Sensationelle Aufholjagden, unverzeihliche Fehler und schwere Unfälle: Die Highlights aus 78 Jahren Grand Prix von Ungarn
Erstmals wird ein Grand Prix von Ungarn bereits 1936 ausgetragen. Am 21. Juni verfolgen rund 100.000 Zuschauer das Rennen auf einer engen, verwinkelten Strecke im Nepliget-Park in Budapest. Alle Mercedes-Fahrzeuge fallen aus und Alfa-Romeo-Pilot Nuvolari gewinnt souverän vor den Fahrern der Auto Union. Der Lauf zählte damals allerdings noch nicht zur ausgetragenen Europameisterschaft. Erst 50 Jahre später wurde es ein offizieller Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft.
1986 findet dann der erste Grand Prix von Ungarn auf dem Hungaroring in Mogyorod, in der Nähe von Budapest statt. Es ist das elfte Rennen der Formel-1-Saison. Mit diesem Rennen fährt die Formel 1 das erste Mal in einem der Ostblockstaaten.
Am 13. August 1989 gelingt Nigel Mansell im Ferrari eine einmalige Leistung. Von Startplatz zwölf aus gewinnt er das Rennen - und da soll noch einmal jemand behaupten, auf dem Hungaroring könne man nicht überholen.
Auch 1990 sorgt der Grand Prix von Ungarn wieder für ein ungewohntes Bild. Es ist das einzige Mal in der Saison, dass kein McLaren oder Ferrari auf Pole steht. Stattdessen ist dort mit dem Belgier Thierry Boutsen ein Williams-Faher, der das Rennen nach 77 Runden auch vor Senna und Piquet gewinnt.
1991 fährt Bertrand Gachot im Dienste von Jordan mit 1:21.547 Minuten erstmals die schnellste Rennrunde eines Grand Prix und damit auch die erste für das Team Jordan. Doch dieser Erfolg nutzt ihm nichts. Wegen einer Auseinandersetzung mit einem Taxifahrer wandert Gachot ins Gefängnis, beim nächsten Rennen in Spa sitzt ein gewisser Michael Schumacher im Jordan.
Im Williams fährt "Il Leone", der Löwe Nigel Mansell 1992 in Ungarn seinen ersten und einzigen Titel ein. Ihm reicht dafür ein zweiter Platz hinter Ayrton Senna. Mansell gewinnt den Titel bereits im elften von 16 Rennen und stellt damit einen Rekord auf, der erst zehn Jahre später von einem Deutschen gebrochen werden sollte - Michael Schumacher.
Ein Jahr später würgt Alain Prost seinen Motor beim Start zur Einführungsrunde ab und muss vom letzten Startplatz ins Rennen gehen. Das nutzt Damon Hill auf dem zweiten Startplatz und führt das Rennen von Beginn an. Prost, der sich bis auf den vierten Rang nach vorn gekämpft hat, muss wegen eines kaputten Heckflügels an die Box. Mit sieben Runden Rückstand auf seinen Teamkollegen Hill nimmt er das Rennen aber wieder auf. Hill gewinnt am Ende seinen ersten Grand Prix, vor Patrese und Berger.
1997 kann Damon Hill die Bridgestone-Reifen bei großer Hitze im Qualifying nutzen und fährt mit seinem Arrows bis auf Platz drei. Im Rennen führt Damon Hill dann sogar souverän. Doch in der letzten Runde hat Hill einen Getriebeschaden und kann nur noch um den Kurs zuckeln. Jacques Villeneuve im Williams überholt ihn daraufhin und gewinnt vor Hill und Johnny Herbert im Sauber. Trotzdem ist es das beste Saison-Ergebnis für den Briten und sein Team.
2001 gewinnt Michael Schumacher das Rennen in Ungarn vor seinem Teamkollegen Rubens Barrichello und David Coulthard. Es ist Schumachers 51. Sieg in der Formel-1. Damit hat der Deutsche zu diesem Zeitpunkt den Rekord von Alain Prost eingestellt und sich den vierten WM-Titel gesichert, den zweiten in Folge mit Ferrari. Außerdem gewinnt das Team mit dem Doppelsieg von Schumacher und Barrichello ebenfalls vorzeitig die Konstrukteursmeisterschaft.
Zwei Jahre später erstrahlt in Ungarn ein neuer Stern am Formel-1-Himmel. Sein Name: Fernando Alonso. Bereits im Qualifying sichert sich Alonso die erste Position. Und auch im Rennen gibt sie der Spanier nicht mehr ab und gewinnt mit 22 Jahren als bis dato jüngster Fahrer ein Rennen. Außerdem ist er der erste Spanier überhaupt, der ein Formel-1-Rennen gewinnen kann.
2006 ignoriert Michael Schumacher am Hungaroring im Training eine rote Flagge und überholt trotzdem. Doch auch sein Konkurrent Fernando Alonso erlaubt sich zwei Fehler und verursacht eine gefährliche Situation mit Robert Dornboos und überholt unter Gelb. Beide erhalten deswegen im Qualifying eine 2-Sekunden-Strafe und gehen von den Startplätzen 11 (Schumacher) beziehungsweise 15 (Alonso) ins Rennen. Der Spanier startet eine furiose Aufholjagd, scheidet aber mit zwei losen Radmuttern aus. Schumacher fällt auf Platz zwei mit defekter Radaufhängung aus. Jenson Button gewinnt seinen ersten Grand Prix, vor Pedro de la Rosa und Nick Heidfeld.
