Welche Fahrer in der Formel-1-Geschichte besonders große WM-Rückstände im Titelkampf noch erfolgreich wettgemacht haben
2007 sieht es zwei Rennen vor Saisonende so aus, als könnte Lewis Hamilton gleich in seinem ersten Jahr Weltmeister werden. Doch in China versenkt er seinen McLaren in aussichtsreicher Position ausgerechnet in einem kleinen Kiesbett in der Boxeneinfahrt ...
Beim Finale in Brasilien streikt dann die Technik und Hamilton rollt nur auf Rang sieben über die Ziellinie. Weil Kimi Räikkönen (Ferrari) beide Rennen gewinnt, holt er die notwendigen 17 Zähler (von 20 möglichen) auf und wird mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister - vor dem punktgleichen McLaren-Duo Hamilton/Alonso!
2010 schafft Sebastian Vettel das scheinbar Aussichtslose: Weil sein Motor in Südkorea abraucht, hat der Heppenheimer zwei Rennen vor Schluss bereits 25 Zähler Rückstand. Zwar gewinnt er das folgende Rennen in Brasilien, doch in das Saisonfinale, bei dem noch vier Fahrer den Titel holen können, geht er nur als Dritter und Außenseiter.
Fernando Alonso (Ferrari) und Red-Bull-Teamkollege Mark Webber liegen eigentlich schon deutlich voraus und benötigen in Abu Dhabi nur ein halbwegs ordentliches Ergebnis. Doch weil sich Ferrari an der strategischen Fehlentscheidung bei Webber orientiert, feiert Vettel den ersten Titel - ohne vorher je die Führung gehabt zu haben.
Der berühmteste Vierkampf der Formel-1-Geschichte: Ayrton Senna, Alain Prost, Nigel Mansell und Nelson Piquet kämpfen 1986 um die Krone. Besonders unter Druck steht Titelverteidiger Prost nach seiner Disqualifikation in Monza. Zwei Rennen vor Schluss hat der Franzose elf Punkte Rückstand auf Mansell (bei noch 18 zu vergebenen).
Gerhard Berger siegt in Mexiko, doch Mansell reicht in Adelaide schon ein dritter Platz, um erstmals Weltmeister zu werden. 19 Runden vor Schluss liegt der Williams-Pilot genau auf dieser Position, als sein linker Hinterreifen ohne Vorwarnung explodiert. Prost holt sich den Rennsieg und seinen zweiten Titel.
Drei Jahre zuvor hat der Franzose dafür Pech: Vier Rennen vor Saisonende liegt Prost komfortabel in Führung, doch weil er in den verbleibenden Rennen dreimal die Zielflagge nicht sieht (eine Kollision, zwei Defekte), geht der Titel 1983 an Nelson Piquet.
Natürlich darf auch die berühmteste Aufholjagd nicht fehlen, auch wenn diese unter besonderen Umständen zustandegekommen ist. Keiner zweifelte noch am Titel von Niki Lauda, als die Formel 1 am 1. August 1976 auf dem Nürburgring Station macht. Doch der legendäre Feuerunfall verändert alles.
Der Österreicher kämpft ums Überleben, verpasst aber nur zwei weitere Rennen! Doch im Endspurt schlägt die Vernunft bei Lauda zu: Bei fürchterlichen Bedingungen in Fuji stellt er seinen Ferrari freiwillig nach zwei Runden ab. James Hunt fährt weiter und holt mit Rang drei das nötige Ergebnis, um um einen Punkt Weltmeister zu werden.
Emerson Fittipaldi liegt 1974 drei Rennen vor Schluss hinter Clay Regazzoni, Jody Scheckter und Niki Lauda sogar nur auf Rang vier. Doch der Brasilianer nutzt das Ausfallpech der Konkurrenz und fährt mit den Rängen eins, zwei und vier noch zum Titel.
In der ersten Saisonhälfte 1964 handelt sich Ferrari-Pilot John Surtees einen großen Rückstand auf Graham Hill ein, den er nur mühsam aufholen kann. Beim Saisonfinale in Mexiko hat Surtees nur geringe Chancen, doch weil Hill Elfter wird und Ferrari Lorenzo Bandini in der letzten Runde zurückpfeift, holt er sich um einen Zähler die Krone.
Knapp vorbei: Beinahe hätte auch Damon Hill 1994 seinen Rückstand von 31 Punkten gutgemacht. Der Brite profitiert davon, dass Michael Schumacher zweimal disqualifiziert wird und für zwei Rennen gesperrt wird. Mit einem Zähler Rückstand geht er ins Finale nach Adelaide, doch nach einer Kollision ist Schumacher Weltmeister.