Fahrermarkt in der Formel 1: Alle warten auf Verstappen und Sainz
Bleibt Verstappen bei Red Bull? Geht Sainz zu Mercedes oder doch zu Audi? Es sind die drängendsten, aber längst nicht die einzigen Fragen der aktuellen Silly Season
(Motorsport-Total.com) - Der Fahrermarkt der Formel 1 mag weiterhin davon abhängig sein, was bei Red Bull und Mercedes passiert. Aber längst nicht jedes Team in der aktuellen Startaufstellung kann es sich leisten, darauf zu warten, dass diese Dominosteine fallen.
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Die zwei wichtigsten Bausteine auf dem Fahrermarkt: Verstappen und Sainz Zoom
Die einzigartige Situation, dass mehr als die Hälfte des Fahrerfeldes für 2025 keinen Vertrag hat, darunter auch einige der führenden Fahrer der Formel 1, hat zu einer der wohl spannendsten "Silly Seasons" in der Geschichte der Königsklasse geführt.
Die schiere Anzahl der zu vergebenden Plätze - und das im Vorfeld einer entscheidenden Regeländerung im Jahr 2026 - hat dazu geführt, dass sich das Fahrerkarussell bereits früh in Bewegung setzte. Doch Lewis Hamiltons Schockwechsel zu Ferrari im nächsten Jahr beschleunigte die Dinge zusätzlich.
So musste Fahrer und Teams bereits Gespräche führen, bevor sich überhaupt das erste Rad bei den Tests in Bahrain gedreht hatte. Ein Satz von Alex Albon von Williams, der ebenfalls Gegenstand von Spekulationen war, aber noch einen gültigen Williams-Vertrag bis 2025 hat, brachte die Situation gut auf den Punkt.
"Es ist unvermeidlich ... Jeder hat gesehen, wie früh es angefangen hat, und ich kann mir vorstellen, dass es für viele Teams und Fahrer ein bisschen unangenehm früh war", sagte er über die Auswirkungen der frühen Gespräche auf den Saisonbeginn.
Seit der Wechselmeldung von Hamilton hat Fernando Alonso seinen Verbleib bei Aston Martin bestätigt, während Nico Hülkenberg zugestimmt hat, 2025 zu Sauber zu wechseln, um dem Team beim Übergang in die neue Ära mit Audi zu helfen.
Was macht Verstappen?
Der größte Bremsklotz bleibt die Situation bei Red Bull. Dass Design-Legende Adrian Newey das Team verlassen wird, ist die jüngste Nachricht, die Auswirkungen darauf haben könnte, ob Max Verstappen seinen Vertrag bis 2028 erfüllen wird oder nicht.
Mercedes wartet immer noch auf eine klare Entscheidung von Verstappen, bevor es Hamilton ersetzt, und hat die Zeit auf seiner Seite, um zu sehen, wie sich Youngster Andrea Kimi Antonelli in der Formel 2 und bei privaten Formel-1-Tests entwickelt.
Sainz, der von Hamilton verdrängte Fahrer bei Ferrari, scheint noch auf andere Topteams zu warten, bevor er sich auf einen lukrativen Audi-Vertrag einlässt, der seit Wochen für ihn bereitsteht. Audis Formel-1-Chef Andreas Seidl ist sehr daran interessiert, neben Hülkenberg den Spanier als Plan A zu verpflichten.
"Sicherlich sind meine besten Optionen noch offen, was angesichts der Marktsituation natürlich etwas Zeit braucht", sagte Sainz zuletzt am Rande des Grands Prix von China.
"Es wird einige Zeit dauern, bis sich jeder seine eigene Meinung gebildet und seine Entscheidungen getroffen hat, aber die guten Optionen sind noch offen", betonte der diesjährige Australien-Sieger. "In den letzten Wochen hat es keine Fortschritte gegeben."
"Je schneller sich alles entwickelt, desto besser ist es natürlich. Es ist nicht so, dass es meine Leistung in diesem Jahr beeinträchtigt, aber je früher man es aus dem Kopf bekommt, desto besser. Aber das braucht Zeit und erfordert einige Entscheidungen."
