Formel 1 in den USA: Austin, Dallas, Detroit, Indianapolis, Las Vegas, Long Beach, Phoenix, Riverside, Sebring, Watkins Glen
1959, als das Indy 500 zum vorletzten Mal zur Formel-1-WM zählt, betritt man parallel erstmals neuen US-Boden: Auf dem Flugplatzkurs in Sebring im Bundesstaat Florida wird am 12. Oktober der erste Grand Prix der USA ausgetragen. Das Rennen ist das Saisonfinale 1959. Sieger: Der Neuseeländer Bruce McLaren, der mit seinem Cooper mit der Startnummer 9 von Startplatz zehn ins Rennen ging.
Auch 1960 findet das Formel-1-Saisonfinale in den USA statt, diesmal im kalifornischen Riverside. Stirling Moss ist mit seinem Lotus mit der Startnummer 5 nicht zu schlagen. Der Brite gewinnt vor Teamkollege Innes Ireland und Bruce McLaren (Cooper).
1961: Zum dritten Mal in Folge geht die Formel-1-Saison in den USA zu Ende. Als Austragungsort fungiert ein weiterer neuer Kurs: Die Berg-und-Talbahn von Watkins Glen im Bundesstaat New York. Dem Briten Innes Ireland (Lotus) gelingt beim diesem Rennen der einzige Grand-Prix-Sieg seiner Karriere. Auf dem Foto ist Ireland vor Graham Hill (BRM) zu sehen, der das Rennen auf Platz fünf beendet.
Während in Sebring und Riverside nur je einmal gefahren wurde, etabliert sich Watkins Glen als Bühne für den Grand Prix der USA. Die Formel-1-Legenden Jim Clark, Graham Hill und Jackie Stewart tragen sich in den Jahren 1962 bis 1968 in die Watkins-Glen-Siegerliste ein. Am 6. Oktober 1969 schlägt die große Stunde von Jochen Rindt: Der in Mainz geborene Österreicher erringt den ersten seiner insgesamt sechs Grand-Prix-Siege. Mit dem Lotus-Piloten auf dem Podium stehen Piers Courage (Brabham) und John Surtees (BRM).
Als die Formel 1 ein Jahr später, am 4. Oktober 1970, erneut in Watkins Glen gastiert, ist Vorjahressieger Rindt bereits nicht mehr am Leben. Der tödliche Crash in der Parabolica von Monza liegt gerade einmal vier Wochen zurück, als der junge Brasilianer Emerson Fittipaldi am Steuer des Lotus von Rindt in Watkins Glen gewinnt. Es ist der erste Grand-Prix-Sieg für "Emmo". Rindt wird am Saisonende posthum Weltmeister.
1973 schlägt der Tod auch in Watkins Glen zu: Francois Cevert, der 1971 an gleicher Stelle seinen einzigen Grand-Prix-Sieg errang, verliert im Qualifying in der berüchtigten Esses-Passage die Kontrolle über seinen Tyrrell mit der Startnummer 6. Beim Aufprall auf die Leitplanke zieht sich der 29-jährige Franzose tödliche Kopfverletzungen zu. Teamkollege und Weltmeister Jackie Stewart, für den der US-Grand-Prix 1973 das 100. und letzte Rennen seiner Karriere hätte werden sollen, verzichtet aus Respekt vor Cevert auf einen Start. Trauriger Sieger des Rennens: Ronnie Peterson (Lotus).
Nur zwölf Monate nach Ceverts Tod kommt Helmut Koinigg am 6. Oktober 1974 bei einem an Tragik kaum zu überbietenden Crash in Watkins Glen ums Leben. Aufgrund eines Aufhängungsdefekts an seinem Surtees kommt der Österreicher in der Haarnadelkurve von der Strecke ab. Die Leitplanke ist nicht ordnungsgemäß montiert. Der untere Teil der Planke gibt nach, während der obere intakt bleibt und Koinigg enthauptet. Das Foto zeigt den nur 25 Jahre alt gewordenen Österreicher beim Grand Prix von Kanada, den er zwei Wochen vor seinem Tod auf Platz zehn beendete.
