Vor dem direkten Sprung in die Formel 1 steht derzeit keine Pilotin. Doch welche Fahrerinnen haben die besten Chancen? Wir analysieren die 30 Top-Anwärterinnen.
Sophia Flörsch (18/GER): Durch ihren Horrorunfall in Macao wurde die bayrische Formel-3-Pilotin, deren Vater Alexander Flörsch ebenfalls Rennen fuhr, weltberühmt. Kann sie die Bühne nutzen? In der Formel 4 fuhr Flörsch regelmäßig in die Top 10 und erkämpfte zwei Podestplätze, in die Formel 3 stieg sie wegen des Abiturs mit Verspätung ein.
Jamie Chadwick (20/GBR): Die Britin, deren älterer Bruder Ollie auch Rennen fährt, stellte zwei Rekorde auf: Als erste Frau holte sie 2015 den britischen GT-Titel, dieses Jahr siegte sie in der einst renommierten britischen Formel 3. Auch im Winter bleibt sie mit Siegen in der MRF-Challenge und dem Formel-E-Test auf der Erfolgswelle.
Sabre Cook (24/USA): Die Tochter eines Motocross-Fahrers, die Maschinenbau studiert und 2019 im Zuge eines Stipendiums beim Renault-Formel-1-Team mitarbeiten wird, will in die IndyCar-Serie. Sie wird bereits von der Serie gefördert und fuhr zuletzt in der amerikanischen Formel 4.
Marylin Niederhauser (23/SUI): Die ehemalige Formel-4-Pilotin wurde im KTM-X-Bow GT4-Mitteleuropacup-Vizemeisterin und ist zufällig mit dem gleichnamigen GT-Piloten Patric Niederhauser liiert. Gemeinsam siegten sie bei den GT4-Rennen in Most.
Tatiana Calderon (25/COL): Die Tochter eines Kia-Händlers aus Bogota wurde von Landsmann Juan Pablo Montoya inspiriert und fuhr dieses Jahr in der GP3 regelmäßig in die Top 10. Zudem ist sie Sauber-Testerin in der Formel 1. Keine Frau ist derzeit der Königsklasse so nahe wie die Kolumbianerin.
Michelle Gatting (24/DEN): Die Ex-Teamkollegin von Kevin Magnussen, die in der dänischen Formel-Ford-Meisterschaft 2011 Dritte wurde, fährt seit 2015 in ihrer Heimat Tourenwagenrennen. Und das durchaus erfolgreich: 2016 feierte sie als erste Frau in der dänischen Meisterschaft einen Sieg. 2018 wurde sie mit Jan Magnussens Team Dritte.
Laura Kraihamer (27/AUT): Die jüngere Schwester von Le-Mans-Pilot Dominik Kraihamer hat sich als Langstrecken-Pilotin etabliert und so einen KTM-Werksvertrag ergattert. Da sie nebenbei im Marketing arbeitet, ist die Doppelbelastung enorm, sie überzeugte aber in der Nacht beim 24-Stunden-Klassiker auf der Nordschleife bei Nebel und Regen.
Fabienne Wohlwend (21/LIE): Die Liechtensteiner Bankkauffrau wurde dieses Jahr in der europäischen Ferrari-Challenge Vizemeisterin, siegte als erste Frau in der Serie und gewann das Weltfinale in der Amateur-Wertung. Davor trat sie in der italienischen Formel 4 und im Audi-TT-Cup an.
Carrie Schreiner (20/GER): Die Ex-Formel-4-Pilotin holte 2018 als erste Frau bei einem Lamborghini-Markenpokal den Titel und teilt sich das Auto mit Sebastian Vettels Bruder Fabian. Sie sprang beim Formel-E-Test für Flörsch ein. Vater Frank Schreiner fuhr auch Rennen und steht hinter der der etablierten Tischtennis-Marke Donic.
Marta Garcia (18/ESP): Die FIA-Academy-Kartmeisterin galt bereits als die Hoffnung für die Formel 1 und wurde 2017 ins Renault-Förderprogramm aufgenommen, aber nach einer enttäuschenden Formel-4-Saison war schon wieder Schluss. 2018 wechselte sie - auch aus finanziellen Gründen - zurück ins Kart und hofft auf die W-Series.
