"Fuck that Guy!": Ricciardo fassungslos über Strolls fehlende Selbsteinschätzung

Daniel Ricciardo ist nach seinem Aus in China auf 180: Er tobt, weil Lance Stroll seinen Fehler beim Unfall nicht einsieht und anderen die Schuld dafür gibt

(Motorsport-Total.com) - "Ich gebe mein Bestes, nicht zu sagen, was ich sagen möchte, aber: Fuck that Guy!" - Mit diesen Worten schimpft Daniel Ricciardo nach dem Formel-1-Rennen in China gegen Fahrerkollege Lance Stroll. Dieser war ihm vor dem Neustart in der ersten Safety-Car-Phase ins Auto geknallt und hatte so letzten Endes für den Ausfall des Racing-Bulls-Piloten gesorgt.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo schimpft nach dem Rennen mächtig auf Lance Stroll Zoom

Das Feld wollte sich gerade wieder für das Rennen bereitmachen, als sich einige Autos vor der Haarnadelkurve stauten. Stroll bekam das allerdings zu spät mit und fuhr Ricciardo ins Heck, der seinerseits Oscar Piastri (McLaren) traf. Piastri und Stroll konnten mit Beschädigungen weiterfahren, für Ricciardo war das Rennen in aussichtsreicher Position beendet.

Was Ricciardo aber deutlich mehr stört als sein Aus, war die Reaktion von Stroll auf den Vorfall. Denn von Einsicht war keine Spur zu sehen. Stattdessen sagte der Kanadier am Funk: "Dieser Idiot ist einfach auf die Bremse getreten. Checkt möglichen Schaden am Frontflügel."

Und genau das bringt Ricciardos "Blut in Wallung", wie er sagt. "Ich habe langsam angefangen, mich zu beruhigen, aber dann wurde mir gesagt, wie Lance über den Unfall denkt. Anscheinend bin ich ein Idiot und es war mein Fehler", schüttelt er den Kopf.

Dabei ist die Sachlage für Ricciardo glasklar: "Das einzige, was du hinter dem Safety-Car tun musst, ist, auf das Auto vor dir zu achten. Wir können nicht vorhersagen, was die Führenden machen werden."

"Natürlich passieren Rennunfälle, aber hinter dem Safety-Car sollte das niemals passieren", sagt er. Ricciardo hatte sich sogar die Onboard-Aufnahme von Stroll angeschaut, um zumindest ein bisschen zu verstehen, wie das passieren konnte.

"Aber man kann sehen, dass sich sein Helm beim Anbremsen sofort nach rechts dreht und er auf den Scheitelpunkt von Kurve 14 schaut. Er schaut überhaupt nicht auf mich, und wenn er dann zurückschaut, dann hängt er mir im Heck", schildert er.

"Ich weiß nicht, was er macht, wo sein Kopf ist, aber du musst dir nur Gedanken um mich in dem Moment machen, und das hat er eindeutig nicht."

Ricciardo hofft auf späte Einsicht

Ricciardo hofft, dass Stroll sich während der Medienrunden nach dem Rennen ein wenig einsichtiger zeigt, denn das hatte er während des Rennens nicht getan. Noch wenig später bezeichnete er die Zehn-Sekunden-Strafe, die er für die Kollision erhalten hatte, als "Witz".

Vorerst will Ricciardo weitere schlechte Worte gegenüber Stroll vermeiden: "Ich werde nicht schärfer, denn wenn er es in einer Stunde noch einmal anschaut, dann nimmt er die Verantwortung auf sich", hofft er, "aber wenn nicht, dann kann ich ihm nicht helfen. Das kann keiner hier."

"Es ist so frustrierend. Schauen wir mal, was er gegenüber den Medien sagt, aber wenn er mir die Schuld gibt, dann werde ich mehr sagen", so der Australier. Er betont noch, dass er sonst nicht liest, was Fahrer nach dem Rennen sagen, "aber ich werde sicherstellen, dass es mir jemand mitteilt."

Stroll sieht keine Schuld bei sich

Stroll selbst vermeidet eine Schuldzuweisung an Ricciardo nach dem Rennen, vermeidet gleichzeitig aber auch ein Schuldeingeständnis. "Es war ein Ziehharmonika-Effekt", verteidigt er sich. "Irgendjemand ist vorne auf die Bremse gestiegen, ich weiß nicht wer, und dann haben alle angehalten. Das Auto vor mir ist einfach von 60 auf null, das war ein wirklich dummer Vorfall."


Dass die Strafe ein Witz sei, bei der Meinung bleibt der Aston-Martin-Pilot: "Es war einfach, weil ich den Kerl vor mir getroffen habe", winkt er ab. "Es war einfach dieser seltsame Ziehharmonika-Effekt, und ich würde mir wünschen, dass die Kommissare das mehr berücksichtigen würden."

Auf Ricciardos Aussagen angesprochen, dass er auf das Auto vor sich hätte aufpassen müssen, entgegnet Stroll: "Nein, nein. Wenn vorne jemand nicht auf die Bremse getreten wäre, dann hätte es keinen Ziehharmonika-Effekt gegeben, und dann hätte es auch keine Probleme gegeben. Ich glaube wirklich, dass es einer dieser dummen Vorfälle war."

Ricciardo: "Er war unter mir!"

Das sieht Ricciardo anders, der die Situation noch vor dem ersten Interview von Stroll beschreibt: "Ich konnte sehen, dass es sich vor mir in Kurve 14 staut. Ich schätze, dass Max geführt hat. Wir wissen nicht, wann er losfahren wird. Selbst wenn es sich vor Kurve 14 staut, heißt das nicht, dass er nach Kurve 14 losfährt. Vielleicht wird er noch einmal in Kurve 15 oder 16 langsam", so der RB-Pilot.

"Du musst natürlich versuchen, nah am Vordermann dran zu sein, aber treffen solltest du ihn nicht, oder?", fragt er ironisch.

"Ja, wir haben uns alle gestaut, aber es ist eine Haarnadel. Es ist nicht so, dass er mich bloß angestupst und mir einen Reifenschaden gegeben hat. Er ist unter mein Auto gefahren. Er hat mich so schnell getroffen, das kann man nicht abstreiten. Es ist kein Pech, wo er mich einfach berührt. Er war unter mir!"

Daher war Ricciardos erste Reaktion am Funk auch: "Was für ein verdammtes Arschloch!"

Aufgabe nach starker Beschädigung am Auto

Durch den Unfall wurde der Unterboden an Ricciardos VCARB 01 beschädigt, sodass er eine Menge Abtrieb verlor und sich gegen die Konkurrenz nicht mehr wehren konnte. "Ich konnte spüren, dass ich ziemlich hoch war, also wusste ich, dass es schlimm sein könnte", erzählt er.

"Wir hatten ein paar Kurven vor dem Neustart, und ich habe schon gespürt, dass es schlecht sein würde. Wir haben es noch einmal versucht, aber tief in mir wusste ich, dass wir das Auto abstellen müssen."


Für Ricciardo ist das bitter, denn er lag in den Punkten und hätte seine ersten Zähler des Jahres holen können. So aber geht er wieder mit leeren Händen nach Hause - und mit einem bitteren Gefühl bezüglich Stroll.

"Wie gesagt, ich hoffe, dass er etwas Verantwortung auf sich nimmt, wenn er hierher kommt", sagt er. "Wir machen alle Fehler. Solange er versteht, dass er es versaut hat - sein und mein Rennen - das ist das Wichtigste."

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