Warum die Nordschleife nicht der längste Kurs ist, wo die meisten Grands Prix und die "One-Race-Wonder" stiegen
Die längste Strecke, die die Formel 1 jemals befuhr, ist nicht die 22,81 Kilometer lange Nordschleife des Nürburgring, sondern der dreiecksförmige Straßenkurs im italienischen Pescara. Die Bahn maß 25,8 Kilometer und verfügte über zwei extrem lange Geraden, die nur durch eine Kurve getrennt waren. In den Abruzzen gastierte die Königsklasse 1957 für einen zweiten Grand Prix in Italien.
Der kürzeste Kurs der Geschichte ist der Flugplatzkurs in Zeltweg mit genau 3,186 Kilometern und sechs Kurven. Der erste Österreich-Grand-Prix fand 1964 in der Steiermark nur einen Steinwurf entfernt vom heutigen Red-Bull-Ring statt und war ebenfalls ein "One-Race-Wonder".
Die meisten Rennen gab es in Monza, nämlich 64: Seit 1950 ist das Autodromo Nazionale immer Gastgeber gewesen. Mit einer Ausnahme: 1980 zog der Italien-Grand-Prix für ein Jahr nach Imola um, weil in der Lombardei die Bagger rollten und der Kurs saniert wurde.
Monaco war übrigens nur 61-mal im Kalender, da die Rundfahrt durch das Fürstentum von 1951 bis 1954 nicht auf dem Formel-1-Reiseplan stand.
Neben den erwähnten Ausfahrten in Pescara und Zeltweg gab es zehn weitere einmalige Gastgeber: Ain-Diab in Casablanca (1958), die Lissabonner Stadtrundfahrt namens Monsanto (1959, im Bild), Floridas Flugplatzkurs Sebring (1959),...
...die legendäre AVUS vor den Toren West-Berlins (1959),...
...Kaliforniens Riverside (1960, im Bild), die Bugatti-Variante der Traditionsrennbahn von Le Mans (1967),...
...Dallas mit seinem Fair-Park-Straßenkurs (1984), das britische Donington (1993, im Bild),...
...und natürlich die neue Strecke im russischen Sotschi, die aber noch häufiger Gastgeber spielen und ihren umstrittenen Schirmherrn unterhalten wird.
Meister des Comebacks (sieht man den planmäßig alternierenden Rennen ab) ist der Kurs in Spa-Francorchamps: Das "Gründungsmitglied" von 1950 war mehrfach gestrichen, schaffte aber siebenmal die Rückkehr und ist mit 7,004 Kilometern die längste Bahn des aktuellen Kalenders.
Fünfmal gab die Königsklasse ihr Comeback in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, zuletzt 1998 und jeweils auf dem Autodromo Juan y Oscar Galvez.
Viermal verschlug es die Formel 1 zurück nach Reims-Gueux: Die legendäre Bahn in der Champagne, die weitgehend über öffentliche Straßen führte, war 1950 erstmals im Kalender und kehrte zwischen 1953 und 1966 nach mehrfacher Abstinenz viermal zurück. In Frankreich wartete auf die Piloten ein Hochgeschwindigkeits-Mekka über 8,302 Kilometer, lediglich durch sechs Kurven gebremst - wobei einige davon den Namen "Kurve" gar nicht verdienten.
Barcelona ist die einzige Stadt, die an zwei Orten Gastgeber der Formel 1 war. Wesentlich weniger prominent als der Circuit de Catalunya - seit 1991 im Programm - ist die Strecke in Montjuic. 1969 debütierte der Straßenkurs rund um Barcelonas Hausberg. Es ging durch eine bewaldete Parklandschaft und Wohngebiete, die Zuschauer genossen den Ausblick auf den Hafen. Das Höllentempo sorgte für hohes Risiko. Und es hätte sogar eine dritte Kulisse geben können: 1951 und 1954 war der Vorort Pedralbes Austragungsort eines Formel-1-Rennens, allerdings ohne Berücksichtigung für die WM.
Kein Grand Prix wurde so häufig ausgetragen wie die von Italien und Großbritannien. Jeweils 65 Ausgaben gab es zwischen 1950 und 2014 von beiden Events - im Klassenbuch steht also nicht ein einziger Fehltag.
Allerdings: Mit den meisten Rennen auf dem Boden eines Landes darf sich nur Italien brüsten, wo 92 Rennen stattfanden. Schließlich gehört auch das Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola rechtlich gesehen nicht zu San Marino, sondern zur Stiefelnation.
Die meisten Formel-1-Kurse haben die USA zu bieten. Es waren zehn in acht Bundesstaaten: Sebring (Florida), Riverside (Kalifornien), Watkins Glen (New York), Las Vegas (Nevada), Detroit (Michigan, im Bild), Long Beach (Kalifornien), Phoenix (Arizona), Dallas (Texas), Indianapolis (Indiana) und Austin (Texas).
Deshalb ereignete sich 1982 ein Unikum: Drei Rennen, nämlich die in Long Beach, Detroit und auf dem Parkplatz des Caesars Palace in Las Vegas (im Bild) fanden in einem einzigen Land statt: den USA.
Warum die Nordschleife nicht der längste Kurs ist, wo die meisten Grands Prix und die "One-Race-Wonder" stiegen