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Branson: Es wird kein Kopf rollen
Der Virgin-Boss im Interview über das Problem mit dem zu kleinen Tank sowie die kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Ziele des neuen Rennstalls
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was war Ihre erste Reaktion, als Sie mit dem Problem der Größe des Tanks konfrontiert wurden?"
Richard Branson: "F*** me! Wir wussten, dass das Auto entwickelt wurde, um die Limits weiter zu verschieben. Und ich wusste auch, dass wir sechs Monate Zeit hatten, um dieses Auto auf die Beine zu stellen, und dass es hartnäckige Probleme geben würde. Ich denke, dass man eine Vielzahl an Autos finden würde, die auf diesem Gebiet am Limit sind."
© Virgin
Richard Branson ist Abenteurer und das ist auch in der Formel 1 nicht anders
"Aber wir mussten wegen des spezifischen Redesigns, das wir vornehmen müssen, zur FIA gehen. Auf Basis dessen, was man mir sagte, gibt es eine Vielzahl an Teams, die stellenweise etwas vom Limit zurücknehmen müssen, weil es ein neues System ist. Ich mag falsch liegen, und vielleicht trifft es nur uns, aber das wurde mir gesagt."#w1#
"Und einige der anderen Teams können an der Situation mit ihrem Tank arbeiten, wohingegen wir einen neuen benötigen. Ich denke, dass wir mit dem derzeitigen Tank in der Lage sind, eine gute Leistung zu zeigen, und wir sollten sicherlich in der Lage sein, das Rennen zu beenden. Aber das heißt nicht, dass wir nicht andere Probleme haben werden, denn das Auto ist ein brandneues Auto."
"Es ist so oder so keine perfekte Situation, aber dies ist Teil der Herausforderungen, wenn man ein Team von null auf aufbaut. Wenn Toyota Probleme haben kann, dann darf auch eine brandneue Firma ein paar zähe Probleme haben."
Frage: "Sie sind also ein wenig entspannter darüber, als dies ein paar andere Teams gewesen wären. Ein Team wie Ferrari hätte vielleicht jemandem für einen Anfängerfehler wie diesen den Laufpass gegeben..."
Branson: "Ich denke nicht, dass dies ein Anfängerfehler ist. Ich habe Abschriften von Ferrari und anderen gehört, die in der Pressekonferenz über Tanks gesprochen haben. Ich denke, dass es klar ist, dass es nicht einfach ist, es absolut richtig hinzubekommen. Schließlich versucht man, die Geschwindigkeit, das Gewicht und die Form des Tanks zu optimieren. Besonders dann, wenn man ein brandneues Team ist."
"Ich denke, dass alle um diesen Tisch herum wissen, dass es Nick Wirth geschafft hat, ein Auto hinzubekommen, welches das schnellste der neuen Autos ist. Aber es gibt ein Problem hier, für das wir ein paar Rennen benötigen, um es zu beheben. Das wird es dem Auto ermöglichen, etwas Trainingszeit zu erhalten, denn den neuen Autos wurde so wenig Trainingszeit gegönnt. Während der nächsten fünf Rennen werden wir mehr und mehr über das Auto lernen."
"Es hat uns zudem nichts gekostet. Ich habe ein oder zwei Artikel gelesen, die ausgesagt haben, dass dies eine Menge Geld gekostet hat. Aber das hat uns überhaupt nichts gekostet. Es wird das Problem des Lieferanten sein, der zugestimmt hat, ihn zu überarbeiten, das wird das Team also nichts kosten. Natürlich hätten wir es vorgezogen, wenn es nicht passiert wäre, aber solche Dinge passieren, und das ist die Formel 1. Es ist die Geburt eines neuen Teams und selbst die erfahrensten Teams haben Probleme, selbst die erfahrensten Automobilhersteller haben Probleme."
¿pbvin|512|2532|virgin|0|1pb¿Frage: "Werden als Konsequenz dennoch Köpfe rollen?"
Branson: "Natürlich nicht. Manche Artikel haben das ein wenig arg vereinfacht dargestellt. Wie viel Benzin wollen wir, also lasst uns einen Tank dafür bauen? Bei einem Formel-1-Auto steckt wesentlich mehr dahinter. Man möchte die Geschwindigkeit maximieren und den Benzintank gerade richtig hinbekommen."
"Es könnte sein, dass man es genau richtig hinbekommen hat, aber um auf Nummer sicher zu gehen, hat das Team um den FIA-Erlass gebeten. Wir glauben, dass andere Teams am Limit sind, aber da könnt Ihr sie fragen."
Frage: "Aber fügt die Affäre dem Namen Virgin nicht einen Schaden zu?"
Branson: "Ich denke nicht. Der Name Virgin ist ein Synonym des Experimentierens und des Ausprobierens von Dingen. Leute, als wir das erste Mal probierten, den Atlantik in einem Schiff zu überqueren, da sagten die Leute, dass es sich negativ auf die Virgin-Unternehmen auswirken wird, wenn das Schiff sinkt."
"Nun, das Schiff sank, und wir kehrten zurück und waren das nächste Mal erfolgreich. Ich denke, dass die Marke Virgin in ihrer Geschichte eine herausfordernde Underdog-Marke war, und das wird so weitergehen. Schlussendlich werden wir es richtig hinbekommen, aber auf dem Weg dorthin wird es zähe Probleme geben."
