Carlos Sainz hat sich aus dem Schatten seines Vaters heraus bis in die Weltspitze gekämpft - Sein Weg vom Red-Bull-Junior bis aufs Formel-1-Podium
Am 1. September 1994 kommt Carlos Sainz Vazquez de Castro als Sohn von Rallyelegende Carlos Sainz und dessen Frau Reyes Vazquez de Castro in Madrid zur Welt. Sein Weg in den Motorsport scheint bei einem solch klingenden Namen vorprogrammiert. Wir blicken auf seinen Werdegang zurück!
Im Alter von sieben Jahren beginnt der Sainz-Spross mit dem Motorsport. Bis 2009 ist er in verschiedenen Kart-Klassen aktiv. In dieser Laufbahn fährt er mehrere Vize-Meistertitel ein. Der Umstieg in den Formelsport erfolgt 2010.
Doch schon vor seinem Formelsport-Debüt ist Sainz Gast im Formel-1-Fahrerlager. Durch seinen berühmten Vater erhält er schnell Zugang zur Motorsport-Weltelite. Auf dem Bild sind Vater und Sohn am Rande des Grand Prix von Europa 2009 in Valencia zu sehen.
2010 absolviert Sainz die europäische Formel BMW, außerdem fährt er sechs Rennen in der pazifischen Formel BMW und als Gaststarter auch Rennen in der europäischen F3-Open und der Formel Renault 2.0 Eurocup. Am Ende des Jahres nimmt er noch an der Winterserie der britischen Formel Renault teil.
In der europäischen Formel BMW gewinnt Sainz ein Rennen (in der pazifischen Formel BMW sogar zwei). Damit wird er am Ende des Jahres Gesamtvierter und bester Neueinsteiger. Schon in diesem frühen Stadium seiner Karriere zeigt Red Bull Interesse: Er wird ins Nachwuchsprogramm aufgenommen.
Im Folgejahr fährt Sainz in der nordeuropäischen Formel Renault und wird jüngster Meister der Geschichte. In 34 Rennen gelingen ihm 26 Podestplätze. Er entscheidet das Duell gegen Daniil Kwjat für sich. In der Formel Renault 2.0 wird er außerdem Vizemeister, und er startet als Gast in der Formel-3-Euroserie (Bild).
2012 tritt Sainz in der Formel-3-Europameisterschaft, in der britischen Formel 3 und der Formel-3-Euroserie an. Er belegt in den Gesamtwertungen die Ränge fünf, sechs und neun. Dennoch schafft er 2013 den Aufstieg in die GP3-Serie.
In der Nachwuchsserie schafft Sainz im Arden-Team nur einen Podestplatz (Rang drei in Spanien). In der Gesamtwertung wird er nur Zehnter, während Red-Bull-Rivale Kwjat den Meistertitel holt. Die Karriere des Spaniers scheint ein wenig ins Stocken zu geraten ...
... als Testfahrer von Red Bull erlebt Sainz im Juli 2013 aber auch ein Highlight: Beim Young-Driver-Test in Silverstone darf er im Toro Rosso STR8 und im Red Bull RB9 Platz nehmen und sein Formel-1-Debüt geben. Das scheint ihm Auftrieb zu geben.
2014 läuft es in der Renault-World-Series wieder rund. Unter den Fittichen der Nachwuchsschmiede DAMS kann Sainz an frühere Erfolge anknüpfen, er gewinnt sieben Rennen und den Meistertitel. Ein wichtiger Meilenstein und sein Sprungbrett in die Königsklasse.
Die Krönung folgt nach Saisonende: Beim Abu-Dhabi-Test darf Sainz erneut im aktuellen Red Bull RB10 Platz nehmen. Helmut Marko ist begeistert: "Da hat er gezeigt, dass er für die Formel 1 bereit ist." Das sollte aber nicht das letzte Highlight des Jahres werden ...
... denn am 29. November wird Sainz im Rahmen einer Pressekonferenz in Madrid offiziell als Toro-Rosso-Pilot für die Saison 2015 bekannt gegeben. "Formel 1 - ein Traum, der soeben wahr wurde", twittert der damals 20-Jährige stolz. Er wird Teamkollege von Max Verstappen.
Schon früh in der Saison zeichnet sich Zank bei den Jungbullen ab, die genauso ehrgeizig ihre Karriere verfolgen wie ihre Väter (Carlos Sainz und Jos Verstappen). Mehrmals geraten die beiden Jungspunde auf der Strecke aneinander, schließlich geht es um die Oberhand und einen möglichen Aufstieg ins A-Team.
Schock! Auf dem Sotschi-Autodrom verunfallt Sainz 2015 im Freien Training schwer. Sein STR10 schiebt sich unter die Tecpro-Barriere in die Leitplanke. Der Spanier wird ins Krankenhaus geflogen, kommt aber mit dem Schrecken unverletzt davon. Ein erster Dämpfer in seiner noch jungen Formel-1-Karriere.
Seine erste Formel-1-Saison beendet der Red-Bull-Junior mit sieben Punkteplatzierungen auf dem 15. WM-Rang. In der Endabrechnung hat er gegen Verstappen keine Chance: Der Niederländer wird WM-Zwölfter und stellt auf 49:18 in Punkten.
