• 30.05.2012 14:30

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Formel 1 zahlt nur 14 Millionen US-Dollar Steuern

Ein komplexes Geflecht aus Darlehen verschiedener Unternehmen ermöglicht der Formel 1 einen überraschend niedrigen Steuersatz von unter fünf Prozent

(Motorsport-Total.com) - Der Formel 1 ist es gelungen, ihren Steuersatz auf unter fünf Prozent zu senken - bei jährlichen Gewinnen von fast 500 Millionen Euro. Grund hierfür ist eine Entscheidung der britischen Steuerbehörden, nach der die Zinsen von Darlehen zwischen Konzerngesellschaften steuerlich abzugsfähig sind. Einzelheiten über die Steuerzahlungen wurden im Vorfeld des geplanten Börsengangs in Singapur veröffentlicht. Die geringe Steuerrate ist ein Kaufargument für Formel-1-Aktien.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Bernie Ecclestone hat gut Lachen: Die Formel 1 zahlt kaum Steuern

Der Steuersatz der Formel 1 schwankt zwischen drei und fünf Prozent. Bei einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 474 Millionen US-Dollar zahlte die Formel 1 im Vorjahr damit nur 14 Millionen US-Dollar Steuern. Und das, obwohl die Formula One World Championship (FOWC), das Unternehmen, welches die meisten Erträge erwirtschaftet, seinen Sitz im Großbritannien hat. Dort beträgt der Unternehmenssteuersatz bis zu 24 Prozent. Aufgrund einer komplexen, aber völlig legalen Struktur von Darlehen, erreicht die Formel 1 mit Zustimmung der britischen Steuerbehörden einen wesentlich niedrigeren Steuersatz.

Die Einnahmen der Formel 1 steigerten sich im Jahr 2011 auf 1,5 Milliarden US-Dollar, der größte Anteil wurde dabei von der FOWC erwirtschaftet. Dazu zählen Gebühren in Höhe von 510 Millionen US-Dollar, die von den Veranstaltern der Grand Prix gezahlt werden und 490 Millionen US-Dollar aus TV-Rechten. Der Rest stammt aus Einnahmen andere britischer und Offshore-Unternehmen und wird unter anderem durch Hospitality und Vermarktung von Werbeflächen an den Rennstrecken erzielt.

Nach Abzug aller Kosten, die auch das Preisgeld für die Teams in Höhe von 686 Millionen US-Dollar umfassen, verbleibt der FOWC ein großer Gewinn, von dem sie jedoch an Offshore-Unternehmen, die an der Formel 1 beteiligt sind, Zinsen bezahlen muss. Diese Zinsen, die für Darlehen fällig sind, welche die Offshore-Unternehmen der FOWC gewährt haben, übersteigen den Gewinn der FOWC. Dadurch erwirtschaftet die FOWC auf dem Papier einen Verlust und muss daher keine Steuern zahlen.

Die Höhe der Zinsen beläuft sich auf rund 800 Millionen US-Dollar und reduziert die Steuerlast der britischen Tochterunternehmen der Formel 1, da diese offiziell einen Verlust erwirtschaften. Die Formel-1-Holdinggesellschaft Delta Topco hingegen hat ihren Sitz auf der Insel Jersey, wo die Steuersätze sehr niedrig sind. Nach dem Börsengang der Formel 1 hat jeder Teilhaber ein Anrecht auf einen Anteil der Darlehens-Zinsen der Offshore-Unternehmen, womit die Zinsen von den britischen Tochterunternehmen direkt an die Aktieninhaber fließen.

Hätte die britische Steuerbehörde diesem System nicht zugestimmt, hätte die Formel 1 ihren für die Steuer maßgeblichen Unternehmenssitz ins Ausland verlagern können. Viele andere Unternehmen haben dies bereits getan, unter anderem das Werbeunternehmen WPP, welches von Martin Sorrell geleitet wird, der gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied der Formel 1 ist. WPP verlegte seine Steuerbasis im Jahr 2008 nach Irrland, ohne das Sorrell dorthin ziehen musste. Diesen Schritt muss die Formel 1 nicht gehen.

Die Formel 1 beschäftigt unmittelbar 300 Mitarbeiter. Im Jahr 2010, für das vollständige Zahlen vorliegen, bezahlten die acht britischen Formel-1-Teams keine Unternehmenssteuer. Dennoch ist die Formel-1-Industrie mit ihren rund 4000 Beschäftigten ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in Großbritannien. Daher ist es nachvollziehbar, dass die britischen Steuerbehörden kein Interesse an einer Abwanderung der Formel 1 ins Ausland haben.

Geschäftszahlen der FOWC 2011: (Angaben in US-Dollar)

1,5 Milliarden: Einnahmen insgesamt, bestehend aus:
510 Millionen: Gebühren der Rennveranstaler
490 Millionen: TV-Rechte
225 Millionen: Werbung an den Rennstrecken und Sponsoring
80 Millionen: Hospitalitiy
55 Millionen: Einnhamen aus GP2 und GP3
140 Millionen: Weitere Einnahmequellen
abzüglich
350 Millionen: Ausgaben
686 Millionen: Preisgelder für die Teams
ergibt
474 Millionen EBITDA