Erster Grand Prix der Motorsport-Geschichte, längstes Rennen aller Zeiten und vier Todesfälle auf sieben Strecken
Frankreichs Formel-1-Historie ist eine wechselvolle: Auf den ersten Grand Prix der Motorsport-Geschichte folgt das längste Rennen aller Zeiten, es gibt aber auch vier Todesfälle auf insgesamt sieben Strecken ...
Nicht Großbritannien, sondern Frankreich ist die Wiege des Grand-Prix-Sports: Am 26. Juni 1906 findet in Dieppe in der Normandie ein erstes Rundstrecken-Rennen als Teil einer Serie mit Gesamtwertung - also der erste Große Preis überhaupt - statt. 32 Wagen sind am Start und es geht um 45.000 Franc, dem Gegenwert von 13 Kilogramm Gold.
Nach dem ersten Weltkrieg gibt es im weitgehend zerstörten Frankreich kaum Rennen, doch ab den Zwanzigerjahren werden an später legendären Orten wie Le Mans, Le Castellet, Pau, Dijon-Prenois, Rouen-Les-Essart und Magny-Cours wieder Rennen auf öffentlichen Straßen gefahren. Der Mythos Bugatti wird geboren.
Als 1950 die Formel 1 in ihre erste Saison geht, ist auch Frankreich mit von der Partie. In Reims-Gueux in der Champagne siegt Juan Manuel Fangio (Alfa Romeo) in dem nach Wegstrecke längsten je von der Formel 1 bestrittenen Rennen: 500,160 Kilometer, zurückgelegt in 2:57:58,8 Stunden.
Eine der knappsten Zielankünfte der Historie gibt es 1954 ebenfalls in Reims, als sich Fangio (Mercedes) mit 0,1 Sekunden Vorsprung (dem knappsten damals messbaren Unterschied) gegen seinen Teamkollegen Karl Kling durchsetzt. Das Chaos-Rennen beenden nur sechs von 22 Teilnehmern.
Der Grand Prix 1955 wird aufgrund der Le-Mans-Tragödie kurz zuvor (es sind bei einem Unfall 83 Zuschauer und der Rennfahrer Pierre Levegh gestorben) abgesagt. Er geht trotzdem in die Geschichte ein, weil sich Mercedes in der Folge aus allen seinen Motorsport-Aktivitäten zurückzieht.
Als 1958 der Italiener Luigi Musso (Ferrari) bei einem Unfall stirbt, bestreitet Fangio in Reims sein letztes Formel-1-Rennen. Der angehende Weltmeister Mike Hawthorn (Ferrari) überrundet den Argentinier in einem veralteten Maserati kurz vor Schluss, lässt ihn aus Respekt aber wieder passieren.
1967 ist die Formel 1 zum ersten und einzigen Mal zu Gast in Le Mans. Der Kurs gefällt aber weder Fahrern noch Organisatoren und man geht auf Abstand.
Ein Jahr später markiert der Unfalltod von Jo Schlesser (Honda), der in seinem Auto verbrennt, auch das Aus für Reims. Es geht 1971 erstmals nach Le Castellet, wo Sicherheit an oberster Stelle steht. Doch im Jahr darauf gibt es noch einen Abstecher in die Michelin-Stadt Clermont-Ferrand ...
... wo Helmut Marko in seinem BRM von einem von Emerson Fittipaldi (Lotus) aufgewirbelten Stein am Helm getroffen wird. Er durchschlägt das Visier und kostet den Österreicher sein linkes Auge sowie seine Karriere. In Frankreich soll fortan nicht mehr auf öffentlichen Straßen gefahren werden.
In Dijon-Prenois kommt es 1979 zu einem der größten Zweikämpfe: Rene Arnoux (Renault) wird von Gilles Villeneuve (Ferrari) in einem rundenlangen Rad-an-Rad-Duell niedergekämpft. Der Kanadier spricht von seiner "besten Erinnerung an den Grand-Prix-Sport" und Jean-Pierre Jabouille landet für Renault den ersten Sieg mit Turbomotor.
Alain Prost (Renault) holt 1981 den ersten seiner 51 Formel-1-Siege und läutet eine goldene Ära für Frankreich ein. Im Folgejahr belegt die "Grande Nation" die ersten vier Plätze, doch es kommt zu einem Eklat. Arnoux soll eine Renault-Teamorder pro Prost missachtet haben. Die Stimmung ist fortan vergiftet.
Auch auf dem so sicheren Circuit Paul Ricard kommt es zu einem Todesfall: 1986 übersteht Elio de Angelis einen Testunfall in seinem Brabham (Ursache ist wohl ein gebrochener Heckflügel) bei 300 km/h leicht verletzt. Doch die Rettung dauert zu lange, ein Hubschrauber fehlt. Das Auto fängt Feuer und er erstickt im Rauch.
1988 und 1990 landet Prost zwei denkwürdige Siege: Erst überholt er McLaren-Teamkollege und Erzfeind Ayrton Senna, ...
... dann verhindert er für Ferrari eine Sensation durch die lange führenden Lleyton-House-Piloten Ivan Capelli and Maurizio Gugelmin, die von einem gigantischen Startunfall profitiert haben. Sie hatten sich für den Grand Prix zuvor nicht einmal qualifiziert.
In Magny-Cours sorgt Michael Schumacher (Ferrari) 2002 für den frühesten Titelgewinn eines Fahrers in der Geschichte. Am 21. Juli und nach nur elf von 17 WM-Läufen ist dem Kerpener seine fünfte Krone nicht mehr zu nehmen.