Stephane Kox (24/NED): Die Tochter von Langstrecken-Legende Peter Kox studiert Jura und spricht fünf Sprachen. Und sieht ihre Zukunft auf der Langstrecke: Schon in Jahr 1 nach dem Kartsport holte sie den belgischen BMW-M235i-Cup-Titel, später siegte sie bei diversen Langstreckenrennen in Zolder und Zandvoort. Und saß im LMP3-Boliden.
Courtney Crone (17/USA): Die Ex-Speedway-Fahrerin, deren Vater einen Rennstall besitzt, will in die Fußstapfen von Danica Patrick treten und in der Indy-Car-Serie erfolgreich sein. 2018 gewann sie neun von 14 Rennen der Formel-Speed-Klasse in der US-Serie Formula Car Challenge. Jetzt kämpft sie um ein Mazda-Indy-Stipendium.
Michelle Halder (19/GER): Die Meßkircherin, die eine Ausbildung zur Mediengestalterin macht und deren älterer Bruder Mike Halder ebenfalls den ADAC-TCR-Cup bestreitet, wechselte 2018 vom Formelsport zu den Tourenwagen. Mit Erfolg, denn sie schafft es in Most bereits einmal auf das Podest - als erste Frau.
Angelique Germann (27/GER): Die Büromanagement-Kauffrau betreibt seit vier Jahren Motorsport und ist die einzige Starterin im Remus-Formel-3-Cup. 2016 holte sie dort auf dem Lausitzring als erste Frau den Sieg. In der Privatier-Serie fuhr sie auch gegen ihren Vater - und hatte meist die Nase vorne.
Natalie Decker (21/USA): Sie stammt aus einer Schneemobil-Rennfahrerfamilie und fuhr dieses Jahr die zweite Saison in der ARCA-Serie, einem Sprungbrett in die NASCAR. Beim Saisonauftakt holte sie die Pole, am Ende kam sie auf Rang sieben in der Gesamtwertung. 2019 plant sie ihr Debüt in der NASCAR-Truckserie.
Rahel Frey (32/SUI): Die Formel-3-Cup-Siegerin und Ex-DTM-Pilotin (einmal Platz sieben) ist Audi-Werksfahrerin und hat sich im Langstreckensport einen Namen gemacht: Sie hat bereits zwei Siege im ADAC-GT-Masters und einen Sieg im Audi-R8-LMS-Cup vorzuweisen und unterstützt zudem als Mentorin Frauen im Motorsport.
Hailie Deegan (17/USA): Die Tochter von X-Games-Motocross-Star Brian Deegan fuhr zuerst Off-Road-Rennen, schrieb aber dieses Jahr als erste Rennsiegerin in der NASCAR-Pro-Series-West Geschichte. 2018 wurde sie in der Serie, die als Sprungbrett für die Top-Klassen dient, zudem "Rookie of the Year".
Mikaela Ahlin-Kottulinsky (26/SWE): Die Ex-Freundin von Max Verstappen stammt aus einer wahren Rennfahrer-Dynastie: Ihr adeliger Großvater Freddy Kottulinsky gewann 1980 die Rallye Dakar, und auch die Eltern bestritten EM- und WM-Rallyes. Ahlin-Kottulinsky siegte im VW-Scirocco-Cup und 2018 in der schwedischen Tourenwagenmeisterschaft.
Christina Nielsen (26/DEN): Zwei Klassentitel in der IMSA-Serie als erste Frau, dazu zwei Mal Platz sechs bei den 24 Stunden von Le Mans: Die Marketing-Studentin gilt als starke GT-Pilotin. Dabei hat die Tochter von Rennfahrer Lars-Erik Nielsen viel durchgemacht: Mentor Allan Simonsen und Ex-Kollege Sean Edwards verunglückten tödlich.
Amna Al Qubaisi (18/VAE): Die Tochter von Le-Mans-Routinier Khaled Al Qubaisi gilt als erste Rennfahrerin der Vereinigten Arabischen Emirate und in ihrer Heimat als Vorreiterin. Sie stieg 2018 mit Prema in die Formel 4 auf und testete in Riad für Virgin Formel E. Sie könnte Symbolfigur für die Gleichstellung der Frau im Islam werden.
