• 04.06.2001 13:06

Arbeitsverbot für Newey? - "Unglaubliche Schweinerei!"

Im Kampf um den Top-Designer Adrian Newey fährt Niki Lauda verbal und juristisch härtere Geschütze auf

(Motorsport-Total.com/sid) - Der Streit um "Superhirn" Adrian Newey zwischen den Formel-1-Teams McLaren-Mercedes und Jaguar beschäftigt nun sogar die Gerichte. Jaguar-Sportchef Niki Lauda kündigte am Pfingstmontag in einem Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst rechtliche Schritte an. "Wir haben unsere Anwälte eingeschaltet, ab Dienstag haben die Juristen das Wort", sagte der dreimalige Weltmeister und drohte mit Arbeitsverbot: "Wir werden dafür sorgen, dass Newey im nächsten Jahr nicht für McLaren-Mercedes arbeitet. Das wird viele hundert Millionen Dollar kosten." Mercedes wollte auf sid-Anfrage keinen weiteren Kommentar in dieser Angelegenheit abgeben.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda kämpt mit harten Bandagen gegen McLaren-Mercedes

Jaguar-Teamchef Bobby Rahal, der als enger Freund Neweys den vermeintlichen Wechsel eingefädelt hatte, kündigte in englischen Zeitungen an: "Wir werden auf jeden Fall durch die Instanzen des englischen Rechtssystems gehen. Ich habe mit Adrian sechs Monate lang verhandelt. Es ist Vertragsbruch, wir werden unsere Rechte verteidigen."

Lauda warf McLaren-Mercedes in der 'Welt am Sonntag' unseriöses Geschäftsgebaren vor. "Ich bin sehr erstaunt darüber, dass Newey
auch bei McLaren unterschrieben haben soll", sagte der Österreicher: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit Newey einen Vertrag gemacht hat, wohl wissend, dass er bereits einen gültigen Dreijahresvertrag bei uns unterschrieben hat."

Newey habe sich laut Lauda für den Vertrag bedankt, er sei sehr glücklich darüber gewesen. Der Österreicher lässt kein gutes Haar am Rivalen, vor allem Mercedes-Sportchef Norbert Haug und McLaren-Boss Ron Dennis bekommen ihr Fett weg. "Mercedes und Dennis tun immer so olympisch, so korrekt. Aber was sie jetzt gemacht haben, ist eine Frechheit", schimpfte der Jaguar-Sportchef in der 'Bild am Sonntag'.

Lauda versichert, dass Dennis den Vertrag mit Newey verlängert habe, obwohl er nach einem Telefonat mit ihm wusste, dass er zuvor bei Jaguar unterschrieben hat: "Eine unglaubliche Schweinerei, ein Richter wird das klären." Dem sid erläuterte der Österreicher seine Strategie: "Wir können Newey nicht zwingen, für uns zu arbeiten, aber man kann verhindern, dass er das für andere tut."

Beide Rennställe behaupten, gültige Verträge mit dem englischen Star-Konstrukteur zu besitzen. Zwölfmal wurden Neweys Rennautos in der Formel 1 Weltmeister, der 42-Jährige gilt als der "Schumacher der Ingenieure". Nachdem Jaguar die Verpflichtung Neweys ab August 2002 bereits verkündet hatte, folgte prompt das Dementi der Konkurrenz.

Aus dem McLaren-Firmensitz in Woking hieß es, dass Newey seinen zum August 2002 auslaufenden Vertrag um drei weitere Jahre bis 2005 verlängert habe. Dafür soll der Engländer nach Angaben der Bild am Sonntag 40 Millionen Mark kassieren, bei Jaguar hätte er angeblich 52,6 Millionen in drei Jahren verdient. Der Umworbene entschuldigte sich für die Verwirrung, nannte alles ein Missverständnis und schwor dem bisherigen Arbeitgeber die Treue: "Ich freue mich, weiter für McLaren zu arbeiten. Dort wartet eine interessante Aufgabe auf mich."