Auf den ersten Blick wirkt der Red Bull RB16 nicht sehr innovativ, doch Giorgio Piola und Matthew Somerfield beweisen in ihrer Analyse das Gegenteil!
Das wohl auffälligste Merkmal des RB16 ist seine neu gestaltete Frontpartie mit der Nasenspitze, in die gleich mehrere Öffnungen eingelassen sind. Ganz neu ist dieser Ansatz nicht: Red Bull hat bereits in den vergangenen Jahren mit einem solchen "Schnorchel" gearbeitet.
2020 ist die Nasenspitze breiter und flacher gehalten, außerdem mündet sie nicht mehr direkt in die Frontpartie dahinter, sondern spaltet sich in diverse Öffnungen auf. Red Bull will sich die Luft zunutze machen, um die aerodynamische Effizienz des Fahrzeugs zu optimieren, zum Beispiel mithilfe des sogenannten S-Schachts.
Insgesamt ist die Frontpartie des RB16 schmaler gehalten als beim Vorgängerauto. Hinzu kommt zu beiden Seiten eine Cape-Vorrichtung, wie sie vor Jahren von Mercedes eingeführt wurde. Das Prinzip ist das gleiche wie beim Silberpfeil: Die anströmende Luft wird mittels der nach unten gerichteten Cape-Bauteile unter das Auto gelenkt.
Die schmalere Nase hat es den Designern zudem gestattet, neue Aufhängungspunkte für die vorgeschriebenen TV-Kameras zu finden, in einem aus aerodynamischer Sicht günstigeren Bereich der Frontpartie.
Neu sind die beiden kleinen "Hörner" zu beiden Seiten der S-Schacht-Öffnung auf der Fahrzeugoberseite. Damit will Red Bull den dort austretenden Luftstrom gezielt nach hinten leiten.
Rein konzeptionell hat sich im Bereich der Luftleitbleche und Windabweiser vor den Seitenkästen nur wenig getan. Allerdings wurden die entsprechenden Teile an die nun deutlich schmaleren und kompakteren Seitenkäste angepasst. Der dortige Lufteinlass ist jetzt kleiner und die Seitenkästen an sich sind noch stärker eingezogen.
Anhand der veränderten Motorhaube wird klar, wie viel Mühe sich Red Bull gegeben hat, den Antrieb und alle weiteren Motorenkomponenten noch platzsparender im Auto zu verstauen. Das Ergebnis ist eine überaus schlanke Taille für den RB16, mit sicherlich positiven Folgen für die aerodynamische Gesamtleistung des Fahrzeugs.
Am hinteren Ende des Cockpits finden sich zwei kleine Finnen, wie sie einst Marussia in die Formel 1 eingeführt hat. Am RB16 helfen diese senkrecht stehenden Teile, den vom Halo kommenden Luftstrom gezielt hin zum Heck zu leiten. Ergänzt wird dieses Ensemble durch ein kleines Winglet direkt unterhalb der Airbox.
Besonders spannend wird es dann an der Hinterachse, wie diese Grafik von Giorgio Piola verdeutlicht. Red Bull hat den unteren Querlenker (1) angehoben, um mehr Platz für den Luftstrom hin zum Diffusor zu haben. Außerdem werden so die Winglets unterhalb der Bremshalterung besser angeströmt.
Der untere Querlenker sitzt nun übrigens beinahe auf gleicher Höhe wie die Antriebswelle, die eine aerodynamische Verkleidung erhalten hat (2). Ebenfalls angehoben wurde der obere Querlenker (3). Auch diese Maßnahme dient der direkten Anströmung aerodynamisch sensibler Oberflächen rund um die Bremshalterung.
Im Heckbereich hat Red Bull die Kühlöffnung deutlich weiter nach unten ausgerichtet als bei seinen bisherigen Fahrzeugen, was vielleicht auch der hohen Aufhängung geschuldet ist - und dem Wunsch, dass hier besser mit dem Unterboden und dem Diffusor interagiert werden soll.
Keine Änderungen gibt es an der Auspuffkonfiguration mit einer großen Röhre und zwei kleinen Röhren, die direkt darüber angebracht sind und leicht nach oben in Richtung Heckflügel zielen.
Interessant: Red Bull setzt 2020 auf eine doppelte Heckflügelhalterung, nicht mehr auf eine einfache Haltestrebe. Das könnte Auswirkungen auf das geplante Design der Flügelprofile haben.