Trotz zweier tödlicher Unfälle innerhalb von nur zwölf Monaten bleibt Watkins Glen bis 1980 im Formel-1-Kalender. Ab 1976 gibt es parallel ein zweites Rennen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Den Grand Prix USA-West in Long Beach. Die Formel-1-Premiere auf dem kalifornischen Stadtkurs, der durch seine abenteuerliche Streckenführung mit erheblichen Steigungen und Gefällen besticht, gewinnt Ferrari-Pilot Clay Regazzoni. Vier Jahre später allerdings wird Long Beach für den charismatischen Schweizer zum Schicksal. In der 51. Runde des ...
... Grand Prix der USA-West 1980 versagen am Ensign von Regazzoni am Ende des Shoreline Drive die Bremsen. In der Queens-Haarnadel schießt der Bolide mit der Startnummer 14 geradeaus, trifft erst den gestrandeten Brabham von Ricardo Zunino, anschließend mehrere Reifenstapel und schließlich eine Betonmauer. Regazzoni überlebt, bleibt infolge des Unfalls aber von der Hüfte abwärts gelähmt und ist für den Rest seines Lebens (Tod am 15. Dezember 2006 bei einem Verkehrsunfall in Italien) auf den Rollstuhl angewiesen.
Triumph und Tragödie liegen wie so oft in der Formel 1 eng beieinander. Während die Rennfahrerkarriere Regazzonis am 30. März 1980 aufgrund des folgenschweren Unfalls in der Queens-Haarnadel endet, erringt der Brasilianer Nelson Piquet, der es im Verlauf seiner Karriere auf drei WM-Titel bringt, den ersten seiner insgesamt 23 Grand-Prix-Siege. Mit dem Brabham-Piloten auf dem Long-Beach-Podium: Riccardo Patrese (Arrows) als Zweiter und Piquets Landsmann Emerson Fittipaldi, für den dieser dritte Platz der letzte Besuch auf einem Formel-1-Podium ist. Zum Saisonende zieht sich "Emmo" aus dem Grand-Prix-Sport zurück und geht anschließend jahrelang erfolgreich in der IndyCar-Serie an den Start.
1981: Long Beach bleibt weiter Bestandteil des Formel-1-Kalenders und auch nach dem Abschied von Watkins Glen gibt es weiterhin zwei US-Rennen. Der neu hinzugekommene Schauplatz ist der wenig attraktive Hotelparkplatz des Caesars Palace in Las Vegas. Williams-Pilot Alan Jones, der am 15. März den Saisonauftakt in Long Beach gewonnen hatte, triumphiert auch am 17. Oktober beim Saisonfinale in der Wüstenmetropole. Nur ein weiteres Mal, 1982, gastiert die Formel 1 in Las Vegas. Michele Alboreto (Tyrrell) gewinnt, anschließend gastiert die IndyCar-Serie zwei Jahre lang auf dem Gelände des Caesars Palace.
Die Formel 1 betritt derweil einmal mehr neuen US-Boden. Ab 1982 wird auf dem Stadtkurs in Detroit gefahren.
Die Saison 1984 steht bezogen auf die US-Historie der Formel 1 im Zeichen einer weiteren Veränderung. Nachdem inzwischen auch der kalifornische Stadtkurs von Long Beach in den Kalender der IndyCar-Serie gewandert ist, findet des zweite US-Rennen neben Detroit (Sieger Nelson Piquet) in Dallas statt. Es bleibt jedoch ein einmaliges Gastspiel. In Erinnerung bleibt Dallas vor allem aufgrund seiner drückenden Hitze und der daraus resultierenden Auflösungserscheinungen des Asphalts. Keke Rosberg (Williams) gewinnt die texanische Tortur, während ...
... dem zum ersten Mal in seiner Karriere von der Pole-Position gestarteten Nigel Mansell die Hitze derart zu schaffen macht, dass er kurz vor Rennende kollabiert. Sein Lotus hatte wenige Meter vor der Ziellinie aufgrund eines Getriebeschadens den Geist aufgegeben. Beim Versuch, das Auto ins Ziel zu schieben, bricht Mansell zusammen und muss medizinisch behandelt werden.
