Ein Leben im Motorsport: Zum 80. Geburtstag von Peter Sauber zeigen wir Ausschnitte aus seiner Karriere vor und in der Formel 1
Zum 80. Geburtstag von Peter Sauber: Wir blicken zurück auf das Leben und Wirken des Rennstall-Gründers aus der Schweiz, der in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur in der Formel 1 für Aufsehen gesorgt und manchem späteren Siegfahrer die erste Chance gegeben hat. Und für noch etwas ist der 1943 in Zürich geborene Sauber bekannt: Für die Zigarre, die er sich gern mal gönnt, wenn sein Team wieder einen Erfolg erzielt hat.
Peter Sauber hat anfangs übrigens selbst ins Lenkrad gegriffen. Im Alter von 23 Jahren fährt er sein erstes Rennen. Als fahrbarer Untersatz dient ihm ein getunter Volkswagen Käfer.
In den 1960er-Jahren ist Peter Sauber oft an der Rennstrecke. Doch den Schweizer lockt nicht mehr so sehr das Fahren, sondern die Konstruktion der Autos. 1969 baut er seinen ersten Rennwagen. Und schon damals beginnt eine Tradition, die bis heute anhält: Jedem Sauber-Auto steht bei der Typenbezeichnung ein "C" voran - für Christiane, Saubers Frau, mit der er seit 1965 verheiratet ist.
Peter Sauber als Tüftler: Nachdem die Sauber Motorsport AG gegründet ist, konzentriert sich der Schweizer in den 1970er-Jahren zunächst auf den Bau von Sportwagen. In den 1980er-Jahren erhält Sauber sogar Werksstatus: Das Team aus Hinwil führt das Mercedes-Programm in der Langstrecken-WM durch. 1989 gewinnt Sauber-Mercedes mit Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens die 24 Stunden von Le Mans. 1989 und 1990 siegt Sauber-Mercedes mit Jean-Louis Schlesser und Mauro Baldi in der Sportwagen-WM.
Mit den "jungen Sternen": Peter Sauber und die Mercedes-Nachwuchspiloten Michael Schumacher, Karl Wendlinger und Heinz-Harald Frentzen. Das deutsch-österreichische Trio wird unter der Anleitung von Jochen Mass für höhere Aufgaben vorbereitet und verdient sich im Sauber-Sportwagen die ersten Sporen. Alle drei fahren später in der Formel 1, Wendlinger und Frentzen sogar für Sauber.
Schon 1991 lagen Pläne für einen Formel-1-Einstieg mit Mercedes-Hilfe in der Schublade, 1993 werden diese Pläne in die Tat umgesetzt: Peter Sauber und seine Mannschaft aus Hinwil steigen in die Königsklasse des Motorsports ein. Die Motoren kommen von Ilmor, in den Autos sitzen im Debütjahr J.J. Lehto und Karl Wendlinger.
Peter Sauber, der ab 1995 - unter anderem - auf die Unterstützung von Red Bull und ab 1997 auf die finanzielle Mitgift von Petronas zählen kann, erweist sich als guter Stratege: Er sichert seinem Team zur Saison 1997 Kundenmotoren von Ferrari. Eine Partnerschaft, die (mit Unterbrechungen) bis heute anhält.
Dem Nachwuchs eine Chance geben: Peter Sauber fördert schon seit jeher junge Piloten. 2001 tut er dies auch in der Formel 1 und setzt Nick Heidfeld sowie einen gewissen Kimi Räikkönen in die Cockpits seiner Fahrzeuge. Räikkönen, damals noch ein vollkommen unbeschriebenes Blatt, muss sogar um seine Superlizenz kämpfen, bekommt sie aber. Und gemeinsam mit Heidfeld sorgt er bei Sauber für Furore ...
Peter Sauber beweist ein gutes Händchen: Mit Nick Heidfeld (ein Podestplatz) und Kimi Räikkönen fährt das Sauber-Team die beste Saison in der Geschichte des Rennstalls und belegt als privater Rennstall den vierten Platz in der Konstrukteurswertung.
Nur ein Jahr später, nun mit Felipe Massa und Nick Heidfeld, feiert Peter Sauber das 150. Rennjubiläum in der Formel 1. Die weitere Zukunft seines Rennstalls hat der Schweizer längst im Blick ...
