Von der besten weiblichen Kartsportlerin zur Formel-1-Hoffnung der Frauen: Die Karriere der Susie Wolff
Susie Wolff hängt ihren Helm an den Nagel. Die 32-jährige Schottin gibt für das Saisonende 2015 ihren Rücktritt vom aktiven Motorsport bekannt. Lange Zeit galt Wolff als heißeste Kandidatin für eine weibliche Pilotin in der Formel 1, doch die letzte Hürde zur Stammpilot zu nehmen, gelang ihr nicht. Wir zeigen euch die spannende Karriere von Susie Wolff in unserer Fotostrecke.
Als Susie Stoddart geboren, zeigt sie schon in ganz frühen Jahren, dass sie anders ist als andere Mädchen. Ihr Interesse gilt dem Motorsport, den sie bereits seit frühester Kindheit ausübt. Gegen die männliche Konkurrenz hat sie zwar ganz zu Beginn etwas Angst, doch je öfter sie im Kart sitzt, desto mehr Spaß macht es ihr. Sie bleibt am Ball und fährt bald erste Erfolge ein.
Ab 1996 wird sie viermal in Folge zur weiblichen Kartsportlerin des Jahres in Großbritannien ernannt und darf sich 2000 schließlich beste weibliche Kartsportlerin der Welt nennen. In der Zwischenzeit sammelt Stoddart Erfahrung in diversen Meisterschaften und feiert in Schottland sogar erste Titel. Bei der größeren Konkurrenz in Großbritannien reicht es zwar nicht ganz für die Spitze, doch gegen die männliche Konkurrenz behauptet sie sich achtbar.
Im Alter von 18 Jahren wechselt sie in den Formelsport, wo sie 2001 an der Formel-Renault-Winterserie teilnimmt. Im Jahr darauf folgt in der Britischen Formel Renault ihr Debüt in der ersten vollständigen Rennserie, wo sie das Jahr auf Platz 18 beendet. Dem lässt sie noch zwei weitere Jahre in der Serie anschließen, in denen sie insgesamt vier Mal auf dem Podium steht und 2003 Gesamtfünfte wird.
Sie wird vom British Racing Drivers' Club zum aufstrebenden Star des Jahres ernannt und steht auch im Finale um den prestigeträchtigen Award als McLaren Autosport Young Driver of the Year. Stoddard steigt in die Britische Formel 3 auf, wo sie nach einer Knöchelverletzung allerdings nur zwei Punkte einfahren kann. Es ist auch das vorläufige Ende ihrer Formelsport-Karriere.
Denn plötzlich findet sich die Pilotin aus Oban in der DTM wieder. Mercedes beruft sie in das Mücke-Team, wo sie in einem zwei Jahre alten Boliden allerdings kaum Chancen zum Glänzen hat. Schnell wird sie als Marketing-Gag abgetan, weil sie zusammen mit wechselnden Audi-Damen zumeist im Hinterfeld der Tourenwagen-Serie unterwegs ist und nur um die weibliche Vorherrschaft kämpft.
Erst in ihrer fünften DTM-Saison kann sich Stoddart in die Punktelisten eintragen. Auf dem EuroSpeedway Lausitz und beim zweiten Rennen in Hockenheim fährt die Persson-Pilotin jeweils auf Platz sieben und bekommt jeweils zwei Zähler dafür. Mit vier Punkten landet sie am Ende der Saison 2010 auf dem 13. Gesamtrang - es sollten ihre einzigen Zähler in der DTM bleiben.
Denn sowohl 2011 und 2012 bleibt sie erneut ohne Punkte, obwohl sie in ihrer letzten Saison sogar erstmals aktuelles Material bekommt. Am Ende des Jahres beendet die Schottin ihre DTM-Karriere und wechselt in die Formel 1.
Der Schlüssel zur ihrer Anstellung bei Williams ist Toto Wolff, den sie im Oktober 2011 heiratet und dessen Namen sie annimmt. Wolff ist zu diesem Zeitpunkt Teilhaber beim Williams-Team und bringt sie als Entwicklungspilotin im Traditionsrennstall unter. Schnell schürt sie die Hoffnungen auf eine weibliche Formel-1-Pilotin und bald darf sie auch ihre ersten Meter in einem echten Formel-1-Boliden fahren.
Zusammen mit Maria de Villota gilt Wolff damals als erste neue Vertreterin für Frauen in der Königsklasse. Beide setzen sich für Frauen im Motorsport ein, doch de Villota erlebt selbst einen Schicksalsschlag, als sie bei Testfahrten für Marussia verunglückt und ein Jahr später an den Folgen verstirbt. Somit ist Wolff die einzige verbleibende Frauenhoffnung.
Susie Wolff kommt zunächst bei den sogenannten Young-Driver-Tests zum Einsatz, darf bald aber auch an den "normalen" Testfahrten für Williams ins Lenkrad greifen. Am 4. Juli 2014 wird sie beim Freien Training in Silverstone die erste Frau seit Giovanna Amati 1992, die an einem offiziellen Formel-1-Wochenende im Einsatz ist - aufgrund eines Problems am Auto kommt sie allerdings nicht weit.
Doch schon beim nächsten Wochenende in Hockenheim ergibt sich für sie die nächste Gelegenheit. Vor der Saison 2015 wird ihre Rolle dann noch einmal erweitert, und sie wird zur offiziellen Testfahrerin ernannt. In Barcelona und Silverstone darf sie noch einmal am Freitagstraining teilnehmen, doch Aussichten auf einen Stammplatz gibt es eigentlich nie. Am 4. November 2015 gibt sie schließlich ihren Rücktritt vom aktiven Motorsport bekannt.
Ihren letzten Auftritt hat Wolff am 20. und 21. November 2015 beim Race of Champions in London. Bereits im Vorjahr ist sie auf Barbados Teil des illustren Kreises und zieht mit David Coulthard sogar ins Finale des Nationencups ein. Dem Motorsport will sie nach ihrer aktiven Karriere erhalten bleiben.
Von der besten weiblichen Kartsportlerin zur Formel-1-Hoffnung der Frauen: Die Karriere der Susie Wolff