Einmal ein Formel-1-Auto fahren: Diverse Topstars verschiedener Rennserien, ein Politiker, ein Hollywood-Star und ein Überflieger anderer Art als "Testfahrer".
5. August 1996: Alles beginnt mit einer verrückten Idee, und die kommt natürlich von Eddie Jordan. In Silverstone lässt er seinen Formel-1-Piloten Martin Brundle das Cockpit mit dem zu diesem Zeitpunkt amtierenden Rallye-Weltmeister Colin McRae tauschen. Während Brundle den Subaru Impreza 555 fährt, dreht McRae seine Runden im Peugeot-befeuerten Jordan 195 und ...
... imponiert dabei allen Beteiligten. Jordan sagt nach dem Test in einem Interview, dass McRae "sofort schnell" gewesen sei. "Hätte er sich nicht für Rallye entschieden, wäre er Formel-1-Weltmeister geworden. Da bin ich mir sicher", so der Teamchef.
22./23. April 1998: In Barcelona kommt es zu einem weiteren spektakulären Cockpittausch. Der zu diesem Zeitpunkt zweimalige und amtierende Rallye-Weltmeister Tommi Mäkinen übernimmt den (umlackierten) Williams FW19 von Jacques Villeneuve. Der Formel-1-Weltmeister fährt im Gegenzug Mäkinens den Mitsubishi Lancer aus der WRC.
18. Januar 1999: Motorradstar Max Biaggi - zu diesem Zeitpunkt bereits viermaliger 250er-Weltmeister - testet in Fiorano den Ferrari F300 von 1998. Der Test kommt zustande, weil Marlboro zu dieser Zeit sowohl Hauptsponsor von Ferrari in der Formel 1 als auch von Biaggi in der 500er-Klasse der Motorrad-WM ist.
13. Januar 2002: Jaguar-Teamchef Niki Lauda, der zuvor gesagt hat, jeder Affe könne inzwischen Formel 1 fahren, steigt selbst in den R2 - und muss auf fast peinliche Art und Weise erfahren, dass die Formel 1 doch kniffliger ist als gedacht.
27. September 2002: Im Rahmen des Grand Prix der USA in Indianapolis darf IndyCar-Lady Sarah Fisher ein paar Demorunden im Formel-1-Silberpfeil - zu dieser Zeit der McLaren-Mercedes - drehen.
11. Juni 2003: Der viermalige NASCAR-Champion Jeff Gordon testet auf dem Infield-Kurs des Indianapolis Motor Speedway den aktuellen BMW-Williams FW24 von Juan Pablo Montoya. Der Kolumbianer fährt im Gegenzug Gordons NASCAR-Auto, den Chevrolet Monte Carlo von Hendrick Motorsports.
26. März 2004: Der frischgebackene IndyCar-Champion Scott Dixon testet in Le Castellet den Williams FW26. Wie bei Jeff Gordon im Jahr zuvor, so handelt sich auch hier um den aktuellen Boliden. Der FW26 hatte erst wenige Tage zuvor beim F1-Saisonauftakt 2004 in Bahrain sein Renndebüt gegeben. Und am ...
... 8./9. April 2004, nur zwei Wochen nach dem Le-Castellet-Test, darf Dixon auch in Barcelona das Steuer des FW26 übernehmen. Zu einem Deal zwischen dem Neuseeländer und dem Team von Frank Williams kommt es aber nicht. Dixon bleibt bei Chip Ganassi in der IndyCar-Serie und lässt seinem Titel von 2003 später noch fünf weitere folgen.
1./2. Februar 2006: MotoGP-Superstar Valentino Rossi nimmt im Cockpit eines Formel-1-Boliden von Ferrari Platz. Es handelt sich um das Weltmeisterauto der Saison 2004, den F2004. Rossi testet den roten Renner auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia und ist dabei nur eine halbe Sekunde langsamer als Michael Schumacher.
23. bis 25. November 2006: Ebenfalls in Valencia klettertet Alessandro "Alex" Zanardi im Rahmen des Formel-BMW-Weltfinales ins Cockpit eines aktuellen BMW-Sauber F1.06 aus der Formel-1-Saison 2006. Das Besondere dabei ist ...
... die Tatsache, dass Zanardi mit Handgas fährt - eine Folge seines grauenhaften ChampCar-Unfalls auf dem EuroSpeedway Lausitz, bei dem er fünf Jahre zuvor beide Beine, nicht aber den Lebensmut, verloren hatte.
21. November 2008: Zwei Jahre nach Zanardi sitzt erneut dessen Landsmann Valentino Rossi im Formel-1-Cockpit. "The Doctor" steigt kurz nach dem Gewinn eines achten von neun Titeln in der Motorrad-WM wieder in einen Ferrari. Diesmal handelt es sich um den aktuellen F2008, den er auf seiner Paradestrecke Mugello testet.
