Als Kind in der Radarfalle, dann auf steinigen Wegen: Wie Nico Hülkenberg in der Formel 1 Fuß fasste und in Le Mans siegte
Nico Hülkenbergs Karriere im Autorennsport nimmt 2005 in der Formel BMW ihren Anfang. Allerdings: Zuvor hat der Blondschopf schon als Kind mit seinem Speed auf sich aufmerksam gemacht, als er am Steuer eines Lieferwagens der Firma seines Vaters geblitzt worden ist.
Er gewinnt in der Formel BMW auf Anhieb die Meisterschaft und brilliert bereits als Teenager bei Regenrennen. Seine Gegner sind damals unter anderem Sergio Perez und Sebastien Buemi.
Um sein Management kümmert sich Michael-Schumacher-Intimus Willy Weber, was seinen Namen in Fachkreisen schnell bekannt macht. Ein kleiner Hype entsteht. Weber bringt Hülkenberg 2006 in die neu geschaffene A1GP-Serie, ...
... die Hülkenberg für Team Deutschland gewinnt.
2008 schlägt der Emmericher unter anderem Jules Bianchi sowie Edoardo Mortara und wird Formel-3-Europameister - natürlich im Premierenjahr.
Dazu holt er den zweiten Platz beim Masters in Zandvoort, das er bereits im Vorjahr gewonnen hat.
Bei Williams ergattert Hülkenberg 2009 sein erstes Formel-1-Engagement als Testfahrer.
Dazu steigt er in die GP2-Serie auf und holt auch im unmittelbaren Unterbau der Königsklasse auf Anhieb den Titel. Seine Überlegenheit im Kampf um die Meisterschaft ist sogar gegen viele künftige Stars erdrückend.
Der Lohn: Das Stammcockpit bei Williams in der Formel-1-Saison 2010 und die ersten WM-Punkte in Malaysia. Doch es kommt noch besser ...
In Brasilien holt er im Regen völlig überraschend die Poleposition. Doch weil Paydriver Pastor Maldonado die Teamführung mit seinem Petrodollars lockt, verliert Hülkenberg nur wenige Wochen später seinen Job.
Force India ist die Rettung: Teamboss Vijay Mallya nimmt ihn als Testfahrer unter Vertrag und merkt schnell, dass er einen Rohdiamanten in seinen Reihen hat.
2012 übernimmt er das Stammcockpit von Adrian Sutil und sorgt wieder in Brasilien für Furore: Hülkenberg ist im Regen drauf und dran, das Rennen zu gewinnen, als er mit Lewis Hamilton im McLaren kollidiert und eine historische Chance wegwirft.
Er wechselt 2013 überraschend zu Sauber und schafft es, ein zu Saisonbeginn schwächelndes Team in die Spur zu bringen. Hülkenberg landet erstmals unter den Top 10 der Gesamtwertung am Jahresende.
Hülkenberg, der vom Talent zur verlässlichen Größe gereift ist, steht vor einem Wechsel zu Ferrari, der in letzter Sekunde platzt, weil die Scuderia lieber Kimi Räikkönen zurückholt.
Stattdessen es geht 2014 zurück zu Force India, auch weil bei Sauber nicht alles "sauber" gelaufen ist. Hülkenberg wird zu einem der konstantesten Fahrer im Feld und holt bei den ersten zehn Grands Prix Punkte. Am Ende Platz neun in der Fahrer-WM.
Im Jahr darauf gewinnt Hülkenberg im Nebenjob mit Porsche die 24 Stunden von Le Mans - mit nur einem Rennen Vorbereitung im LMP1-Auto.
2015 und 2016 sind ansonsten geprägt von dem Kampf um das erste Formel-1-Podium. Hülkenberg holt zum dritten Mal einen vierten Platz und in der Szene wird schon von einem "Podestfluch" gemunkelt.
Von seinem Wechsel zu Renault und seinem ersten Engagement in einem Werksteam verspricht sich Hülkenberg die Chance auf ein Siegauto. Bis 2019 sind die Franzosen zwar für WM-Punkte gut, aber längst nicht für das Podium, auf das er so sehnsüchtig wartet.
Nach der Saison 2019 verlässt Hülkenberg die Formel 1 - vorläufig. In den kommenden drei Jahren hält er sich mit einem Expertenjob für ServusTV und vereinzelten Einsätzen als Reservepilot für Racing Point/Aston Martin über Wasser. Bei denen kann er durchaus überzeugen, weshalb ...
... er 2023 in die Startaufstellung zurückkehrt! Bei Haas bekommt er im Alter von 35 Jahren noch einmal ein Stammcockpit und damit die Chance, einen unliebsamen Rekord loszuwerden. Mit 208 Formel-1-Starts (Stand: China 2024) ist er in der bisherigen Geschichte der Königsklasse der Fahrer mit den meisten Rennen ohne Podestplatz.
Im April 2024 wird Hülkenberg als erster Stammfahrer für das neue Audi-Werksteam in der Formel 1 vorgestellt. Er wechselt schon 2025 zu Sauber, das dann 2026 in Audi übergeht.