Wir begründen: Warum Valtteri Bottas nicht schlechter war als Lewis Hamilton und Sebastian Vettel keine bessere Note verdient als eine Drei
Antonio Giovinazzi (5): Es ist nicht so, dass einem so ein Patzer wie in der Rascasse gegen Kubica nicht mal passieren kann. Das Problem ist: Giovinazzi passieren solche Dinge und er ist gleichzeitig zu langsam. Ferrari, hören wir, möchte ihn als Simulatorfahrer zurück. Das wäre ein sicherer Job. Das Zeug zum Weltmeister hat er eh nicht.
Lance Stroll (5): Einer unserer Kollegen meinte scherzhaft, es sei wohl "breaking News", sollte es Stroll ins Q2 schaffen. Eine rein hypothetische Überlegung, wie wir inzwischen wissen. Der Kanadier steht seinen Gegnern unnötig im Weg, wirkt gereizt, ruft nicht sein Bestes ab. Wahrscheinlich fehlt ihm menschliche Führung.
Romain Grosjean (4): Wenn er in dieser Liste als drittschlechtester Fahrer aufscheint, mutet das fast ein bisschen hart an. Aber Überfahren der weißen Linie, das darf einem Routinier wie ihm nicht passieren. Und im Vergleich zu Magnussen war er in Monaco weniger überzeugend.
Kimi Räikkönen (4): Gefeiert wurde nur vor, aber nicht nach dem 300. Grand Prix. Räikkönen war noch nie ein Monaco-Spezialist, und das wird er auf seine alten Tage auch nicht mehr werden. Da und dort ein bisschen Rennpech, und ein Alfa Romeo, der nicht Top-10-fähig ist. Zum zweiten Mal hintereinander ohne Punkte.
Nico Hülkenberg (3): Erstmals tat sich Hülkenberg im teaminternen Stallduell schwer. Aber Ricciardo ist ein ausgesprochener Monaco-Spezialist. Und selbst hat er nicht viel falsch gemacht. Auch die Kollision mit Leclerc, letztendlich der Anfang vom Ende, ging nicht auf seine Kappe - sondern war zu gewagt vom Ferrari-Fahrer.
Robert Kubica (3): Aber hallo, der kann's ja doch! Fast das ganze Wochenende war Kubica auf Augenhöhe mit Teamkollege Russell, und selbst die enge Loews-Haarnadel, bei der viele gezweifelt haben, ob er sie überhaupt ordentlich lenken kann, war letztendlich kein Problem. So kann's weitergehen!
Charles Leclerc (3): Im Rennen hat der Monegasse seine Nerven weggeschmissen. Dafür rechnen wir ihm mildernde Umstände an. Denn der Ausgangspunkt war ein Taktik-Fehler von Ferrari in Q1. Bis dahin war Leclerc schneller als Vettel und im FT3 sogar schneller als die Mercedes-Fahrer. Was wäre da möglich gewesen?
Lando Norris (3): Der Rookie ist nie mit sich zufrieden, wenn er seine Sache nicht hundertprozentig perfekt macht. Wir finden: So schlecht war das gar nicht. Okay, gegen Sainz fiel er letztendlich ein wenig ab. Aber der hat a) mehr Monaco-Erfahrung und absolvierte b) eines seiner besten Wochenenden.
Sergio Perez (3): Mit einem unterlegenen Racing Point konnte der Mexikaner nicht wirklich was ausrichten. Und trotzdem ist er für uns der Held des Rennens: Wie er nach dem Boxenstopp geistesgegenwärtig reagierte, um zwischen zwei Streckenposten durchzufahren, hat möglicherweise Leben gerettet!
Kevin Magnussen (3): Schade, dass er seine mega Quali-Leistung nicht nutzen konnte. Erst am Start eine Position an Ricciardo verloren, dann ein Opfer einer ganz schlechten Haas-Boxenstrategie, am Ende dann auch noch leicht daneben im Zweikampf mit Perez. Platz zwölf wird seinem Potenzial nicht gerecht.
