Hamilton über Zoff am Boxenfunk: Max ist viel schlimmer!

Die Berichterstattung über den Boxenfunk und die Missverständnisse mit seinem Renningenieur schmecken Lewis Hamilton gar nicht - er fühlt sich unfair behandelt

(Motorsport-Total.com) - Schwaches Ergebnis in Qualifying und Rennen, falsche Strategie, chaotische Kommunikation am Funk: Nein, Lewis Hamiltons Einstand mit Ferrari in Melbourne lief wahrlich nicht nach Wunsch. Kein Wunder, dass der Brite anschließend angab, sich bisweilen "wie ins kalte Wasser geworfen" gefühlt zu haben.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton mit ernster Miene - ist der Knopf im Ohr ein Grund dafür?

Lewis Hamilton mit ernster Miene - ist der Knopf im Ohr ein Grund dafür? Zoom

Doch die Erkenntnis, die Hamilton daraus zog, ist ganz einfach: Selber schwimmen lernen! Denn aus Melbourne habe er definitiv mitgenommen, dass er selbst viel proaktiver werden müsse, statt sich stur auf Ferraris Vorgaben zu verlassen: "Wir werden das Auto an diesem Wochenende etwas anders abstimmen", kündigt der siebenfache Weltmeister deshalb am Donnerstag in China an.

Dabei stellt Hamilton gegenüber The Race klar: "Ich muss mir noch genau anschauen, wie das Team arbeitet. Es war das erste Rennwochenende, an dem ich sehen konnte, wie sie an einem Grand-Prix-Wochenende agieren - das ist anders als bei den Testfahrten", sagt der Brite, der ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet hat, "wie sie das Auto abstimmen und welche Änderungen sie im Laufe des Wochenendes vornehmen".

Hamilton will aktiver werden und "Erfahrung einbringen"

Dabei ist für ihn klar: "Je mehr ich mich mit dem Auto vertraut mache und je besser ich es verstehe, desto mehr kann ich eigene Entscheidungen treffen und sagen: 'Genau diese Änderung möchte ich vornehmen.'", so Hamilton, der zuletzt in Australien noch bemängelt hatte, bis dato nicht alle "Stellschrauben" an seinem neuen Dienstwagen zu kennen. Bereits in Schanghai will er aber seinen eigenen Modus Operandi anpassen und "verstärkt meine Erfahrung einbringen".

Nach Melbourne gab's für Hamilton viel mit seinem neuen Team zu besprechen

Nach Melbourne gab's für Hamilton viel mit seinem neuen Team zu besprechen Zoom

Dabei dürfte jedoch nicht nur das technische Prozedere, sondern auch der Funkverkehr im Fokus stehen, der bei Ferrari in Australien mal wieder für Furore sorgte - nicht nur im Fall von Teamkollege Charles Leclerc, dessen kecke Antwort auf eine sinnbefreite Floskel seines Renningenieurs Bryan Bozzi sogar zum viralen Internet-Hit wurde - auch bei Hamilton, dessen Kommunikation mit seinem neuen Renningenieur Riccardo Adami im Verlaufe des Rennens gelinde gesagt als holprig bezeichnet werden darf.

So waren Missverständnisse zwischen dem neuen Gespann nicht zu überhören, etwa als der Brite in den hitzigsten Phasen des Rennens eher weniger Informationen aufs Ohr wollte, stattdessen aber immer mehr bekam, ehe der Ton Hamiltons schließlich angespannter wurde. Darauf angesprochen, findet Hamilton selbst am Donnerstag jedoch: "Natürlich wurde das von allen übertrieben - es war einfach nur ein Hin und Her."


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Der Ferrari-Pilot weist gegenüber Sky darauf hin: "Ich habe es sehr höflich formuliert. Ich sagte: 'Lass mich bitte allein damit.' Ich habe nicht 'F*** dich' gesagt, ich habe auch nicht geflucht." Hamilton erklärt: "In diesem Moment hatte ich einfach gerade große Schwierigkeiten mit dem Auto und musste mich voll und ganz auf ein paar entscheidende Dinge konzentrieren."

Nachdem er bei Mercedes viele Jahre ein eingespieltes Duo mit Renningenieur Peter Bonnington bildete, ist es für den Neuzugang bei den Roten aber ganz natürlich, dass sich mit Adami Dinge erst noch einspielen müssen: "Wir lernen uns gerade erst kennen. Er hat in der Vergangenheit offensichtlich schon mit zwei oder mehr Weltmeistern gearbeitet, und zwischen uns gibt es überhaupt keine Probleme", versichert der Ferrari-Star.

Hamilton fühlt mit Lambiase: "Der arme Kerl"

Vielmehr gibt Hamilton zu bedenken: "Hört euch mal die Funkgespräche anderer Fahrer mit ihren Ingenieuren an, das ist oft viel schlimmer! Die Unterhaltungen, die Max über die Jahre oft mit seinem Ingenieur geführt hat - was der arme Kerl alles einstecken musste!", äußert er Mitgefühl mit Verstappens Renningenieur Gianpiero Lambiase, und richtet gleichzeitig Kritik an die Medien: "Darüber schreibt ihr nie. Aber sobald ich eine kleine Diskussion mit meinem Ingenieur habe, wird das riesig aufgeblasen."

Arbeitete auch schon mit Sebastian Vettel: Renningenieur Riccardo Adami (li.)

Arbeitete auch schon mit Sebastian Vettel: Renningenieur Riccardo Adami (li.) Zoom

Zwar schafften es auch Verstappens Zankereien mit Lambiase in der Vergangenheit durchaus groß in die Schlagzeilen, doch Hamilton trifft mit seiner Schelte insofern einen Punkt, als dass beim Niederländer, vor allem beim Großen Preis von Ungarn im vergangenen Jahr, deutlich mehr Schimpfwörter im Spiel waren.

Zwischen ihm und Adami gehe es jedenfalls gesittet zu, versichert Hamilton - und gibt die Kommunikation mit seinem Ingenieur nach dem Rennen in Australien wieder: "'Hey Bro, diese Info brauche ich nicht. Aber wenn du mir etwas mitteilen willst, dann bitte hier. So fühle ich mich im Auto, und an diesen Stellen brauche ich die Info oder nicht.' Darum geht es", sagt Hamilton, der bekräftigt: "Es gibt keine Probleme, es passiert alles mit einem lachenden Gesicht - und wir machen weiter."

Bleibt abzuwarten, wie die Kommunikation bei Ferrari an diesem Wochenende in China abläuft: Schanghai ist schließlich ein Sprint-Wochenende - klingt nach der nächsten Feuertaufe für Hamilton und Co...