Carmen Jorda (30/ESP): Die ehemalige Lotus-Entwicklungspilotin war jahrelang Stammgast im Formel-1-Fahrerlager. Dabei sind ihre letzten Einsätze auch schon lange her: Von 2012 bis 2014 fuhr sie drei Jahre lang in der GP3. Abgesehen von einem 13. Platz in Spanien war ihr Highlight in 44 Rennen Rang 17.
Vivien Keszthelyi (17/HUN): Die Ungarin, die UNICEF unterstützt und auch den Hubschrauber-Führerschein besitzt, wird von Audi gefördert. 2017 fuhr sie im Audi-TT-Cup die ersten Punkte überhaupt für ihre Heimat ein, 2018 wurde sie mit Platz zwei im Audi-R8-LMS-Cup als erste Frau Vizemeisterin in einem internationalen GT4-Cup.
Gosia Rdest (25/POL): Die polnische Späteinsteigerin (erst mit 16), die neben ihrer Rennkarriere Journalismus studiert, gilt als "Wirbelwind". Sie fuhr 2016 einen Podestplatz im Audi-TT-Cup ein, 2017 wurde sie Dritte bei den 24 Stunden von Dubai, und dieses Jahr siegte sie im Phoenix-Audi-R8 beim GT4-Europacup auf dem Nürburgring.
Simona de Silvestro (30/SUI): Mit Platz drei in Houston fuhr die Schweizerin 2013 nach Sarah Fischer und Danica Patrick als dritte Frau bei den IndyCars aufs Podest. Nach einem Sauber-Formel-1-Test wechselte sie zu den V8-Supercars nach Australien. Beim Formel-E-Test in Riad war sie in Susie Wolffs Team die schnellste Frau.
Caitlin Wood (21/AUS): Im Windschatten ihres Bruders begann sie mit dem Motorsport und wurde von Ex-Formel-1-Pilot Tomas Enge für das Nachwuchsprogramm des Reiter-Teams ausgewählt. Sie setzte sich im KTM-X-Bow durch und fuhr 2017 im Lamborghini in der Blancpain-Serie auf das Podest. Ziel: der Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans!
Beitske Visser (23/NED): Die Tochter des niederländischen Tourenwagenpiloten Klaas Visser wurde 2010 Kart-Europameisterin. Nach Siegen in der Formel ADAC nahm sie Red Bulls Juniorteamchef Helmut Marko auf - allerdings nur für ein Jahr. Dafür ist sie nun BMW-Juniorin und erhielt beim Formel-E-Test eine Chance. Ihr Ziel? die DTM.
Pippa Mann (35/GBR): Die Indy-500-Veteranin (sieben Starts) ist Rekordhalterin: Als erste Frau schaffte sie 2017 im "Nudeltopf", als sie 17. wurde, einen Rundenschnitt von über 230 mph (ca. 370 km/h). Ihre IndyCar-Highlights sind zwei 13. Plätze. 2018 scheiterte sie an der Indy-500-Quali, sorgte aber mit ihrer Formel-W-Kritik für Wirbel.
Katherine Legge (38/GBR): Die Ex-DTM- und -IndyCar-Pilotin (1x Top 10) brachte ihre vielleicht besten Leistungen in der US-Serie IMSA, in der sie mit dem Deltawing um Podestplätze fuhr (2016 in Daytona als Führende abgeschossen) und dieses Jahr in der GT-Wertung Platz zwei holte. In Riad testete sie für Mahindra Formel E.
Tasmin Pepper (28/RSA): Die Südafrikanerin stammt aus einer wahren Rennfahrerfamilie - Vater Iain Pepper ist Teamchef und in seiner Heimat VW-Polo-Cup-Legende. Pepper selbst betreibt Motorsport, seit sie fünf Jahre alt ist, und wurde 2018 im Team des Vaters im Polo-Cup Vizemeisterin.
Lilou Wadoux (17/FRA): Mit 14 Jahren begann die junge Französin mit dem Kartsport, ein Jahr später wechselte sie in den französischen Peugeot-Markenpokal und überraschte dort bald mit Platzierungen im Vorderfeld und Podestplätzen. Jetzt peilt sie die TCR-Serie an.
Vor dem direkten Sprung in die Formel 1 steht derzeit keine Pilotin. Doch welche Fahrerinnen haben die besten Chancen? Wir analysieren die 30 Top-Anwärterinnen.