2016 muss Sainz schon nach vier Rennen einen weiteren Dämpfer verkraften: Verstappen wird in das Topteam befördert und gegen Kwjat ausgewechselt - er kommt nicht zum Zug. In seinem Heimrennen kann er mit Platz sechs aufzeigen, allerdings gewinnt der Niederländer bei seinem Red-Bull-Debüt in Barcelona auf Anhieb.
In seiner zweiten Saison kann sich Sainz mit insgesamt drei sechsten Plätzen steigern. Er wird in der WM-Wertung Zwölfter. Seinen Teamkollegen Daniil Kwjat hat er im Griff, er gewinnt das Duell mit 46:25 Punkten klar und deutlich. Zunächst bilden beide Piloten auch 2017 die Fahrerpaarung bei Toro Rosso.
Nach einer soliden ersten Saisonhälfte gelingt Sainz beim Grand Prix von Singapur 2017 eine Glanzleistung. Unter Flutlicht fährt er in den Häuserschluchten im STR12 auf den vierten Platz. Das beeindruckt nicht nur Franz Tost und Co. sondern auch die Konkurrenz ...
... und so kommt es, dass Sainz nach 16 Rennen zum Grand Prix der USA zu Renault wechselt und dort den Platz von Jolyon Palmer übernimmt. Es hat sich zuvor bereits abgezeichnet, dass er auf absehbare Zeit kein Cockpit im Red-Bull-Topteam erhalten würde. Daher das Leihgeschäft mit den Franzosen.
Gleich bei seinem ersten Einsatz in Austin fährt er mit Rang sieben in die Punkte, danach folgen allerdings zwei Ausfälle. Die Saison beendet er mit Renault auf dem neunten WM-Rang (54 Punkte). Auch für 2018 unterschreibt er als Red-Bull-Leihgabe bei Renault.
Sainz startet mit sieben Top-10-Ergebnissen in die ersten acht Rennen der Saison 2018. In einem chaotischen Baku-Rennen kann er den fünften Rang einfahren, sein bestes Ergebnis mit Renault. Im Duell gegen Teamkollege Nico Hülkenberg hat er aber nicht immer die Nase vorn ...
... Sainz beendet die Saison als WM-Zehnter, Hülkenberg wird starker WM-Siebter (53:69 Punkte). Schon am 16. August steht fest: Der Spanier wird Renault mit Saisonende verlassen und zu McLaren wechseln. Dort folgt er auf sein Idol Fernando Alonso nach (Bild aus dem Jahr 2013), der seine Karriere pausiert.
Nach einem verkorksten Saisonstart 2019 kommt Sainz mit McLaren - er hat sich von Red Bull endgültig losgelöst - in Fahrt. Mit zwei fünften Rängen in Deutschland und Ungarn beendet er die erste Saisonhälfte auf einem Hoch. Das britische Traditionsteam mausert sich zum Spitzenreiter im Mittelfeld.
Abseits der Rennstrecke ist der Spanier unter seinem Spitznamen "Chili" bekannt, die Schote hat er zu seinem Markenzeichen gemacht - diese ziert auch seinen Helm. Außerdem ist er mit seiner Gesangseinlage des Hits "Smooth Operator" in Ungarn zum Social-Media-Hit geworden - dabei wusste er zunächst gar nicht, was das heißt ("Schlawiner").
Das Highlight folgt gegen Saisonende: Sainz fährt im Grand Prix von Brasilien zunächst auf den vierten Platz. Doch da der Drittplatzierte, Lewis Hamilton, bestraft wird, erbt der Spanier den Podestplatz. 2019 beschließt er seine bislang erfolgreichste Formel-1-Saison mit 96 Punkten auf dem sechsten WM-Rang.
Am 14. Mai 2020 wird bekannt: Carlos Sainz wechselt 2021 zu Ferrari. Die Gerüchte haben sich zuvor verdichtet, nachdem Sebastian Vettel seinen Abschied verkündet hat. Der Spanier wagt damit den nächsten Karriereschritt. Er hat für zwei Jahre an der Seite von Charles Leclerc unterschrieben.
Und dort weiß er durchaus zu überraschen: In Monaco sichert er sich Rang zwei, holt im weiteren Saisonverlauf drei weitere Podestplätze und liegt in der Gesamtwertung als Fünfter am Ende sogar vor Leclerc - das hatten ihm vor der Saison nicht viele zugetraut.
In der Saison 2022 verliert Sainz das interne Ferrari-Duell gegen Leclerc nach zahlreichen Ausfällen und beendet die Saison erneut auf WM-Rang fünf. Es gibt allerdings ein großes Highlight: In Silverstone holt der Spanier seinen ersten Formel-1-Sieg!
2023 ist Sainz der Fahrer, der eine perfekte Red-Bull-Saison verhindert. Die Bullen gewinnen auf dem Weg zum überlegenen WM-Titel 21 der 22 Rennen, lediglich in Singapur grätscht der Spanier dazwischen. Das hilft ihm allerdings am Ende des Jahres nicht, denn noch vor der Saison 2024 wird bekannt, ...
... dass er bei Ferrari für 2025 durch Rekordweltmeister Lewis Hamilton ersetzt wird. Sainz muss sich neu orientieren und unterschreibt für die kommenden Jahre bei Williams. Von Ferrari verabschiedet er sich unter anderem mit einem weiteren Sieg in Melbourne. Sein dritter in der Formel 1.