Kurz vor Rossis Mugello-Test steigt Rallye-Weltmeister Sebastien Loeb am 17. November 2008 zu Testzwecken ins Formel-1-Cockpit. "Super-Seb" sitzt in Barcelona im aktuellen Red-Bull-Renault RB4 aus der Saison 2008.
Und auch Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey testet immer mal wieder eine seiner Konstruktionen. So auch am 2. Juli 2010 den Red-Bull-Renault RB5 beim Festival of Speed in Goodwood.
Der wohl ungewöhnlichste Formel-1-"Testfahrer" schwingt sich am 7. November 2010 ins Cockpit. Der russische Staatspräsident Wladimir Putin legt nahe Sankt Petersburg einige Meter in einem alten Renault-Boliden zurück.
14. Juni 2011: Wenige Monate vor dem Gewinn seines dritten NASCAR-Titels zwängt sich Tony Stewart in Watkins Glen ins Cockpit des McLaren-Mercedes MP4-23, der in der Formel-1-Saison 2008 von Lewis Hamilton zum WM-Titel pilotiert wurde. Der Brite fährt gleichzeitig Stewarts NASCAR-Boliden, den Chevrolet Impala von Stewart/Haas Racing.
23. August 2011: Kein Fahrer aus einer anderen Rennserie, sondern Hollywood-Star Tom Cruise nimmt im Cockpit eines Red-Bull-Renault RB6, dem Weltmeisterauto von Sebastian Vettel aus der Saison 2010, Platz. Cruise begibt sich in Willow Springs (Kalifornien) auf Testfahrt.
2. Juni 2012: Enige Monate nach Tom Cruise sitzt erneut ein Motorsport-Fremdling im Red-Bull-Cockpit. Skisprung-Star Thomas Morgenstern pilotiert auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg den Red-Bull-Renault RB7, mit dem Sebastian Vettel in der Formel-1-Saison 2011 seinen zweiten WM-Titel gewann.
Juni 2015: Der amtierende DTM-Champion Marco Wittmann testet in Spielberg für Toro Rosso - ein Geschenk von BMW zum Titelgewinn. Nachdem der ursprünglich geplante Test in einem alten Auto ins Wasser fällt, darf Wittmann im Rahmen eines offiziellen Tests sogar das aktuelle Auto fahren, den STR10.
Oktober 2016: Ebenfalls einen modernen Formel-1-Boliden mit Hybridantrieb testet der dreimalige MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo. Der gemeinsame Sponsor Monster Energy arrangiert für den Spanier in Silverstone eine Ausfahrt im Mercedes F1 W05 aus der Saison 2014.
20. Juni 2017: Sebastien Ogier tritt nicht nur in der Rallye-WM in die Fußstapfen seine Namensvetters Sebastien Loeb. Der zu diesem Zeitpunkt viermalige und amtierende WRC-Champion fährt in Spielberg unter Anleitung von David Coulthard gut 100 Kilometer im Red-Bull-Renault RB7 von 2011.
5. Juni 2018: In Person von Marc Marquez klettert nach Max Biaggi und Valentino Rossi ein weiterer MotoGP-Star in ein Formel-1-Auto. Auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg dreht der Honda-Werkspilot seine Runden in einem alten Ferrari-befeuerten Toro Rosso STR7 - mit Honda-Logos - von 2012. Gleichzeitig ...
... testet auch Marquez' Honda-Teamkollege Dani Pedrosa den Toro Rosso STR7. Der kleingewachsene Spanier ist mit dem für beide ungewohnten Fahrzeug sogar schneller als Marquez. Als "Fahrlehrer" ist an jenem Juni-Tag in Spielberg der ehemalige Red-Bull-Pilot Mark Webber an der Strecke mit dabei.
26. November 2018: Der siebenmalige NASCAR-Champion Jimmie Johnson gibt sich die Ehre. Bei einem Autotausch mit Fernando Alonso steuert er den McLaren MP4-28 aus der Saison 2013 - und ist dabei nur wenige Zehntelsekunden langsamer als Alonso! Gut zwei Jahre später wechselt Johnson tatsächlich in den Formelsport - allerdings nicht in die Formel 1, sondern in die IndyCar-Serie, wo er für Chp Ganassi Racing fährt.
9. Dezember 2019: Gut ein Jahr nach Johnson vs. Alonso in Bahrain kommt es in Valencia zu einem weiteren überaus prominenten Fahrzeugtausch. Der bereits mit Formel-1-Testerfahrung gesegnete MotoGP-Superstar Valentino Rossi fährt das Weltmeisterauto von Lewis Hamilton von 2017, den Mercedes F1 W08. Im Gegenzug fährt Hamilton Rossis Yamaha M1 aus der MotoGP-WM.
6. November 2024: Mit Kalle Rovanperä wagt sich ein weiterer Rallye-Weltmeister ans Steuer eines Formel-1-Autos. In Spielberg fährt der Finne einen Red Bull RB8, das Weltmeisterauto von Sebastian Vettel aus der Saison 2012.