Sebastian Vettel (3): Auch wenn das Rennen fehlerlos und grundsolide war: Aufs ganze Wochenende gesehen hat uns Vettel nicht überzeugt. Beim Crash in FT3 (nicht sein erster Patzer bei Sainte Devote) hatte er Riesendusel, dass nicht mehr kaputt war. Und im Qualifying wäre ohne seinen Schnitzer bei Tabak mehr drin gewesen.
Pierre Gasly (3): Der Aufwärtstrend des Franzosen hält an. In den Trainings ist er näher an Verstappen dran als am Saisonbeginn. Im Rennen holte er sich mit frischen Reifen routiniert den Bonuspunkt für die schnellste Runde ab. Aber machen wir uns nichts vor: Er ist immer noch die Nummer 2 bei Red Bull.
Carlos Sainz (2): Je länger er bei McLaren fährt, desto mehr wächst er in die Rolle des Teamleaders hinein. Monaco liegt ihm, und das setzte er im Rennen dann auch um. Dass er Sechster wurde und nicht Achter, lag auch an der Boxenstrategie. Seine Leistung war aber makellos. Auch im Vergleich zu Norris.
George Russell (2): Die Rookie-Generation 2019 ist vielleicht die beste seit Jahren in der Formel 1, und Russell war 2018 Champion in der Formel 2. Vor Norris, vor Albon. In Monaco hat man ansatzweise gesehen, was der Junge kann. Sonst lässt der Williams ja nicht zu, dass man von seinem Talent etwas sieht.
Daniil Kwjat (2): Der Russe hatte sich in Monaco erstaunlich gut im Griff. P7 beweist, was drin ist, wenn nur sein Talent zu Tage kommt und nicht seine Macken. Man hört, dass ihn Ferrari schon vermisst, weil seine Expertise am Rennsimulator fehlt.
Daniel Ricciardo (2): Dass er Monaco nicht gewinnen würde, war diesmal von Anfang an klar. Aber nach einem bis dahin gemischten Wochenende fuhr Ricciardo ab Q3 in Hochform. Selbst am Start gewann er eine Position, P5 schien machbar. Bis ihm die Renault-Box das Rennen kaputtgemacht hat.
Alexander Albon (2): Franz Tost hat gesagt, dass der Thailänder die Überraschung der Saison wird. In Monaco haben wir gesehen, was er damit meint. Phasenweise war Albon schnellster Mann im Feld. Auch in den Trainings war er stark. Dass in den entscheidenden Momenten manchmal Coolness fehlt, kann man einem Rookie nachsehen.
Max Verstappen (2): Die Szene auf dem Foto kostet Verstappen die glatte 1. Ohne das übermotivierte Manöver gegen Hamilton in Runde 76 (von 78) wäre es eine perfekte Leistung gewesen. Die Strafe geht nicht auf ihn, sondern aufs Team. Und: Auf die Ansage "Überhol Lewis doch einfach" reagiert niemand so wie er!
Valtteri Bottas (2): P4 (auf der Strecke, P3 in der Ergebnisliste) sieht schlecht aus, wenn der Teamkollege gewinnt. Tatsache ist aber, dass Bottas nur in Q3 minimal schlechter war als Hamilton. Für den Boxen-Zwischenfall kann er nichts. Danach war er chancenlos. Und bis Q3 hatte er die Nase das ganze Wochenende vor Hamilton.
Lewis Hamilton (1): Man muss nicht mögen, dass er am Podium kein Trauerflor getragen hat. Man hätte sich nach dem Tod von Niki Lauda auch einen gedämpfteren Jubel vorstellen können. Das Meckern am Funk war einfach nur nervig. Aber Hamilton ist eben Hamilton. Und genau deswegen der beste Rennfahrer der Welt!