Formel 1 im Wüstensand: Die Höhepunkte aus 13 Jahren Formel 1 in Bahrain - Vom Hitzerrennen zum Nacht-Grand-Prix
Wir schreiben das Jahr 2004, als die Formel 1 in eine neue Welt eintaucht: Erstmals findet ein Grand Prix in Arabien statt. Das Besondere an der von Hermann Tilke gebauten Strecke: Sie wurde direkt in die Wüste gepflanzt. Die Hitze wird für Fahrer und Material zur großen Herausforderung ...
Auch der Sand macht den Piloten auf dem Bahrain International Circuit rund 30 Kilometer vor den Toren der Stadt Manama regelmäßig zu schaffen. Besonders zu Beginn des Wochenendes ist die Strecke meist "grün" und rutschig, wie auch Michael Schumacher gleich im ersten Training feststellen muss.
Doch im Debütjahr ist es der Deutsche, der am Ende einen kühlen Kopf behält und sowohl die erste Qualifikation wie auch das erste Rennen in Bahrain gewinnt - vor Ferrari-Teamkollege Rubens Barrichello und dem starken Jenson Button im BAR. Gefeiert wird (natürlich) mit Granatapfel-Rosenwasser, denn Alkohol ist im Königreich verboten. Auch das ist bis zum Debüt des Abu-Dhabi-Grand-Prix einzigartig im Formel-1-Kalender.
2005 schlägt die Stunde von Renault. Der Sieg Fernando Alonsos ist der dritte im dritten Rennen für die Franzosen. Zweiter wird Jarno Trulli (Toyota), Dritter Kimi Räikkönen (McLaren). Dessen Teamkollege heißt übrigens Pedro de la Rosa, nachdem sich Juan-Pablo Montoya "beim Tennis" verletzt hat. Böse Zungen sagen: Motocross.
Ein Jahr später feiert Bahrain einmalig Premiere als Auftakt statt Australien. Das Rennen gibt einen Vorgeschmack auf den Saisonverlauf. Nach dem letzten Boxenstopp spitzt sich das Duell zwischen Fernando Alonso und Michael Schumacher zu. Auf dem Weg in Kurve 1 liegen beide Seite an Seite, bevor sich der Spanier schließlich durchsetzt.
Zu den Debütanten an diesem Tag gehört neben Yuji Ide (Super Aguri) und Scott Speed (Toro Rosso) auch ein gewisser Nico Rosberg (Williams). Der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg feiert in Bahrain seinen Formel-1-Einstand - und wie! Der Wahlmonegasse sichert sich mit Platz sieben in seinem ersten Rennen gleich die ersten Punkte - und sogar die schnellste Rennrunde!
2007 und 2008 wird Bahrain zur großen Felipe-Massa-Show. Der Brasilianer fährt mit seinem Ferrari zweimal in Folge als Sieger über die Ziellinie und beweist, dass er aus dem großen Schatten des mittlerweile zurückgetretenen Michael Schumacher treten kann. Einmal lässt Massa dabei Lewis Hamilton im Rückspiegel verzweifeln, einmal hält ihm Kollege Kimi Räikkönen den Rücken frei.
Das Sinnbild des Pechs ist damals Sebastian Vettel. Zu Saisonbeginn 2008 fällt der Toro-Rosso-Pilot viermal in Folge aus. Bahrain ist eines von drei Rennen, in denen der Heppenheimer nicht einmal die erste Runde übersteht. Nach einer Kollision mit einem Force India raucht sein Bolide gewaltig. Er kann nicht weiterfahren.
Ein Jahr später schafft es Vettel als Zweiter zumindest auf das Podium, doch die Show wird ihm zu Saisonbeginn eindeutig von einem Mann gestohlen: Jenson Button. Der Brite war nach dem Honda-Rückzug beinahe arbeitslos, doch das Märchen von Brawn ist unvergessen: In der Wüste von Sachir gewinnt Button bereits sein drittes Saisonrennen (von vier) und lässt noch drei weitere sogleich folgen. Auch Befürchtungen, sein Mercedes-Motor könnte die Hitze nicht überstehen, widerlegt er eindrucksvoll.
2010 richtet der Grand Prix zum zweiten Mal nach 2006 den Saisonauftakt aus, den vor allem einer in guter Erinnerung behalten wird: Fernando Alonso. Der Spanier fährt lange Zeit hinter Sebastian Vettel her und sieht wie der sichere Zweite aus. Doch die Defekthexe schlägt am Red Bull zu: Eine defekte Zündkerze sorgt dafür, dass Vettel die Spitze ziehen lassen muss und noch auf Rang vier zurückfällt. Am Ende ist es ein Ferrari-Doppelsieg.
Er ist wieder da: Michael Schumacher feiert im gleichen Rennen nach drei Jahren sein Comeback, allerdings ist er nicht mehr im gewohnten Rot der Scuderia unterwegs - der Rekord-Weltmeister trägt jetzt Silber. Sein Auftritt im ersten Rennen kann sich dabei durchaus sehen lassen: Der Kerpener wird im Rennen Sechster, nur knapp hinter Teamkollege Nico Rosberg.
Doch Bahrain zeigt sein unrühmliches Gesicht: Eigentlich sollte ein Jahr später erneut der Saisonauftakt auf der Wüsteninsel über die Bühne gehen, doch die politische Situation sorgt dafür, dass das Rennen abgesagt werden muss: Der Formel 1 ist es zu gefährlich, sich auf den Weg nach Manama zu machen - die Strecke bleibt leer.
Komplett aus Bahrain zurückziehen will sich die Königsklasse allerdings nicht: Schon ein Jahr später schickt Bernie Ecclestone den Tross wieder in das Land, um dort seine große Show abzuhalten. Von Seiten des Königshauses versichert man den Beteiligten, dass keine Gefahr für die Veranstaltung bestünde - ein paar Fernsehanstalten treten die Reise aber dennoch nicht an.
Auch zwei Mitarbeiter Force Indias reisen ab: Sie werden am Mittwochabend in einen Zwischenfall verwickelt, bei dem ein Molotow-Cocktail in der Nähe des Teambusses explodiert. Das Team verzichtet auf das zweite Freien Training, weil man seine Crew nicht im Dunkeln nach Hause fahren lassen möchte.
Ach ja, gefahren wird auch noch: 2012 und 2013 präsentiert sich dasselbe Podium in Bahrain: Sebastian Vettel als Sieger vor Kimi Räikkönen und Romain Grosjean. Vettels Siege sind zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so überzeugend wie im späteren Verlauf der jeweiligen Saisons.
2014 erlebt die Wüste von Bahrain bei der Flutlicht-Premiere eine epische Schlacht der beiden Silberpfeil-Piloten. In einem beinharten Zweikampf ringt Lewis Hamilton seinen Teamkollegen Nico Rosberg nieder. Dritter wird in einem spannenden Grand Prix überraschend Sergio Perez im Force India.
Schrecksekunde für Esteban Gutierrez. Nach einer Kollision mit Pastor Maldonado überschlägt sich der Sauber das Mexikaners. Gutierrez übersteht den spektakulären Unfall aber unbeschadet.
Auch 2015 heißt der Sieger Lewis Hamilton. Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg und Ferrari-Pilot Sebastian Vettel sorgen im Kampf um Rang zwei dahinter für spektakuläre Bilder. Der lachende Dritte - beziehungsweise Zweite - heißt am Ende allerdings Kimi Räikkönen, der mit Platz zwei sein bestes Ergebnis der gesamten Saison einfährt.