Während Dallas die Formel 1 nur ein einziges Mal empfängt, hält sich Detroit bis 1988 im Kalender. In den letzten drei Jahren ist der Stadtkurs in der "Motor City" die Domäne von Ayrton Senna. Nachdem der Brasilianer 1986 am Steuer des schwarzen Lotus-Renault mit Hauptsponsor John Player Special gewonnen hatte, siegt er im darauffolgenden Jahr im Gelb des neuen Geldgebers Camel und mit Honda-Motor im Heck. Der Sieg markiert den letzten in der Geschichte des originalen Lotus-Teams. Sennas 1988er-Detroit-Sieg erfolgt in Diensten von McLaren.
Nachdem auch Detroit ab 1989 Bestandteil des IndyCar-Kalenders ist, schlägt die Formel 1 für drei Jahre in Phoenix ihre Zelte auf. Alain Prost (McLaren) gewinnt am 4. Juni 1989 die Erstauflage des Rennens im Betonkanal im US-Bundesstaat Arizona. In den Jahren 1990 und 1991 fungiert Phoenix als Saisonauftakt. In besonderer Erinnerung bleibt das legendäre Duell um den Sieg 1990 zwischen dem etablierten McLaren-Star Ayrton Senna und dem jungen Jean Alesi im Tyrrell. Senna setzt sich schließlich durch und gewinnt im Jahr darauf auch den vorerst letzten Grand Prix der USA, bevor die Vereinigten Staaten jahrelang von der Formel-1-Bildfläche verschwinden.
Das Comeback des US-Grand-Prix steigt am 24. September 2000 auf dem Indianapolis Motor Speedway. Michael Schumacher (Ferrari) gewinnt den ersten Formel-1-Auftritt am Brickyard. WM-Rivale Mika Häkkinen (McLaren-Mercedes) erleidet einen der bittersten Motorschäden seiner Karriere.
Wenige Wochen nach den Terroranschlägen des 11. September fährt die Formel 1 unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Indianapolis. Viele Teams (im Bild Jaguar) gedenken der Opfer. Das Sportliche wird zur Nebensache. Häkkinen feiert den letzten Sieg seiner Grand-Prix-Karriere.
2002 dominiert Schumacher in Indianapolis, führt 68 von 73 Runden an, doch der Sieg geht im Zuge eines kuriosen Finishs an Ferrari-Teamkollege Rubens Barrichello. Nachdem Schumacher ausgangs der letzten Kurve vom Gas gegangen war, zieht Barrichello vorbei, bevor auch er den Fuß vom Gas nimmt. Mit einem Vorsprung von 0,011 Sekunden kreuzt der Brasilianer die berühmte geziegelte Ziellinie dennoch denkbar knapp als Sieger.
2005: Weil im Training die Michelin-Reifen reihenweise platzen, biegen die Michelin-Teams nach der Aufwärmrunde an die Box ab. Der Skandal ist perfekt. Unter Buhrufen des Publikums feiert Schumacher seinen einzigen Saisonsieg. Insgesamt gehen nur sechs Autos an den Start.
2007 gibt Sebastian Vettel am Steuer eines BMW-Sauber sein Grand-Prix-Debüt. Dieses beendet der 19-jährige Deutsche direkt auf Platz acht und damit in den Punkterängen. Was für Vettel der Beginn einer großen Karriere ist, markiert für Indianapolis das Ende der Formel-1-Ära. Ab 2008 gastiert die Königsklasse nicht mehr in den USA.
Doch nach vier Jahren Pause kehrt der Grand Prix der USA auf die Formel-1-Landkarte zurück. Am 18. November 2012 wird erstmals auf dem brandneuen Circuit of The Americas vor den Toren von Austin gefahren.
Lewis Hamilton fixiert in Austin 2015 den dritten WM-Titel seiner Karriere, greift dafür aber zu harten Bandagen. Sein Abdrängen von Nico Rosberg in der ersten Kurve sorgt nach dem Rennen für Diskussionen - und zu einem Zwischenfall, der als "Cap-gate" Schlagzeilen macht.