Bottas mit "anderen Optionen"
Das Schicksal von Sainz hat weitere Auswirkungen auf die Sauber-Fahrer Valtteri Bottas und Zhou Guanyu. Mindestens einer von ihnen - wenn nicht sogar beide - wird das Team nach der Neuverpflichtung von Hülkenberg verlassen, sodass auch sie sich ans Telefon setzen und für sich werben müssen.
"Ich habe das Gefühl, dass es bald losgehen wird", sagte Bottas jüngst. "Natürlich gibt es Fragen zu bestimmten Fahrern, zum Beispiel: Was wird Carlos machen? Was wird Mercedes tun? Ich würde sagen, dass sich die Dinge im Idealfall in den nächsten Wochen klären werden. Ich arbeite auf jeden Fall daran."
Entsprechende Gespräche hätten begonnen, wobei Bottas darauf beharrt, dass er für das nächste Jahr andere Optionen habe. Sein Fokus liege "zu 100 Prozent auf der Formel 1".
Audi wurde von einigen Seiten, wie etwa von Red-Bull-Berater Helmut Marko, vorgeworfen, Druck auf den Fahrermarkt auszuüben, indem man frühzeitig mit hohen Geldangeboten für Sainz auftauchte, der auch für Red Bull von Interesse war.
Sollte Sainz jedoch tatsächlich von Sauber unter Vertrag genommen werden, würde das bedeuten, dass die Strategie von Seidl aufgegangen ist, sich voll und ganz auf die Wunschkandidaten zu konzentrieren, anstatt unentschlossen zu sein und zu riskieren, dass sie von den Konkurrenzteams abgeworben werden.
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Angesichts der Tatsache, dass 2025 mit Haas-Kandidat Oliver Bearman und Mercedes-Wunderkind Antonelli mindestens ein, wenn nicht sogar zwei Rookies zu erwarten sind, ist eine "unangenehm" schnelle Entscheidung eine Überlegung, die mehr Fahrer und Teams anstellen müssen, um nicht den Kürzeren zu ziehen.
Alpine zufrieden, aber offen
Wie lange kann man sich in einem volatilen Markt noch absichern und auf eine attraktivere Gelegenheit warten, ohne das Risiko einzugehen, das Spiel zu verlieren?
Dieses Dilemma gilt nicht nur für Bottas und Zhou, sondern auch für andere Fahrer im Mittelfeld wie etwa das vertragslose Alpine-Duo Esteban Ocon und Pierre Gasly, wobei ersterer auch für Sauber/Audi als Alternative zu Sainz infrage kommt.
Alpine-Teamchef Bruno Famin äußerte sich in Bezug auf die Fahrerfrage gegenüber formula1.com zuletzt so: "Wir sind mit unseren Fahrern zufrieden und sie mit uns. Wir sprechen regelmäßig mit ihnen. Mal sehen, was wir in Zukunft tun können."
Gleichzeitig fügte er hinzu: "Wir schauen auch auf den Markt, und wir haben auch unsere Akademie, in der wir Talente für morgen oder die Zukunft entwickeln. Wir haben Jack Doohan, der unsere Reserve ist, und Victor Martins in der Formel 2."
"Wir haben ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Wir sind glücklich mit Esteban, glücklich mit Pierre - aber wir sind bereit zu reagieren, falls etwas passiert. That's it."
Red Bull und Racing Bulls müssen derweil das Rätsel um Liam Lawson lösen, dem es frei steht, bei einem Konkurrenten zu unterschreiben, wenn er 2025 keinen Platz in einem ihrer Teams bekommen sollte. Und Williams muss seine eigenen Entscheidungen bezüglich des Cockpits von Logan Sargeant treffen.
Nachdem man ihn für eine zweite Saison verpflichtet hat, wird das Unternehmen dem Amerikaner noch etwas Zeit geben wollen, aber wie viel Zeit bleibt ihm wirklich?
Damit schließt sich der Kreis zum Anfang unserer Analyse: Der Schlüssel zum Fahrermarkt liegt vielleicht immer noch in den Händen von Verstappen und Sainz, aber nicht jeder kann es sich leisten, abzuwarten und zu sehen, was sich daraus ergibt.
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