Frage: "Vor einem Jahr sind Sie nach Melbourne gekommen und haben als Sponsor von Brawn sofort gewonnen. Nun haben sie so sehr zu kämpfen..."
Branson: "Wir sind vom ersten auf den letzten Platz zurückgefallen. Ich habe immer akzeptiert, dass dies das wahrscheinliche Szenario ist. Ich habe immer gesagt, dass wir das schnellste der neuen Teams sein wollen, und dass es noch eine lange Saison ist."
"Wir werden sehen, wie die Saison verläuft. Aber wir werden von hier an eine Menge Spaß haben, und Teil des Spaßes ist es, die Herausforderung anzunehmen, die Probleme in den Griff zu bekommen. Dies ist ein kleines Problem, das wir in den Griff bekommen werden."
Frage: "Nick hat gesagt, dass sich das Reglement verändert hat im Vergleich zu der Zeit, als er begann, das Auto zu entwickeln. Dies ist ein Problem, das die Formel 1 schon seit langer Zeit hat. Herrscht diesbezüglich Frustration?"
Branson: "Er wollte das Auto so früh wie möglich fertig haben, und das hat er geschafft. In der Konsequenz haben ein paar Dinge den Horizont verschoben. Wenn du ein Auto in den letzten paar Monaten baust, hast du in Bezug auf dieses Problem einen Vorteil, im Gegensatz wenn du es sechs Monate zuvor gebaut hast. Das bringt der Sport mit sich und wir sind diesbezüglich nicht über den Sport frustriert."
Frage: "Standen Sie kurz davor, Brawn GP zu kaufen?"
Branson: "Ja. Aber wir haben es nicht getan. Es gab einen Zeitpunkt, da kamen wir der Sache sehr nah. Aber es passierte nicht."
Frage: "Wäre es ein kleines Sonderangebot gewesen?"
Branson: "Wir hatten vergangenes Jahr das Sonderangebot unseres Lebens, wir beschweren uns also nicht. Und ich blicke nicht zurück, ich liebe es, nach vorn zu schauen. Wir werden den Prozess des Aufbaus eines neuen Teams genießen, mit all den Höhen und den Tiefen, die man durchmacht, wenn man ein neues Team aufbaut."
Frage: "Welche Auswirkungen hatte das Team auf die Marke Virgin während der kurzen Zeit, seitdem es das Team gibt?"
Branson: "Wir haben eine Menge Beachtung erhalten, und ich denke, dass der Großteil der Leute, die diesen Sport verfolgen, realisieren, dass es ein harter Sport ist, Virgin hat sich dieser harten Herausforderung gestellt. Wir hätten einen großen Scheck ausstellen können, um weiterhin ein Team wie Brawn zu sponsorn, oder wir hätten darin involviert sein können, ein neues Team zu starten, was meiner Meinung nach schlussendlich aufregender ist. Seinen eigenen Weg von hinten zu bauen und nach vorn zu kommen ist spannender, als mit Brawn Dritter oder Vierter in der Meisterschaft zu sein. Wir sind glücklich, diese Herausforderung anzunehmen."
Frage: "Führt dies dazu, dass sie Ihre Ziele im Hinblick auf die Meisterschaft verändern?"
Branson: "Wir hoffen nach wie vor, dass wir das beste der neuen Teams sind, und wir werden natürlich mehr herausgefordert. Wenn wir dieses Problem gelöst bekommen, dann wissen wir, dass wir ein schnelles Auto haben - wir haben ja schließlich kein Hydraulik-Problem oder ein Getriebe-Problem. Ein paar Dinge müssen einfach für uns laufen. Es wird auch interessant sein zu sehen, wie alle anderen Teams Leistung zeigen."
Frage: "Sie haben gesagt, dass Sie vom Ende bis zur Spitze kommen müssen. Aber was ist, wenn dies nicht passiert? Haben Sie sich einen Zeitrahmen gesetzt, bis wann Sie es geschafft haben müssen?"
Branson: "Ich hoffe, dass Virgin noch eine lange Zeit ein Auto sein wird. Wir sind nicht der Besitzer des Teams, es ist also nicht an uns, dies zu entscheiden, aber wir sind sehr involviert und wollen involviert bleiben. Wir genießen es."
Frage: "Die Marke Virgin ist jung und aufregend, aber die Formel 1 wurde nach Bahrain dafür kritisiert, langweilig zu sein. Wie beeinträchtigt das Sie?"
Branson: "Persönlich gab es in Bahrain ein paar aufregende Momente für uns, als Timo Lotus überholte war das aufregend. Und andere Leute hatten ebenfalls ihre guten Momente. Ich habe immer gesagt, dass der Sport umso besser sein wird, je aufregender wir diesen Sport machen können, je mehr Möglichkeiten es zum Überholen gibt, und dass wir die Budgets der Teams reduzieren müssen."
"Man muss daran erinnern, dass unser Budget 40 Millionen Pfund (rund 44,8 Millionen Euro) beträgt, wohingegen einige der anderen Teams 250 bis 300 Millionen Pfund (280 bis 336 Millionen Euro) ausgeben. Ich glaube nicht, dass die Milliarden Menschen, die den Sport verfolgen, ihn als langweilig empfinden. Ihr seid die Jungs, die darüber schreiben, aber ich bin mir nicht sicher, ob euch die Öffentlichkeit zwangsläufig zustimmt."