Auf Inspektion auf der Baustelle in Hinwil: Peter Sauber investiert in die eigene Rennanlage und lässt diese umfangreich um- und ausbauen. Damit legt er den Grundstein für weitere erfolgreiche Jahre im Motorsport.
Im Dezember 2003 wird der neue Sauber-Windkanal in Hinwil eingeweiht. Das kleine Privatteam aus der Schweiz hat sich in den zehn Jahren seit dem Formel-1-Einstieg immer besser aufgestellt.
2005 dockt der erste Formel-1-Weltmeister bei Peter Sauber an: Jacques Villeneuve, Champion von 1997, fährt ab sofort für Sauber. Kurz weg, nun wieder da: Felipe Massa wird bei Sauber auf seine Rolle als Ferrari-Stammpilot ab 2006 vorbereitet.
Zum 1. Januar 2006 übernimmt der deutsche Hersteller BMW das Sauber-Team und macht es zum BMW-Werksteam in der Formel 1. Das Erbe von Peter Sauber bleibt im Teamnamen erhalten: Der Rennstall firmiert als "BMW Sauber F1 Team", die Teamzentrale bleibt in Hinwil.
Peter Sauber, der zu diesem Zeitpunkt noch 20 Prozent der Teamanteile hält, ist nicht mehr länger als Teamchef aktiv, fungiert aber als Berater - hier an der Seite von BMW-Sportchef Mario Theissen.
In seiner Berater-Funktion erlebt Peter Sauber auch den größten Erfolg in der Geschichte des Teams: 2008 fährt Robert Kubica beim Großen Preis von Kanada vor Nick Heidfeld zum Sieg. Der erste Formel-1-Sieg ist also gleich ein Doppelsieg. Hinwil jubelt über den ganz großen Coup.
Doch die Tage des BMW Sauber F1 Teams sind gezählt: Im Juli 2009 gibt BMW überraschend den Rückzug aus der Formel 1 bekannt. Peter Sauber setzt alle Hebel in Bewegung, um das Team zu retten. Nach langen Verhandlungen steht im November 2009 fest: Sauber ist weiter in der Formel 1 vertreten. Peter Sauber kauft das Team zurück und betreibt es nun wieder als privaten Rennstall - und erneut mit Ferrari-Motoren.
Das Comeback des Sauber-Teams: Mit Pedro de la Rosa und Kamui Kobayashi sowie einem in Weiß und Grau gehaltenen Rennwagen kehrt Peter Sauber als Teamchef zurück in die Formel 1.
Ebenfalls 2010 feiert Peter Sauber auch ein besonderes Jubiläum: Seit 40 Jahren ist er mit seinem eigenen Rennstall im Motorsport vertreten.
Für seine Verdienste um den Motorsport erhält Peter Sauber in den folgenden Jahren diverse Auszeichnungen.
2012 übergibt Peter Sauber im Alter von 69 Jahren die Leitung des Rennstalls an Monisha Kaltenborn, die zur ersten Formel-1-Teamchefin aufsteigt. Sauber hatte sie zuvor auf diese Rolle vorbereitet.
Ein alter Bekannter schaut vorbei und erweist Peter Sauber seinen Respekt: Michael Schumacher, der am Saisonende 2012 seine Formel-1-Karriere endgültig beendet.
Nico Hülkenberg, Monisha Kaltenborn, Esteban Gutierrez und das gesamte Sauber-Team feiern das 20-jährige Formel-1-Jubiläum des Teams in der Rennsaison 2013. Nur zehn Teams können auf eine größere Historie in der Königsklasse zurückblicken.
2016 steigt die Schweizer Investorengruppe Longbow Finance bei Sauber Motorsport ein und übernimmt das Unternehmen komplett. Peter Sauber zieht sich daraufhin aus dem Team und aus dem Motorsport zurück.
30 Jahre nach dem Einstieg ist das Sauber-Team 2023 immer noch in der Formel 1 aktiv. Es trägt inzwischen den Namen des Titelsponsors Alfa Romeo, greift weiterhin auf Ferrari-Antriebe zurück und hat sein Hauptquartier wie eh und je in Hinwil in der Schweiz.
Ein Leben im Motorsport: Zum 80. Geburtstag von Peter Sauber zeigen wir Ausschnitte aus seiner Karriere vor und in der Formel 1