Im Jahr Eins nach Schumacher gibt es Streit im Team von McLaren. Alonso behindert seinen Teamkollegen Lewis Hamilton auf seiner letzten fliegenden Runde im Qualifying und bekommt deswegen die Pole-Position aberkannt und wird fünf Plätze nach hinten versetzt. Alonso startet zwar noch eine Aufholjagd, kommt aber nur auf Platz vier. Hamilton gewinnt souverän.
Im selben Rennen feiert ein Fahrer Premiere in einem Nachwuchs-Team. Sebastian Vettel geht das erste Mal für Toro Rosso an den Start und wird am Hungaroring immerhin beachtlicher Sechzehnter.
2008 kann Heikki Kovalainen seinen ersten Sieg feiern. Damit reiht er sich als vierter Finne in die Sieger-Bücher der Formel 1 ein. Insgesamt ist Kovalainen auch noch der 100. Sieger in der Geschichte der Formel 1. Außerdem steht der zweitplatzierte Timo Glock erstmals in seiner Formel-1-Karriere auf dem Podium. Dritter wird Kimi Räikkönen.
2009 kommt ein junger Mann in die Formel 1, der dem Baby-Boom die Krone aufsetzt. Mit 19 Jahren und 125 Tagen wird Jaime Alguersuari der bis dahin jüngste Formel-1-Starter in der Geschichte. Er bricht damit den 29 Jahre alten Rekord von Mike Thackwell. Der Neuseeländer war bei seinem ersten Start beim Grand Prix in Kanada 1980 genau 19 Jahre und 154 Tage alt.
Im zweiten Abschnitt des Qualifyings in Ungarn wird Felipe Massa im Ferrari nach Ablauf der Zeit von einer etwa 800 Gramm schweren Metallfeder getroffen. Das Teil hatte sich von dem vor ihm fahrenden Brawn von Rubens Barrichello gelöst. Mit rund 240 km/h trifft die Feder Massa am Helm. Der Brasilianer verliert kurz das Bewusstsein und fährt frontal in die Reifenstapel. Der Ferrari-Fahrer erleidet eine schwere Gehirnerschütterung. Außerdem muss ihm ein Knochensplitter aus der linken Augenhöhle entfernt werden. Massa qualifizierte sich zwar für den dritten Qualifyingabschnitt. Da er daran aber nicht mehr teilnehmen kann, entscheidet die Rennleitung, die nachfolgenden Fahrer jeweils um einen Platz aufrücken zu lassen.
2010 kann Dauerbrenner Rubens Barrichello sein 300. Rennwochenende in Ungarn feiern. Weil er aber in Imola 1994 nach einem schweren Unfall nicht antreten konnte, und 1999 in Spanien und 2008 in Melbourne disqualifiziert wurde, muss er noch drei Rennen warten, bevor er auch den 300. Rennstart voll macht.
2012 verursacht ausgerechnet der erfahrendste Fahrer im Feld ein kleines Chaos. Rekordweltmeister Michael Schumacher stellt sich nach der Einführungsrunde auf den 19. statt auf den 17. Startplatz. Weil er denkt, dass dadurch eine fünfminütige Pause entsteht, macht Schumacher den Motor aus. Doch diese Pausen-Regel gibt es seit 2006 nicht mehr. Schumacher wird in die Boxengasse geschoben und nimmt sein Rennen von dort auf.
2013 kann erneut Lewis Hamilton von der obersten Stufe des Treppchens in Ungarn winken. Der Brite gewinnt sein erstes Rennen für Mercedes.
Im Folgejahr ist Mercedes zwar dominant, erlebt allerdings ein verkorkstes Rennen. Nach einem Brand im Qualifying muss Hamilton von hinten starten und dreht sich in der ersten Runde. Dennoch kommt er als Dritter noch auf das Podest, weil ihn der chaostische Rennverlauf nach vorne spült. Den Rennsieg feiert Daniel Riccardo (Red Bull) vor Fernando Alonso (Ferrari).
Verrückt ist es auch 2015: Weil sich die Mercedes schon in der ersten Runde berühren und durch Strafen, Plattfüße und Kollisionen weit nach hinten fallen, können andere auf dem Podium stehen. Daniil Kwjat darf als Zweiter hinter Vettel seine erste Champagnerzeremonie begehen. Youngster Max Verstappen (Toro Rosso) erstaunt mit Rang vier.
2016 gibt es ein weiteres Kapitel im "Krieg der Sterne". Nico Rosberg fährt trotz doppelt geschwenkter gelber Flaggen auf Pole. Die Rennleitung spricht ihn nach einer Untersuchung frei. Erst danach wird bekannt, dass Lewis Hamilton seinen Teamkollegen bei den Rennkommissaren "angeschwärzt" hat.