"Das gehört sich nicht": Interviews von Mintzlaff & Wolff sorgen für Wirbel

Finger weg von Max Verstappen: Via Zeitungsinterview schaltet sich jetzt Oliver Mintzlaff höchstpersönlich in den angeblichen Flirt mit Mercedes ein

(Motorsport-Total.com) - Die Story um einen möglichen Wechsel von Max Verstappen zu Mercedes ist um eine Facette reicher. Denn am Rande des Grand Prix von Miami hat sich nun Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff zu Wort gemeldet und Mercedes-Teamchef Toto Wolff aufgefordert, quasi die Finger von Verstappen zu lassen, der bei Red Bull bis 2028 unter Vertrag steht.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko, Toto Wolff und Oliver Mintzlaff

Fotomontage: Helmut Marko, Toto Wolff und Oliver Mintzlaff Zoom

"Ich finde, dass sich Toto Wolff auf seine Herausforderungen konzentrieren sollte. Davon hat er genug", sagt Mintzlaff in einem Interview mit der Bild am Sonntag. "Und es hat auch was mit Respekt zu tun, wenn ich immer wieder über das Personal anderer Teams spreche. Das gehört sich nicht."

Kurz nach Erscheinen des Interviews wurden Wolff und Helmut Marko bei einem Plausch im Paddock beobachtet. Möglich, dass es dabei um das schöne Wetter ging. Denkbar aber auch, dass zwischen den zwei Österreichern nach Mintzlaffs Zurechtweisung Gesprächsbedarf bestand.

Nicht zum ersten Mal übrigens. Die einstigen Gegenspieler, die zu Lebzeiten von Dietrich Mateschitz in der ersten Klasse im Flieger nicht einmal nebeneinandersitzen wollten, scheinen neuerdings einen auffällig guten Draht zueinander zu haben.

Trotzdem findet Marko grundsätzlich "berechtigt", was Mintzlaff in Richtung Wolff zu sagen hatte: "Max hat einen Vertrag, und so, wie der Mercedes derzeit unterwegs ist, ist das glaube ich keine Alternative", sagt der 80-Jährige im Interview mit dem ORF.

Auch Mintzlaff hat "nicht ansatzweise Sorge, dass Max mit einem Wechsel liebäugelt", denn: "Er hat hier noch einen langfristigen Vertrag - und er hat mit keinem Wort gesagt, dass er den nicht erfüllen möchte."

Mintzlaff glaubt nicht an Marko-Wechsel zu Mercedes

Verstappens Vertrag mit Red Bull wurde im Jahr 2022, im Zuge der Euphorie nach dem Gewinn des ersten WM-Titels 2021, geschlossen. Im Nachhinein ließ sich Verstappen aber jene Ausstiegsklausel reinschreiben, über die in den vergangenen Wochen so viel berichtet wurde und die angeblich besagt, dass er gehen darf, wenn Marko nicht mehr bei Red Bull sein sollte.

Das heizt in der Gerüchteküche der Formel 1 Fantasien an, wonach Marko Verstappen quasi ein Abschiedsgeschenk machen und sich von Red Bull zurückziehen könnte, sodass Verstappen, sollte er das wollen, zu Mercedes wechseln darf. Wolff hat Marko sogar schon augenzwinkernd einen Job als "neuer Niki" angeboten.

Dass es dazu kommt, hält wiederum Mintzlaff für "ausgeschlossen. Helmut ist eng mit Red Bull verbunden, und wir haben ihm viel zu verdanken. Er hat ja auch den Mut bewiesen, Max mit 17 Jahren ein Formel-1-Cockpit anzuvertrauen."

Mintzlaff & Marko: Es ist (war) kompliziert ...

Als Mintzlaff Ende 2022, nach dem Tod von Dietrich Mateschitz, als CEO für Corporate Projects und Investments in die dreiköpfige Geschäftsführung der Red Bull GmbH aufstieg, knirschte es zunächst zwischen ihm und Marko.

Marko und Teamchef Christian Horner waren daran gewohnt, Entscheidungen unkompliziert und unbürokratisch treffen zu können, und mit einem hohen Maß an Autonomie. Meist war es mit einem schnellen Anruf bei Mateschitz getan, wenn die beiden etwas für Red Bull Racing brauchten.

Das war zu Beginn der Ära Mintzlaff anders, und zu Beginn der Saison 2023 ließ sich Marko dazu hinreißen, Mintzlaff mit dem einen oder anderen Interview zu provozieren. Es folgte eine Aussprache, das Formel-1-Programm bekam Zusicherungen hinsichtlich seiner Autonomie - und Marko einen neuen Vertrag. Seinen ersten, schließlich hatte er davor immer nur Handschlagvereinbarungen mit Mateschitz getroffen.


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Ein Jahr später kam die "Horner-Affäre" ins Rollen, und laut eines Berichts im Branchenmagazin BusinessF1 soll Mintzlaff die Entscheidung getroffen haben, den Teamchef zu entlassen. Der beteuerte seine Unschuld, wehrte sich und ist dank der Unterstützung des Yoovidhya-Clans, der 51 Prozent des Red-Bull-Konzerns kontrolliert, immer noch im Amt.

Mintzlaff-Statement über Horner: Was steckt dahinter?

Vor dem Hintergrund, dass Mintzlaff bislang medial in jener Fraktion verortet wurde, die kein übertriebenes Interesse daran hat, Horner noch länger als Teamchef zu sehen, überrascht jetzt seine Antwort auf die Frage der Bild-Zeitung, ob man langfristig mit Horner erfolgreich sein könne.

Mintzlaff: "Davon bin ich überzeugt. Er hat nur den Erfolg des Teams im Sinn und ist ein sehr guter CEO."

Mintzlaff gibt damit keine Bewertung über Horners Verhalten gegenüber seiner persönlichen Assistentin ab - eine Angelegenheit, die wohl ihres dazu beigetragen hat, dass Adrian Newey gekündigt hat. Und eine Angelegenheit, die Toto Wolff und Helmut Marko, die Feinde von früher, zusammengebracht hat.

Das spricht Wolff im Interview mit Sky jetzt erstmals ganz unverblümt aus: "Am Ende des Tages sind wir Österreicher und halten zusammen, auch wenn da zwischenzeitlich gestritten wird." Und: "Wir haben eine gemeinsame ganz starke Meinung zu verschiedenen Umständen, die es in den letzten Monaten gegeben hat."

Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass Wolff mit den "verschiedenen Umständen", zu denen beide eine "gemeinsame starke Meinung" haben, zwei Dinge meinen könnte: erstens die "Horner-Affäre". Und zweitens die Tatsache, dass Verstappen ein von Christian Horner geführtes Red-Bull-Team unter Umständen verlassen will ...