es war Hartley, der den Toro Rosso beim Honda-Heimrennen in Suzuka auf P6 der Startaufstellung stellte.

Pierre Gasly, Brendon Hartley

Im Toro-Rosso-Duell gegen Pierre Gasly war Brendon Hartley klar unterlegen Zoom

Das war eine der vergleichsweise wenigen Sternstunden von Hartley. Insgesamt 15 Mal musste er sich im Qualifying hinter Teamkollege Gasly anstellen, wobei gerade die Honda-Technik etliche Strafversetzungen verursacht hatte, die das Bild verzerren. Fakt ist aber: Gasly war im Schnitt 0,822 Sekunden besser als Hartley. Das ist ein Wort! Auch die weiteren Qualifying-Daten sprechen eher nicht für Hartley: Gasly führte teamintern auch nach Q2- (9:6) und Q3-Teilnahmen (6:2). Die besseren Einzelergebnisse gehen ebenfalls auf das Konto von Gasly: P4 in Bahrain sticht klar hervor, mit 5:4 Punkteresultaten gewinnt er auch diesen Vergleich gegen Hartley - und fährt 2019 neben Max Verstappen, Hartley dagegen nicht in der Formel 1 ...

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